Und ich dachte, es geht nicht mehr blauer.

Wir schaffen ganze 8 sm in Richtung Süden. Dort befindet sich der kleine Ort Black Point vor einer großen Ankerbucht. Der Anker fällt und beim Kontrolltauchen meint Reiner schon, der Sand sei so weiß, dass es unter Wasser blendet. Das Wasser scheint noch türkiser. In unseren Segelführern steht, dass hier die Einheimischen besonders nett und aufgeschlossen sein sollen. Volltreffer.

Wir finden ein richtiges Dorf mit kleinen Straßen, Kneipen, einer Schule, zwei Läden und einer Telefonzelle (!) vor. Allerliebst. Zurück in der Karibik. Die Häuser sind wie gewohnt pink, hellblau und grün, die Grundstücke werden geharkt und soweit es die Bodenbeschaffenheit zulässt, sogar mal bepflanzt. Die Bewohner sind zu fast 100% Bahamesen, die sehr schnell den Eindruck hinterlassen, jeden der die Insel betritt in die Dorfgemeinschaft aufnehmen zu wollen.

Das Leben hier ist vollkommen untouristisch und tiefenentspannt. Die meisten arbeiten in Staniel Cay oder in Nassau, kommen aber immer wieder nach Hause, weil sie ihre Insel so lieben. Gelassenheit ist das Credo. Das Transportschiff soll kommen, die Regale sind leer. Vielleicht heute Abend, vielleicht morgen. Egal. Es kommt am darauffolgenden Abend.

Selbst die Preise sind hier fast normal. Man kann es sich wieder leisten in die
Kneipe zu gehen, in der sich die Einheimischen mit den Seglern vermischen. Wir machen die Bekanntschaft mit Mr. Right. Er kommt von hier und hat viele Jahre in Nassau als Polizist gearbeitet. Stolz erzählt er uns seinen Werdegang. Auf Bildung legt er wert, deshalb geht er auch in die Schule und erzählt den Kindern über sein Leben, damit sie fleißig lernen. Sein Neffe ist der hiesige Officer. Zu tun hat er allerdings nicht so viel. Daher lohnt es sich auch nicht eine Uniform anzuziehen. Wir sehen ihn mit Shorts und T-Shirt im Dienst.

          

 

Und dann landen wir in der Kirche. Wir werden schon tags zuvor auf der Straße angesprochen, in der Kirche gäbe es am Abend Musik. Wir sollten doch mal vorbeikommen. Deutsch pünktlich erscheinen wir zur angesagten Zeit um 1930 Uhr. Niemand da. Vor der Tür erfahren wir:“ Ach, das fängt etwas später an. So zwischen 20.00-20.15. Uhr.“ Außerdem ist ja das Versorgungsschiff angekommen, die Insel ist am Auspacken. Zwei Biere später starten wir einen neuen Versuch. Mittlerweile nach 21.00 Uhr sehen wir die Oma mit Hütchen auf die Kirche zustreben. Erste Klänge schallen über die Straße.

Bei Versuch Nr. 3 haben wir Glück. Wir treffen auf eine singende und tanzende Gemeinde. Zwischen den Kirchenbänken, an der Stelle an der bei uns die Bibeln liegen, findet man Akkustikinstrumente für den, der mitmachen will. Opa kommt mit steifen Schritten kaum in die Kirche und fängt an, locker die Hüfte zu schwingen. Was für eine Stimmung. So geht Kirche, das macht Spaß.

Im Anschluss kommt die Predigt, die vor allem darum geht, dass der Heilige Geist überall ist und die Menschen, egal welcher Hautfarbe und Religion alle gleich sind. Mit den Worten:“ We Love you all“, beginnt das große Knuddeln. Jeder drückt jeden. Auch wir, als einzige Weiße, werden umarmt und mit anerkennendem Lächeln bedacht. Schon komisch. Das erste Mal, dass ich mich seit langer Zeit in einer Kirche wohlfühle. Niemand predigt ernst mit erhobenem Zeigefinger von der Kanzel und blickt auf seine Schäfchen herab.

Die Predigt dauert dann aber doch sehr lange und wiederholt sich, irgendwann haben wir wir genug vom Heiligen Geist und gehen. Aber wir sollen doch am Sonntag in die andere Kirche kommen. Dann gäbe es im Anschluss zu essen und zu trinken für alle umsonst. Dann seien wir endgültig in die Dorfgemeinschaft aufgenommen. Halleluja!