Es hätte uns zu denken geben sollen, dass unsere Freunde von der Toriba, die in den Abacos stecken, uns per What’s App fragen, ob es uns gut geht. Wahrscheinlich haben sie sich die Frage gestellt, ob wir noch alle Tassen im Schrank haben. Möglicherweise zurecht. ????

Wir warten seit letzten Montag auf die Gelegenheit, weiter nach Nordosten zu kommen. Über Spanish Wells wollen wir in die Abacos. Das Wetter tut sich schwer, uns den passenden Wind zu bieten. Am Freitag entdecken wir eine Lücke. Danach ist wieder Essig, also nehmen wir die. Es wird kein Traumwetter, aber zunächst ist kräftiger Südwind angesagt, der auf West drehen soll und am Nachmittag abflauend auf Nord. Bis dahin sind wir da. Das Ganze eventuell etwas gespickt mit Regen- oder Gewitterschauern. Dramatischen Wind soll es nicht geben, mit dem Rest können wir leben. So sieht die Vorhersage aus: 

Der Anfang ist prima, das Schwierigste dabei ist, bei böigem Seitenwind aus der engen Marina zu kommen und ohne auf dem Felsen in der Marinaeinfahrt zu landen, das Fahrwasser zu erreichen. Nachdem die Hürde überwunden ist, segelt Balou flott mit achterlichem Wind Richtung Nordost. Am Horizont taucht die eine oder andere schwarze Wand auf ( die uns früher zu Angst erstarren ließ) und zieht ohne dramatische Auswirkungen über uns hinweg. Einmal grummelt es in der Ferne, mehr passiert nicht. 

Bis gegen 11.00 eine erneute Front aufzieht. Segel kleiner, abwarten. Es folgt ein Winddreher. Auch nicht so wild, das haben diese Wolken manchmal so an sich. Sind sie vorbei, ist alles wieder beim Alten. Auch dieses Mal passiert nichts Wildes. Bis auf die Tatsache, dass der Wind nicht wieder zurückdreht. ????

Na Bravo, wir haben noch 30 sm vor uns und der Wind kommt von vorne. Die ersten Seemeilen können wir noch hoch am Wind segeln, dann ist der Spaß vorbei. Die Windstärke pendelt sich bei 20 – 25 kn ein. Nach kurzer Zeit, dreht auch die Welle, die nach kräftigem Südwind nun aus dem Norden kommt. Im Ergebnis entsteht eine 1,5 m hohe Kreuzsee, die nicht hundertprozentig verstaute Utensilien durch die Gegend fliegen lässt. Ich gebe es sehr schnell auf, den Kram wieder einzusammeln und habe genug zu tun mich selber fest zu halten. Meiner inzwischen bekannten Besteckschublade werfe ich nur drohende Blicke zu. 

Es gibt keine Fluchtmöglichkeit. Neben uns ist ein Riff, das keine Ankermöglichkeit bietet. Zu kreuzen hat bei der Welle absolut keinen Sinn, zumal ja das Riff neben uns ist. Wir könnten noch umdrehen, aber wer dreht nach 20 sm um, wenn er noch 20 sm vor sich hat bevor wir in die nächste Landabdeckung kommen? Außerdem wartet die Maverick auf uns, für die wir ein Ersatzteil dabei haben. Wir halten durch, bzw. der Motor hält durch. Es kracht und scheppert, sogar Reiner ist genervt. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit ist der Spuk vorbei, wir erreichen die große Bucht bei Spanish Wells. Es ist mittlerweile 17.00 Uhr. Nach unserem Wetterbericht sollte der Wind erst jetzt auf Nord drehen und abflauen. (Siehe oben) 

Erkenntnis des Tages: Wenn uns beim nächsten Mal jemand fragt, ob es uns gut geht, werden wir uns die Wetterberichte differenzierter ansehen….