Letzter Akt

Wir verbringen den ganzen Tag damit, Dinge zu erlernen, von denen wir bisher nichts verstanden haben. Aber bekanntlich wächst der Mensch ja mit seinen Aufgaben.

Im Klartext heißt das, dass Reiner mit Deppenlampe und irgendwelchen Schraubenziehern zwischen unzugänglichen Höhlen und Getriebehandbuch hin und herläuft und ich nach guter alter Art der Sesamstraße (welches der Dinge gehört zu den anderen) mit Fotos aus Holland nach der Stelle suche, an der wir schrauben müssen.

Irgendwie finden wir die richtige Stelle und schaffen es – wiederum nach holländischer Anweisung- , die Schaltung neu einzustellen und zu justieren. Das ist die erste Kommunikation mit einem Fachmann die läuft. In Kleinstschritten beschreibt er den Vorgang und fragt am Ende sogar von sich aus nach, ob es geklappt hat. Schön, dass es sowas noch gibt.

Am Ende des Tages geht die Schaltung wieder leichter. Der Knall beim Einlegen des Vorwärtsganges bleibt allerdings. Irgendwie bleibt die Sorge, dass dadurch das nächste Teil kaputt geht. Reiner fasst den Entschluss Billyboy, den hiesigen Getriebemann nochmal anzurufen und zu befragen. Vielleicht hat er ja eine einleuchtende Erklärung.

Heute morgen nach dem Frühstück wählt er die Nummer. Bill geht ran, hört sich nur sehr kurz an was Reiner ihn fragen will, sagt ihm er soll mit Rick sprechen, der soll ihn anrufen und: LEGT AUF. ????

Jetzt ist es auch bei Reiner soweit. Ihm platzt endgültig die Hutschnur. Heidewitzka. Ein zweiter Telefonversuch landet auf dem AB. War klar. Aber auch dort kann man deutlich werden. Sehr deutlich. Er bekommt zu hören, dass er sehr viel Geld von uns erhalten hat und nun lediglich eine Frage beantworten sollte. Mit Rick zu sprechen hat wenig Sinn, schließlich hat er selber gesagt, von Getrieben keine Ahnung zu haben.

Dennoch erhält er unsere Ansage über Rick, bei dem er wenigstens noch ans Telefon geht. Und siehe da, wir dürfen ihn noch mal anrufen. Nun kommt tatsächlich eine Information rüber, er benimmt sich am Telefon.

Also. In unserem Getriebe sind mehrere Teile ausgetauscht worden, unter anderem ein Konus. (Das dicke Teil auf dem Foto von gestern). Diese neuen Teile arbeiten mit den anderen vorhandenen und eingearbeiteten Teilen zusammen. Die Passung ist somit nicht 100% und wird erst mit der Zeit entstehen. Dadurch entsteht der Knall beim Einkuppeln, die Teile rutschen nicht weich ineinander, sondern mit einem Ruck. Daher ist auch ein Getriebeölwechsel nach 50-100 Motorstunden erforderlich.

Unser Getriebe sei in hervorragendem Zustand und mit den Austauschteilen quasi neuwertig.
Diese Aussage hätten gerne vorher gehabt.

Nebenbei entsteht noch die Idee, die Leerlaufdrehzahl etwas zu reduzieren, in der Hoffnung, dass durch die langsamere Drehung etwas Wucht aus der Geschichte genommen wird. Mit einem Hinweis unseres potentiellen Schwiegersohnes an welcher Stelle wir da nun wieder suchen müssen, kriegen wir auch das hin.

Wie auch immer, wir nehmen es jetzt so hin und hoffen darauf, dass sich die Getriebeteile untereinander bald lieb haben werden.

Jetzt wird aufgeräumt.

Und übrigens: Da sich hier in den USA jeder der seinem Opa mal über die Schulter geguckt hat, Fachmann nennen kann und dann um die 60 US$ Stundenlohn kassiert, werden wir das jetzt auch tun. Immerhin können wir eine Schaltung justieren. Rick nicht.

2 Kommentare

  1. Jo

    Liebe Beate und Reiner,

    herzlichen Dank, daß ihr das publiziert habt. Es fühlt sich so viel besser an zu wissen, man ist mit seinen Sorgen nicht alleine. Bei mir war es nicht das Getriebe, sondern der Generator. Das ganze Programm habe ich bekommen, mit Mechanikern, die einmal kurz in die Werkstatt fahren müssen und nie wieder gesehen werden, mit Ersatzteilen deren Existenz sogar der Hersteller verleugnet und professionelle Fehleranalyse mittels Tarotkarten. Das ganze nicht einmal in Amerika oder in der Heimat des Voodoos, sondern in der EU.

    Und wie bei euch, weiß ich jetzt mehr über den Generator als ich je wissen wollte.

    Ich hoffe, euer Getriebe macht jetzt keine Probleme mehr und ihr habt eine schöne Zeit beim Segeln anstatt beim Schrauben.

    Jo

    • Beate

      Hallo Jo,
      Vielen Dank für Deinen Kommentar. Auch für uns gut zu wissen, dass nicht nur wir ewig am Schrauben sind und Dinge lernen, die wir eigentlich gar nicht lernen wollen.
      Wir hatten so manchmal das Gefühl, dass alle segeln, nur wir nicht…
      Na nun ist hoffentlich Ruhe. Brauchen jetzt mal Urlaub. ????⛱

      LG von der Balou

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