Geschafft. Das Tief kann kommen.

Wir verlassen am Sonntagabend Palm Beach. Dass wir bei der Vorhersage keine Zeit zum Bummeln haben, ist uns klar. Während der ersten 12 Stunden warten wir vergeblich auf den angesagten Wind, bei 3-5 achterlicher Brise kommen wir nicht vom Fleck. Der Golfstrom hilft uns über die ersten 20 sm, dann geht er weiter raus. Wir wollen aber aufgrund der suspekten Wettersituation nicht allzu weit weg von der Küste segeln, eine Fluchtmöglichkeit in den Intercoastal Waterway wollen wir uns offen halten.

Der erneute Wetterbericht am folgenden Morgen verheißt nichts Gutes. Das Tief bewegt sich schneller als bisher. In Höhe von Cape Canaveral müssen wir uns entscheiden. Bei einem Schnitt von 5,5 Knoten sind wir früh genug da. Ab Mittag soll es blasen. Reiner ist etwas mulmig, mir komischerweise nicht. ( Normalerweise ist das umgekehrt). Wird schon klappen….

Wie bestellt kommt plötzlich wunderbarer Segelwind auf. Traumhafte 5 Bit aus 120 Grad. Keine Welle. Balou nimmt Fahrt auf und wir düsen mit 7-8 Kn nach Norden. Nicht im Strom wohlgemerkt! Ein Traum mit schönstem Sonnenuntergang in unglaublichen Farben. Was folgt, sind 24 Stunden segeln vom Feinsten unter Vollzeug.

Obwohl ich eigentlich der Meinung bin, dass es wegen der geringen Wassertiefe von ca. 30m wenig Sinn macht, die Angel rauszuhängen, lockt aber doch die Geschwindigkeit. Es ist Thunfischgeschwindigkeit. Der Köder hüpft munter hinter uns her und es dauert nicht lange, da kommt der Biss.

Yes, ein Thunfisch! Angekommen im Jagdfieber denke ich mir:“ Wo einer ist, sind auch zwei..“ Eine Stunde später bewahrheitet sich der Verdacht. Noch ein Thuna. Mein Anglerherz jubelt. Thunfischsteaks, Sushi, Sashimi…alles satt. ???? Anschließend ist Angelverbot.

Neben den Thuna begleiten uns soviel Delphine, wie schon lange nicht mehr. Es wimmelt auf der ganzen Strecke. Und sie kaspern ordentlich um uns rum. Einer schlägt mit seiner Schwanzflosse direkt neben uns so auf das Wasser, dass es bis ins Cockpit spritzt. Was das wohl zu bedeuten hat? Sollen wir da abhauen? Auf jeden Fall ist es Kino vom Feinsten.

Pünktlich früh am Morgen um 7.00 Uhr erreichen wir St. Augustin. Wir müssen zunächst durch eine Klappbrücke, dahinter liegt ein Mooringfeld. Die Brücke öffnet, der Gegenverkehr geht zuerst durch. Als der letzte Segler durch ist, geben wir Gas. Als wir direkt vor der offen Klappe sind, schließt sie plötzlich. ???? Vollbremsung. Ja spinnt der denn? (Der Brückenwärter)
Mist, nun müssen wir eine Stunde warten. Beim nächsten Versuch funken wir den Brückenwärter an und machen ihm klar, dass wir bei der nächsten Öffnung durch wollen. Diesmal fährt direkt vor uns ein Krabbenkutter, wir kleben uns dicht an seinen Hintern. Es klappt. Wer hier zögert, verliert. Und wer nicht spricht, auch.

Nun liegen wir sicher an einer Mooring. Das Wetter kann kommen.

Genug zu essen haben wir auch.