Motorscheiß

Man sollte sich beim Segeln nie zu früh darüber auslassen, dass etwas gut läuft. Der Teufel sitzt hinter der nächsten Ecke.

Kurz nachdem ich den letzten Bericht geschrieben habe, legt der Wind nochmal ordentlich zu. Da er von hinten kommt, ist das kein Problem. Im Laufe der Nacht reffen wir die Segel auf die Größe zweier Badelaken und sind trotzdem sehr schnell. Schneller, als die Worlddancer hinter uns, so dass wir nach kurzer Zeit aus dem UKW- Funkbereich kommen. Wir verabreden, zu festen Zeiten über die Kurzwelle zu funken.

Während der ganzen Nacht haben wir kräftige Böen zwischen 30-35 kn. Noch viel kleiner wollen wir die Segel nicht machen, Geschwindigkeit bringt Stabilität. Es geht ganz gut so, viel Wind kann unser Schiff. Wenig eher nicht. Und damit kommen wir zum Thema des Tages.

Im Laufe des Nachmittages schläft der Wind ein. Soweit, dass wir kaum noch vorwärts kommen. Also muss der Motor laufen. Noch 120 sm bis St. Augustine. 5 min. nach dem Starten gibt es einen Überhitzungsalarm. ????Man muss dazu sagen, dass uns unser Motor noch nie, nicht ein einziges Mal, im Stich gelassen hat. Wenn Zuverlässigkeit einen Namen hätte, hieße sie Yanmar-Balou.

Motor aus. Ein Blick in die Motorhöhle offenbart einen kaputten Kühlwasserschlauch. Na ja, sowas kann man leicht beheben. Reiner flickt das Ding, neues Kühlwasser wird aufgefüllt und starten. Nach 3 min. Alarm. Im Leerlauf geht der Pfeifton nach kurzer Zeit aus, unter Fahrt wieder an. Ratlosigkeit macht sich breit. Wind zum Segeln haben wir nicht, laut Vorhersage kommt auch sobald keiner. Nach etlichen hilflosen Versuchen fällt die Entscheidung, uns in die nächste Marina schleppen zu lassen. Savannah liegt vor uns, das müsste klappen.

Müsste, tut es aber nicht. Die Dame in der Zentrale eines Abschleppservices stellt fest, dass sie in dieser Ecke nicht vertreten sind. Sie würde jedoch die Coastguard benachrichtigen, die würden das übernehmen. Die Worlddancer erreichen wir nach wie vor nicht über die UKW-Funke, auf dem AIS sind sie nicht zu sehen.

Kurz darauf werden wir von der Coastguard angefunkt. Nachdem wir tausend Fragen beantwortet haben erklären Sie uns, dass sie leider kein Boot haben um uns abzuschleppen. Sie sind zwar sehr freundlich, fragen uns, ob wir genug zu essen und zu trinken haben und ob es uns gut geht, aber schleppen können sie nicht. Sie bieten uns an, vor der Küste den Anker zu werfen. Eine großartige Idee. An der offenen Atlantikküste wollte ich schon immer mal ankern……????

Im Moment fällt uns aber auch nichts besseres ein, also dümpeln wir in Richtung Fahrwasser, um rechts daneben den Anker zu werfen. Nun nimmt der Wind wieder zu und damit auch die Welle. Alle 30 min. werden wir von der Coastguard gefragt, ob es uns gut geht. Hilfe kommt leider nicht. Es ist mittlerweile dunkel. Mit dem etwas auffrischenden Wind beschließen wir, nicht die Nacht am Anker in der Dünung zu verbringen. Vielleicht können wir langsam weitersegeln.

Das teilen wir der Coastguard mit, die langsam anfängt, mich zu nerven. Alle 30 min. funken Sie uns an. Wenn sowieso keiner hilft, kann man sich das auch sparen.
Es kommt wie es kommen muss, der Wind schläft wieder ein. Wir treiben mehr, als wir segeln. Die Worlddancer, die wir wie verabredet um 20.00 Uhr erreichen, ist mittlerweile weit vor uns und somit auch nicht in Schleppnähe. So macht das keinen Sinn.

Aber Reiner wäre nicht Reiner, wenn ihm nicht irgendwann was einfallen würde. Im Ausschlussverfahren geht er der Sache auf die Spur. Er trennt unsere Wasserkreisläufe von Boiler und Heizung. Das funktioniert. Den genauen Fehler haben wir (noch) nicht gefunden, aber offensichtlich überbrückt.

 

 

Nun läuft er wieder. provisorisch repariert und wird hoffentlich bis St. Augustine durchhalten. Die Worlddancer hat auf uns gewartet und ist jetzt wieder in der Nähe und somit jederzeit über das normale Funkgerät zu erreichen. Daumen drücken, dass es hält.

Freitag, 13.00 Uhr, 30 sm to go.

3 Kommentare

  1. Jens

    Hallo Reiner, ich hatte einmal die Kuriosität, sich ein etwas älterer Schlauch der sehr weich geworden war, sich beim Ansaugen des Rohwassers zusammengezogen hatte und damit den Durchfluss des Wassers blockierte. Da kommt nur schwer drauf. Das Symptom Leerlauf kein Alarm, bei Drehzahl höhere Saugleistung und dann Alarm war bei mir das Gleiche. Hast Du aber sicher schon geprüft.
    Jens

  2. Marc

    Daumen gedrückt, rechts und links

  3. Beate

    Danke, Daumen drücken hat geholfen. Wir fangen morgen mit der Fehlersuche an. Also auch Danke für den Tipp. Nehmen jeden Vorschlag…..dass mit der Drehzahl klingt ja sehr ähnlich.

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