Wir sind in der totalen Einsamkeit gelandet. Im Nichts.

Nach einer harmlosen aber etwas nervigen Nacht erreichen wir am Vormittag die Riffeinfahrt. Harmlos, da wir den eigentlich perfekten Wind zum Segeln und nur eine einzige Schiffsbegegnung haben, nervig, weil wir wegen des prima Windes eigentlich schön mit Vollzeug segeln könnten, es aber nicht dürfen, da wir zu schnell sind.

Wir haben relativ wenig Welle und wenn wir das Schiff lassen, liegt es stabil leicht schräg auf gemäßigtem Amwindkurs. Am späten Abend erreichen wir 6 kn Geschwindigkeit über Grund. Viel zu schnell, also müssen die Segel erheblich kleiner gemacht werden. Das geht auf Kosten der Stabilität und somit wackelt es mehr als nötig. Entweder haben wir die Gegenströmung über- oder unser Schiff unterschätzt.

Aber wir treffen zur geplanten Uhrzeit ein. Die Sonne steht relativ hoch….bis sich eine Wolkenwand davorschiebt. Die nimmt jede Sicht nach unten. Abwarten bringt wenig, der ganze Himmel ist ziemlich bewölkt. Also Blindflug. Reiner hat den Tiefenmesser im Auge, ich stehe mit der Funke am Bug. Die Atanga fährt direkt hinter uns, jeder hat ein Funkgerät, so dass wir alle Vier miteinander kommunizieren können. Im Schleichtempo geht es durch die Einfahrt. Jede Menge Wasser unter dem Kiel, wo unsere elektronischen Seekarten Land zeigen. Wir tasten uns ca. 2 sm bis in die nordöstliche Spitze der riesigen Bucht und lassen den Anker auf 4m Tiefe in der türkisen Lagune fallen. Geschafft. Und eigentlich sehr undramatisch.

Rings um uns ist Wasser. Das Land und die Riffkante sind zu allen Seiten ca. 1,5 sm entfernt. Laut Reiseführer soll sich an Land ein einziges Mayadorf befinden, in dem noch einige Familien leben. Nach ausgiebigem Schlaf treten wir die weite Dinghifahrt an. Tatsächlich sind in der Ferne Hütten zu erkennen. Nachdem wir die Boote an Land gezogen haben, treffen wir tatsächlich auf eine Familie, die lethargisch in der Hängematte liegt. Wir dürfen uns ruhig umsehen signalisieren sie uns, nachdem klargestellt wurde, dass wir nicht mit Herrn Trump befreundet sind.

Das „Mayadorf“ besteht aus drei Bretterbuden, die aus allem was angeschwemmt wurde, zusammengezimmert sind. Drei Familien leben dort so einfach, wie es nur geht. Regenwasser wird gesammelt, eine Solarzelle sorgt für stundenweisen Strom. Das war’s. Lediglich zum Fischen ist ein stabiles Boot mit Außenborder vorhanden. „Kein Supermarkt“, berichtet die Frau lachend. Die Beschaffung von Reis oder Benzin stellt wahrscheinlich einen Tagesausflug dar.

Dafür gibt es unfassbare Mengen an Müll am Strand. Es wird einem schlecht, wenn man sieht, was an Plastikmüll angeschwemmt wird. Ganze Schuhläden könnten mit Turnschuhen und Flipflops gefüllt werden. Niemand kann diese Mengen wegräumen. Etwas betroffen treten wir den Rückweg an. Auf dem Wasser ist die Welt wieder in Ordung. Zwei Delphine umkreisen das Dinghi, das Wasser ist klar.

Anfang der Woche geht es endgültig nach Belize. die nächste Riffeinfahrt. Und die wird schwieriger. Aber da soll es Einheimische geben, die einem den Weg zeigen. Also Daumen drücken.

Da die Nachricht über Kurzwelle gesendet ist, werden die Bilder nachgereicht.