Nassau. Eine Stadt über die wir schon einiges gehört haben. Schmutzig, verfallen und  gefährlich sagen die einen. Karibisch, touristisch und lebhaft die anderen. 

Nassau ist die Hauptstadt des Inselstaates Bahamas und liegt mit seinen ca. 250 000 Einwohnern auf der Insel New Providence. In und über Nassau schwebt der Geist der Piraten, die hier in der verwinkelten Inselwelt einen ihrer bekanntesten Standorte hatten. Blackbeard, Charles Vane und Jack Rackham sind bis heute in aller Munde. 

Wir sind seit 3 Tagen hier am Anker vor den Hafenanlagen. Zugegeben, ist gab schon schönere Ankerplätze, aber darum geht es jetzt auch nicht. Wir müssen einkaufen, Wäsche waschen und….ich will Nassau erleben. 

Je länger wir hier sind, desto besser gefällt es mir. Es hat von allen Eigenschaften etwas. Es ist marode, einige Häuser stehen kurz vor dem Zerfall. In einigen Hafenbecken ist es schmutzig, der weiße Streifen über der Wasserlinie unseres Schiffes wird an Tag 2 schwarz. Gefährlich soll es auch sein, nach Einbruch der Dunkelheit soll man keinesfalls – und schon gar nicht alleine –  spazieren gehen. 

Nassau ist auch touristisch. Fünf Kreuzfahrer finden im großen Terminal im westlichen Hafenteil Platz. Besockte weiße Beine gehen einmal die moderne Geschäftsstraße auf und ab, um anschließend wahrscheinlich zu erzählen, sie hätten Nassau gesehen. Alles nichts was schön klingt. Wenn man diese Ecke aber meidet,  wird ( zumindest mir) Nassau sympathisch. Gerade der marode Charme der Kolonialzeit spricht für gelebte Geschichte. Um die Brücke, die zur Nachbarinsel Paradise Island führt, sind seit ewigen Zeiten Fischer ansässig, die auch heute noch mit abenteuerlichen Booten ihren Fang in die Stadt bringen. Im Hafenbecken liegen noch reichlich Hurricanwracks des vorletzten Jahres. 

Da ich bis heute keinen Lobster auf dem Teller hatte, ( Reiner und Alfons haben sich redlich und vergeblich bemüht), fällt mein Entschluss, bei den Fischern  einen zu kaufen. EINEN! 

Wir fahren direkt mit dem Dinghi zum Fischerkai und fragen nach frischem Lobster. Kein Problem. Nur, EINEN bekomme ich nicht. Die Viecher werden sofort in Säcke gepackt und gefroren. Ein Sack kostet 80 $. In dem Sack befinden sich ca sieben Lobster. Zwei kleinere, fünf große. 

Na gut, umgerechnet nicht viel, der Tiefkühler läuft zufällig auch gerade, her mit dem Sack. Im bin im Lobsterhimmel. Und vielleicht, aber nur vielleicht, bekommen die Gäste auch noch was ab. 

Auf der anderen Seite der Fischerhütten unter der Brücke sind nahtlos Fressbuden aneinandergereiht, die von den Einheimischen um die Mittagszeit hochfrequentiert sind. Wo Einheimische essen, ist das Essen gut. Und richtig, wir verzehren den köstlichsten Conchsalat unserer bisherigen Tour. Kulturell ausgehungert von den vielen Sandhaufen der letzten Wochen,  merke ich schon, dass die Zeit wieder nicht reicht, zwischen Supermarkt und Waschmaschine alles anzugucken. 

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