Monat: November 2017 (Seite 1 von 2)

Französische Wertarbeit

….oder „Spaß“ mit Watt & Sea.

Um 6.15 Uhr holen wir nach Plan mit dem ersten Licht den Anker auf. Es ist reichlich kalt und sehr feucht, die Scheiben sind so beschlagen, dass nichts zu sehen ist. Es hilft aber nichts, wir müssen die 50 sm im Hellen schaffen, das nächste Inlet bei Daytona ist wieder mit reichlich Tonnen und Untiefen bestückt.

Just als wir in den Kanal nach draußen einbiegen wollen, zieht eine dicke Nebelwand auf. Nun sehen wir gar nichts mehr. Das einzige, was wir noch sehen, ist unser Track von der Ankunft, auf dem wir nun genau wieder zurückfahren. Wo es reingeht, geht’s auch wieder raus. Im Hinterkopf habe ich unseren Motor. Der darf jetzt nicht ausfallen. Zumal auch noch eine ekelige kurze Hackwelle durch Wind gegen Strom vorliegt. Also alles, was man nicht will.

Der Motor läuft ohne zu zicken. Kein Kühlwasser tritt aus ???? und Tonnen fahren wir auch nicht um.

Zur Stromerzeugung während wir segeln, hängt unser Watt & Sea Wassergenerator am Heck im Wasser. Es sei denn, wir fahren unter Motor, dann zieht Reiner ihn hoch.Dies ist auch heute der Fall. Der Wind ist sehr schwach und da wir wie gesagt nicht im
Dunkeln ankommen wollen, lassen wir den Motor mitlaufen.

Reiner klettert auf die Badeplattform, zieht an der Leine……und flucht. Sehr laut. Die Halterung am Generator an der er am Schiff hängt, ist gebrochen. ???? Gott sei Dank haben wir das Mistding mit Leinen gesichert. Anderenfalls hätten wir ihn jetzt versenkt.

Nochmal zur Erklärung: Das Gerät ist 2,5 Jahre alt und hat 3500€ gekostet. Ganze Regatten fahren mit hohen Geschwindigkeiten damit um die Welt. Das darf doch nicht wahr sein, oder?
Nun sind wir mal gespannt, was die Vertretung in Deutschland dazu sagt. Ob sie sich wohl auf die gerade abgelaufene Garantie berufen wird?

Ärger hatten wir eigentlich bisher genug mit dem Generator. ( Siehe ausführlichen Bericht im Technikteil auf unserer Homepage) So wie es aussieht, bleiben wir dabei. Hände weg vom Watt & Sea.

Die kleine Marina erreichen wir dennoch ohne Zwischenfälle. Das Fahrwasser ist eng, aber gut betonnt und die Klappbrücke, durch die wir müssen, wird extra für uns geöffnet. 

Next Stop Daytona

Morgen beim ersten Lichtstrahl verlasen wir St. Augustine. Irgendwann muss man weiterziehen.

Von unserer Boje sind wir inzwischen vertrieben worden. Vor zwei Tagen hat der Hafenmeister die Faxen dicke von uns, es wird nicht verlängert. Na gut, dann eben auf die andere Seite des Flusses an den Anker. Das Dinghi schmuggeln wir trotzdem an den Marinasteg in der Hoffnung, dass es nicht auffällt und duschen wird überbewertet. Niemand bemerkt uns.

St. Augustine gefällt uns definitiv gut. Auch, wenn hier durch Thanksgiving halb Florida ein langes Wochenende verbringt und es brechend voll ist. Wir genießen die Musik und das Bummeln durch die Gassen. Die Stadt hat Charme und jede Menge Kleinkünstler. Selbst weihnachtliche Stimmung kommt durch die zahllosen Lichterketten und Weihnachtsbäume auf. Nur der Strand auf der Atlantikseite ist eher enttäuschend. Lieblos bebaut und öde, zieht er sich kilometerlang an der Küste entlang. Vielleicht ist das im Sommer anders, zur Zeit möchten wir da nicht tot überm Zaun hängen.

Unser nächster Halt ist Daytona, die Stadt des Motorsports, ca. 50 sm weiter südlich. Ein lächerlicher Tagestrip. Dort befindet sich eine große Yanmarvertretung, vielleicht können die nochmal einen Blick auf unseren Motor werfen. Ersatzteile wird es in jedem Fall geben. Daytona scheint die einzig bezahlbare Marina in Florida zu haben. Wochenpreise von 7,50$/ Fuß stehen im Internet. Da wir auch neue Battereien brauchen ( unsere sind 5 Jahre alt und dürfen schwächeln), macht ein Steg Sinn. Batterien im Dinghi zu transportieren, ist keine besonders  gute Idee, da ist das Gewicht schnell überschritten. Außerdem kennt Reiner dort jemanden, was ja auch manchmal hilfreich sein kann.

          

Thanksgiving

Es schüttet. Happy Thanksgiving.

Seit zwei Tagen nimmt der Wind zu. Wir schieben unsere Motorprobefahrt vor uns her. Sollte der Motor wieder überhitzen, bzw. ausfallen, wird man schnell abgetrieben im Wind und uns mit dem Dinghi vom Nachbarn wieder einzufangen ist bei mehr Wind auch nicht einfach. Also machen wir Testläufe mit höher Drehzahl im Leerlauf an der sicheren Boje hängend. Bis jetzt passiert nichts.

Leider sollen wir evtl. morgen vertrieben werden von unserem Platz. Passenden Wind zum weitersegeln gibt es nicht. Die maximale Liegezeit an der Boje beträgt 1 Woche. Die ist jetzt rum. Wir bitten und betteln gestern beim Hafenmeister, der zeigt sich gnadenlos. Nein, er sei über Thanksgiving ausgebucht mit Warteliste. Wir müssten auf der anderen Seite ankern. Nun spricht da ja prinzipiell nichts dagegen. Aber um an Land zu kommen, müssen wir nach wie vor an den Dinghisteg in der Marina. Und das kostet fast das gleiche, wie die Mooring, bei der der Dinghisteg inclusive ist.

Außerdem schüttet es inzwischen wie aus Eimern. Ich mutmaße, dass doch wohl niemand bei dem Wetter freiwillig hierher segeln wird. Selbst hier im Flußbereich steht inzwischen eine Welle. Da kommt der erlösende Anruf. Wir dürfen noch einen Tag bleiben und morgen wieder nachfragen.

Im Moment reißen sich hier die .Dinghis los und wandern durchs Bojenfeld. Unseres hängt an einem Fall gesichert an der Bordwand. Heute gegen Abend soll noch eine Front mit richtig viel Wind und evtl. Gewitter durchziehen. Schwein gehabt.

So widme ich mich in aller Ruhe dem Truthahn. Jawoll, alle essen heute so ein Vieh. Seit Tagen geht es nur noch überall um Thanksgiving, welches sich hier schwer mit Weihnachten vermischt. Mit dem klassischen Stuffing und gebackenem Kürbis soll unser Vogel nachher auf den Tisch. Bei dem Sauwetter hab ich ja den ganzen Tag Zeit ihn stündlich zu bepinseln….

Der Vogel wird lecker und draußen pfeift und schauert es weiter. Also alles im Lot. 

Reparatur, die Erste

Nach unserer etwas lebhaften Überfahrt nach Florida passiert erstmal……gar nichts.

Wir sind etwas platt. Die letzten Wochen mit der Schufterei und der hastige Aufbruch wollen ausgeschlafen werden. So machen wir denn am Wochenende Ferien. Tingeln durch die Kneipen und gehen früh ins Bett.

Am Montag raffen wir uns auf, da war noch was. Der Motor.

Als wir die Klappe bei Tageslicht öffnen, finden wir so einiges. Zuerst finde ich, dass das
Provisorium gar nicht provisorisch aussieht. Auf den ersten Blick würde es keinem auffallen. Fast schade, die Konstruktion wieder auseinander zu reißen.

            

Auf den zweiten Blick müssen wir dann feststellen, dass in der Bilge immer noch Kühlwasser steht. Gut an seiner rosa Farbe zu erkennen. Aus den Flickstellen kommt es nicht. Reiner taucht tiefer ein ins Geschehen und findet zwei weitere ( kleine) Risse an Schläuchen, die hinten am Motor sind und eine gebrochene Schelle. Die liegen im Bereich zwischen Boiler und Motor, was erklären würde, dass der Motor nicht überhitzt hat, nachdem er die Stelle überbrückt hat.

Mal eben schnell die Schläuche erneuern und die Schelle wechseln dauern zwar den ganzen Tag, sind aber machbar. Drei zusätzliche Gelenke im Arm wären super. Das nächste Schiff hat einen begehbaren Motorraum…..????
Im Anschluss gibt es einen Probelauf mit erhöhter Drehzahl im Leerlauf. Kein Piepton. Und austretendes Kühlwasser ist auch nicht zu erkennen.

           

Irgendwie bin ich misstrauisch. War’s das schon? Wäre ja fast zu einfach…..

Dennoch wäre die Reparatur unterwegs bei Welle extrem schwierig gewesen. Nun überlegen wir gerade, ob wir mal 20 min. vor unserer Mooringboje hin und her motoren sollten. Schließlich müssen wir ja wieder raus durch den Pass mit den Sandbänken, um hier wegzukommen. Und da sollte der Motor tunlichst nicht ausfallen.

State of Sunshine

Wir sind angekommen im State of Sunshine.

Gestern Abend kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir St. Augustine im Norden von Florida. Das Provisorium hat gehalten. Nun folgt ein Tag Pause. So praktisch auch viel Wind ist, es ist anstrengend. Insbesondere mit der Motorsondereinlage nachdem sich der Wind verabschiedet hat.

Aber selbst die Ansteuerung kostet nochmal Nerven. Der Hurrican hat auch hier Schäden hinterlassen. Die Fahrrinne stimmt kein bißchen mehr mit den Seekarten überein, einige Tonnen sind komplett unbeleuchtet. Macht sich prima in stockdunkler Nacht. Der mit den besseren Augen (also ich ????), muss aufpassen, dass wir keine Tonne rammen. Das fehlte noch. Um 20.00 Uhr sind wir fest an der Mouringboje.

Gefühlt stinken wir wie die Iltisse, duschen bei 30 kn fällt aus. Im Schiff sieht es aus, wie in der Räuberhöhle. Nach 3 Gläsern Wein fallen wir so wie wir sind ins Bett. Ende.

Nach der Dusche heute morgen sieht die Welt wieder freundlicher aus. Die Sonne scheint, es ist warm und um das Dinghi spielen Delphine.

Morgen geht die Fehlersuche los. Falls jemand kreative Ideen hat, immer raus damit.

 

Motorscheiß

Man sollte sich beim Segeln nie zu früh darüber auslassen, dass etwas gut läuft. Der Teufel sitzt hinter der nächsten Ecke.

Kurz nachdem ich den letzten Bericht geschrieben habe, legt der Wind nochmal ordentlich zu. Da er von hinten kommt, ist das kein Problem. Im Laufe der Nacht reffen wir die Segel auf die Größe zweier Badelaken und sind trotzdem sehr schnell. Schneller, als die Worlddancer hinter uns, so dass wir nach kurzer Zeit aus dem UKW- Funkbereich kommen. Wir verabreden, zu festen Zeiten über die Kurzwelle zu funken.

Während der ganzen Nacht haben wir kräftige Böen zwischen 30-35 kn. Noch viel kleiner wollen wir die Segel nicht machen, Geschwindigkeit bringt Stabilität. Es geht ganz gut so, viel Wind kann unser Schiff. Wenig eher nicht. Und damit kommen wir zum Thema des Tages.

Im Laufe des Nachmittages schläft der Wind ein. Soweit, dass wir kaum noch vorwärts kommen. Also muss der Motor laufen. Noch 120 sm bis St. Augustine. 5 min. nach dem Starten gibt es einen Überhitzungsalarm. ????Man muss dazu sagen, dass uns unser Motor noch nie, nicht ein einziges Mal, im Stich gelassen hat. Wenn Zuverlässigkeit einen Namen hätte, hieße sie Yanmar-Balou.

Motor aus. Ein Blick in die Motorhöhle offenbart einen kaputten Kühlwasserschlauch. Na ja, sowas kann man leicht beheben. Reiner flickt das Ding, neues Kühlwasser wird aufgefüllt und starten. Nach 3 min. Alarm. Im Leerlauf geht der Pfeifton nach kurzer Zeit aus, unter Fahrt wieder an. Ratlosigkeit macht sich breit. Wind zum Segeln haben wir nicht, laut Vorhersage kommt auch sobald keiner. Nach etlichen hilflosen Versuchen fällt die Entscheidung, uns in die nächste Marina schleppen zu lassen. Savannah liegt vor uns, das müsste klappen.

Müsste, tut es aber nicht. Die Dame in der Zentrale eines Abschleppservices stellt fest, dass sie in dieser Ecke nicht vertreten sind. Sie würde jedoch die Coastguard benachrichtigen, die würden das übernehmen. Die Worlddancer erreichen wir nach wie vor nicht über die UKW-Funke, auf dem AIS sind sie nicht zu sehen.

Kurz darauf werden wir von der Coastguard angefunkt. Nachdem wir tausend Fragen beantwortet haben erklären Sie uns, dass sie leider kein Boot haben um uns abzuschleppen. Sie sind zwar sehr freundlich, fragen uns, ob wir genug zu essen und zu trinken haben und ob es uns gut geht, aber schleppen können sie nicht. Sie bieten uns an, vor der Küste den Anker zu werfen. Eine großartige Idee. An der offenen Atlantikküste wollte ich schon immer mal ankern……????

Im Moment fällt uns aber auch nichts besseres ein, also dümpeln wir in Richtung Fahrwasser, um rechts daneben den Anker zu werfen. Nun nimmt der Wind wieder zu und damit auch die Welle. Alle 30 min. werden wir von der Coastguard gefragt, ob es uns gut geht. Hilfe kommt leider nicht. Es ist mittlerweile dunkel. Mit dem etwas auffrischenden Wind beschließen wir, nicht die Nacht am Anker in der Dünung zu verbringen. Vielleicht können wir langsam weitersegeln.

Das teilen wir der Coastguard mit, die langsam anfängt, mich zu nerven. Alle 30 min. funken Sie uns an. Wenn sowieso keiner hilft, kann man sich das auch sparen.
Es kommt wie es kommen muss, der Wind schläft wieder ein. Wir treiben mehr, als wir segeln. Die Worlddancer, die wir wie verabredet um 20.00 Uhr erreichen, ist mittlerweile weit vor uns und somit auch nicht in Schleppnähe. So macht das keinen Sinn.

Aber Reiner wäre nicht Reiner, wenn ihm nicht irgendwann was einfallen würde. Im Ausschlussverfahren geht er der Sache auf die Spur. Er trennt unsere Wasserkreisläufe von Boiler und Heizung. Das funktioniert. Den genauen Fehler haben wir (noch) nicht gefunden, aber offensichtlich überbrückt.

 

 

Nun läuft er wieder. provisorisch repariert und wird hoffentlich bis St. Augustine durchhalten. Die Worlddancer hat auf uns gewartet und ist jetzt wieder in der Nähe und somit jederzeit über das normale Funkgerät zu erreichen. Daumen drücken, dass es hält.

Freitag, 13.00 Uhr, 30 sm to go.

Rauschefahrt in Richtung Süd

Am Sonntagmorgen um 6.30 Uhr klingelt der Wecker. Es ist noch nicht ganz hell, Außentemperatur -1 Grad.

Bei Minusgraden sind wir noch nie gesegelt. Dementsprechend habe ich auch noch nie soviel Klamotten übereinander gezogen. Im Ergebnis sehen wir aus wie zwei Michellinmännchen, aber es hilft. Uns ist sogar warm. Die Luft ist wunderbar klar. Nachdem sich die Sonne durch den Morgendunst gekämpft hat, liege ich auf dem Deck und finde „Wintersegeln“ eigentlich ganz schön.

Gut, wir haben den Vorteil eine Kuchenbude zu besitzen und neben der Standheizung eine Heizung, die sich mit der Motorwärme betreiben lässt. Unten ist es kuschelig warm.

So motoren wir wie vorhergesehen bei Flaute den Chesapeake in Richtung Ausgang. Der Strom läuft mit und wir sind schon am Mittag an der Durchfahrt zum Atlantik. Der Tag bleibt ruhig und wir tuckern südwärts. Cape Hatteras liegt am Montagmorgen vor uns. Die See ist ruhig. Ca. 1 Stunde vor Erreichen der Spitze, legt plötzlich einer den Schalter um. Von 7 auf 30 Knoten Wind. ???? Was ist das? Der Wind sollte erst am Abend kommen….

In wenigen Minuten wird die See kabbelig. Gott sei Dank kommt der Wind von hinten. Also schnell die Segel raus und weg hier. Mit Segeln sind wir immer schneller bei dem Wind. Wir bekommen eine ungefähre Vorstellung davon, wie das Kap wohl bei anhaltendem Starkwind aussehen muss. Das will man definitiv nicht. Da wir großen Abstand zum Land haben, passiert aber nicht viel. Es wackelt etwas, aber wir kommen auch schnell weiter.

Wie es enden kann, wenn man sich nicht an die Empfehlung, sich weit von der Küste freizuhalten, hält, erleben wir live. Gestern Abend tönt ein “ Mayday Mayday“-Funkruf über UKW. ( Mayday bedeutet, Leib und Leben in Gefahr). Ein Amerikaner ist mit seinem Katamaran dicht an Land aufgelaufen. Er sitzt fest und spricht panisch von brechenden Wellen. Da er nicht weit von uns entfernt ist, verfolgen wir das Gespräch mit der Coastguard. Im Zweifelsfall muss man umkehren und Hilfe leisten. Es ist zwar kein Spaß bei Böen bis 30 kn gegenan zurückzufahren, aber natürlich würden wir das tun. Er kommt aber von alleine wieder frei und kann irgendwie mit beschädigtem Ruder die nächste Marina anlaufen.

Der Wind bleibt. Bis in die Nacht zum Dienstag braucht die Welle, um sich gut zu sortieren. Nachts schimpfe ich noch über rumfliegende Kohlköpfe, sich wie eine Splitterbombe verteilende Erdnüsse im Cockpit und einen blauen Fleck am Hintern, weil ich von der Bank fliege. Gegen Morgen kehrt dann Ruhe ein. Nun rauschen wir stabil mit 7-8 Knoten an der Küste entlang. Das Schiff ist nicht zu bremsen. Da die Wetterlage noch etwas anhalten soll, werden wir wohl noch etwas durchhalten. Konstanter Wind aus Nord mit um die 25 Knoten ist nicht so häufig. Das einzig Lästige an der Angelegenheit ist lediglich, dass die Nächte sehr lang und stockdunkel sind. Ab 17.30 wird es finster, erst gegen 6.30 Uhr taucht wieder Licht auf.

Leider verpassenden wir so aber auch einige schöne Orte, die ich gerne gesehen hätte. Aber wie heißt es immer: Never touch a running system. Kommen wir eben in St. Augustine an. Da ist es auch schön.

Hurricansaison in Deltaville…

…eine gute Alternative?

Deltaville liegt in Virginia in der Chesapeakebay und ist ein kleines Seelenörtchen mit ca. 600 Einwohnern. Dennoch gilt es als „Yachtzentrum“ im Chesapeake. Den Eindruck macht es auch. Rund um den Landzipfel in dem Deltaville liegt, reihen sich eine Marina nach der anderen, sowohl im Norden, als auch am südlichen Ufer, aneinander. Eine hervorragende weitläufige Ankerbucht, die Fishingbay, eignet sich ebenfalls für längere und sichere Aufenthalte.

Deltaville liegt außerhalb der Hurricanzone und wird deshalb zur guten Alternative für diejenigen, die nicht unbedingt weit in den Süden der Karibik ausweichen wollen. Mit dem Golfstrom gut zu erreichen, ist man in wenigen Tagen an der Ostküste der USA hochgesegelt Voraussetzung ist natürlich das B2- Visum für die USA. 

Die Marinas gleichen sich allesamt sehr, große Unterschiede konnten wir nicht ausmachen. Lediglich der Stingrayboatyard hat mit 6-7ft eine relativ flache Einfahrt und ist somit für Schiffe mit größerem Tiefgang schlecht zu erreichen.

Ausgestattet sind die Marinas alle mit WLAN, Duschen, die meisten mit Swimmingpool, Grillplätzen, Fahrrädern und ganz wichtig: fast alle verfügen über ein kostenloses Werftauto für Besorgungen im Ort. Dort erhält man fast alles, was der Segler benötigt.

Als Segelausstatter existieren Westmarine (teuer) und Hurt’s. Letzterer ist eine Mischung aus Baumarkt, Segelbedarf und Haushaltsladen. Bei Hurt’s ist (fast) alles möglich. Was nicht vorhanden ist, wird bestellt und spätestens i24 Std. später da. Die Preise sind gut und häufig auch noch verhandelbar, die Mitarbeiter supernett und hilfsbereit. Ein toller Laden.

Gute Erfahrung haben wir auch mit dem Segelmacher „Ullmann“ gemacht. Er hat unserem Groß eine neue Bahn eingenäht und die Genua geflickt.
Ein gut sortierter Supermarkt in ebenfalls vorhanden.

Das alles bekommt man für 120-150 US$ pro Monat auf Land. Strom und Wasser sind inclusive, auf dem Schiff wohnen kein Problem. Viel weniger bzw. mehr geht nicht.

Ein paar Einschränkungen gibt es dennoch. Die Handwerker.
Beware of the specialists. Wir haben nicht einen! Handwerker erlebt – weder bei uns, noch bei anderen Schiffen- mit dem es keinen Ärger gab. Nett sind sie alle, die Qualität ihrer Arbeit lässt schwer zu wünschen übrig. Alle uns bekannten Vorfälle auszuführen, würde diesen Rahmen hier sprengen. Bei uns war es noch relativ harmlos mit sehr schlecht lackierten Bodenplatten. Bei anderen wurde z. B. beim Auswechseln eines Kiels schlicht ein Stück aus dem Schiff gesägt, um ihn auszubauen, obwohl der Eigner im Vorfeld erklärt hat, wie es geht.

Die Rechnungen, die man erhält, erreichen schnell Phantasiewelten, Arbeitsstunden werden sehr großzügig berechnet. Wir können nur dazu raten, alles selber zu machen. Oder im Zweifelsfall die ganze Zeit direkt daneben zu stehen.

Im Ergebnis ist es eine gute Möglichkeit, sein Schiff sicher im Sommer an Land zu stellen. Mit der einen Einschränkung haben wir uns sehr wohl gefühlt im ruhigen Deltaville mit seinen seht netten Bewohnern.

Anfang November sollte man jedoch zügig die Reise in den Süden antreten. Dann wird es plötzlich kalt. Während noch im gesamten Oktober Temperaturen bis 25 Grad vorherrschen, bricht plötzlich der Winter an. Bei uns stürzte die Temperatur innerhalb weniger Tage um 25 Grad ab. Dann sind Heizung und Socken gefragt. 

Aber das macht auch nichts, es bewahrt einen vor dem „Festwachsen“

Abflug..

Es ist geschafft. Zumindest so, dass wir segeln können. Weg aus dem Winter.

Es sind keine 24 Stunden, die wir Zeit haben bis zum Kranen. Am Morgen steht der Kranfahrer vor dem Schiff und fragt, ob es gegen 12.00 Uhr los gehen kann. ???? Hektik. Aber wir schaffen es, der Rest kann am Steg erledigt werden. Die Sonne scheint bei klarem Himmel und der Wind bläst. Temperatur so um die 10 Grad. Kranen, wie auf der Ostsee. Kennen wir, alles halb so wild.

Um 14.00 Uhr liegen wir am Steg, alles ist dicht. Am Nachmittag fällt nach dem gemeinsamen Blick mit der “ Worlddancer“ auf die Wetterkarte der Beschluss, am Sonntag loszusegeln. Na ja, segeln wohl nicht, es ist kein Wind. Bei den Temperaturen nehmen wir das aber aus zweierlei Hinsicht in Kauf. Erstens ist es unten warm, wenn der Motor läuft. Zweitens wollen wir so schnell wie möglich in wärmere Gefilde. Dazu müssen wir ca. 300 sm weiter in den Süden, dann ist alles wieder gut. Um dahin zu kommen, muss aber erst das Kap Hatteras umrundet werden. Bei der Hinfahrt hatten wir schon großes Glück mit dem Wetter. Die See, die sich dort ganz schnell zu einer hässlichen Welle aufbauen kann, war ruhig. Wenn wir am Sonntagfrüh fahren, sollten wir eine ebenso ruhige Wetterlage haben, danach kann der Wind ruhig kommen.

Das Wetterfenster will genutzt werden, wer weiß, wann das nächste kommt. Die erste Nacht am Steg wird dann auch lausig kalt im deutlich negativen Bereich. Nicht im Schiff, die Heizung läuft perfekt, aber draußen. Auch am Samstag wird es nicht wesentlich besser, am Nachmittag haben wir wieder nur noch 3 Grad.

Trotzdem ist es irgendwie schön. Der klare Wintertag mit strahlender Sonne hat seinen Reiz. Ich habe tatsächlich Lust auf kältere Gebiete, mit dem passenden Schiff geht das. Im kalten Schweden gebaut, wäre das mit unserem möglich. 

Nun aber erstmal Richtung Süden. Mal sehen, wie weit wir kommen.

Vielleicht gibt es ihn doch…..

……den Weihnachtsmann. Alle Leinen sind da, der Zoll hat nicht gezickt.

Seit zwei Tagen geben wir endgültig Vollgas. Am Freitagnachmittag gehen wir ins Wasser.
Am Mittwoch sieht es noch aus, wie im Kriegsgebiet. Und die Heizung sollte laufen…..

Zur Zeit hängen wir noch am Landstrom, der Heizlüfter kann laufen. Bisher war es auch nicht sooo klirrekalt. Noch am Montag laufen wir barfuß und in kurzer Hose rum, in der Nacht von Freitag auf Samstag sollen es -5 Grad werden. Danach steigt die Temperatur zwar wieder, aber zum Erfrieren reicht eine Nacht.

Leider ( oder Gott sei Dank) ist unsere Heizung seit 2,5 Jahren im Sommerschlaf. Einer
Standheizung tut das nicht gut, wird gemunkelt. Der Aufweckversuch untermauert diese These. ????
Keinen Ton gibt sie von sich. Der Elektroingenieur ist der Meinung, dass gar kein Ton nicht die schlimmste Variante sei, dann könne es ein Kabelproblem sein und dieses könne man leicht lösen.

Es ist kein Kabelproblem.

Das Ding wird mitten im Kriegsgebiet auseinander genommen. Irgendwas schleift, wenn man den Motor dreht.

Ich verziehe mich in den Supermarkt. Manchmal ist das besser…..

Während ich von dem Suppenregal stehe, kommt eine Handynachricht: Heizung läuft und heizt.
Dem Himmel sei Dank. Oder dem Ingenieur.

Nachdem ich wieder da bin, gibt einen gemeinsamen Crewbeschluss. Es wird keine neue Baustelle mehr eröffnet. Von nun an heißt es Ordnung schaffen, alle Restpunkte der Liste müssen warten. Heute früh mogelt er sich zwar noch an den Dinghimotor und wechselt „schnell“ mal Zündkerzen und Motoröl, das war’s dann aber auch. Heute (Donnerstagnachmittag) kann ich im Schiff einigermaßen geradeaus gehen und der Berg auf dem Schreibtisch hat von ehemals 30 cm Höhe immerhin auf 10 cm abgenommen.
Der Hurrican zieht sozusagen ab und ist nur noch eine Tropical Wave.

Noch 24 Stunden……

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