Monat: April 2017 (Seite 1 von 2)

Nacht 2

Auch Nacht 2 ist überstanden.

Nachdem der Wind gegen Nachmittag und frühen Abend etwas nachlässt, legt er während der Nacht wieder zu. Wir sind allerdings etwas entspannter. Was in der ersten Nacht gehalten, wird hoffentlich auch die Kommende überstehen.

Dem ist auch so. Der Kontrolltauchgang bestätigt, dass sich nichts verändert hat. Fast nicht zu glauben, dass uns der eine Zinken mit 5cm auf der Stelle hält. Offensichtlich hat der sich so verkeilt, dass es funktioniert.

Zur Zeit fegt es noch ordentlich, die Bäume am Ufer liegen quer. Ab und zu spritzt Gischt über das Schiff, das inzwischen komplett eingesalzen ist. Selbst durch die geöffneten Luken kommt leichter Sprühregen und verklebt das Innere. Na ja, man hat ja nichts zu tun, also kann man zwischendurch auch immer wieder wischen. Besser, als geschlossene Luken. Wir fühlen uns ein bißchen, wie auf einer längeren Überfahrt. Schlafen, essen, lesen, schlafen, essen, lesen.

Im Laufe des Nachmittags soll es abflauen, schon jetzt geht der Windmesser nur noch knapp bis an die 25 kn. Tze….., lächerlich. ????

Dann geht das normale Leben wieder weiter. Ich träume von einem Eis und der Dusche unseres Besuches im Appartement.

Als wir uns eben über unseren wundersamen Ankerhalt unterhalten, kommt mir der Gedanke: “ Hoffentlich kriegen wir den wieder raus. Vielleicht hat sich das Ding total verklemmt…..?????!“

Das wär ja noch der Witz der Woche…..

 

 

 

Nacht 1

Nacht 1 ist überstanden.

Seit gestern Nachmittag nimmt der Wind langsam aber stetig zu. Bei unserem Begleitschiff verliert der Zweitanker seinen Bodenkontakt und fungiert nur noch als Reitgewicht, das die Kette zum Hauptanker unten halten soll. Er federt über dem Boden auf und ab. Eigentlich ok……, aber irgendwie auch wieder unheimlich. Zumal die Atanga wegen der Wassertiefe kaum noch Platz nach hinten hat. Sie ankert um und zieht dichter nach vorne zum Riff. Jetzt ist reichlich Raum nach hinten vorhanden und die Möglichkeit sehr viel Kette zu geben. Damit ist die Situation erstmal komfortabler, als bei uns.

Unsere Ankersituation unter Wasser hat sich allerdings nicht verändert. Was auch gut ist. Nach wie vor hängen wir am Zweitanker, der so aussieht, als würde er sich mit einer Kralle etwas im Stein festhalten. (Gruselig genug sieht es allemal aus..) Auch während der Böe bleibt der Ankerschaft unten und es bewegt sich nichts. Auch Reiner kann den Anker nicht mit der Hand bewegen. Streng nach der Devise “ Never touch a running system “ entscheiden wir uns, vorerst nichts anzufassen. Wenn die Kralle-im-Stein-Theorie stimmt, liegen wir relativ sicher.

   

 

Bis zum Morgen geht der Windmesser bis auf 32 kn. Das sind schlappe 8 Windstärken. In der Lagune ist bis auf das Pfeifen des Windes Ruhe eingekehrt. Hier fährt kein Ausflugsboot mehr. Der Sonnenaufgang heute früh macht auch nicht wirklich Hoffnung auf schnelle Besserung. Ein verschwommener Ball in diesiger Luft.

Unser Besuch ist Gott sei Dank für die erste Woche im Appartement untergebracht. Das wär’s ja noch. Weit fliegen und dann im Sturm auf dem Boot festsitzen und kaum schlafen können…..

 

 

Gate closed

Die Tür ist zu, geschlossene Veranstaltung.

Mit allen aktivierten Alarmknöpfen in Kopf und IPad gehen wir früh ins Bett. Wer weiß, was kommt.
Die erste richtige Attacke kommt am frühen Morgen zwischen 4.30-5.00 Uhr. Der Wind legt plötzlich zu, Böen gehen bis auf 27kn. Was uns beim Segeln freut, klingt hier gruselig. Der Wind pfeift im Rigg, die Welle wird größer, obwohl wir hier geschützt hinter dem Riff liegen. Wir starren wie gebannt auf unseren virtuellen Anker auf dem Monitor. Nichts bewegt sich. Jedesmal, wenn die Ankersicherungsleine einruckt, zucken wir auch. Aber es passiert nichts.

Am Morgen findet die erste Schnorchelkontrolle statt. Der Hauptanker hat sich keinen Millimeter bewegt. Die Kette bis zum Zweitanker liegt schnurgerade und ist mittlerweile von Sand bedeckt. Der Zweitanker liegt etwas schräg mit einer Kralle im Sand. Eingehakt? In der Böe kommt Zug auf den Kettenteil vom Schiff bis zum Zweitanker, der sich aber im Moment auch nicht bewegt. Leider beträgt dieser Kettenteil nur 26m. ( Also immer noch die 10fache Länge zur Wassertiefe, die bei Sturm empfohlen ist). Mehr Kette geht nicht, hinter uns liegt die Atanga. Und die kann auch nicht mehr Kette geben, hinter denen wird es flach.

Wirklich ändern wollen wir aber auch nichts. Bis jetzt hat es gehalten. Nicht, dass hier noch der klassische Fall einer Verschlimmbesserung eintritt. ????

Über dem Riff brechen inzwischen große Wellen mit Getöse, die Einfahrt ist nicht mehr zu erkennen. Nur noch eine einzige wilde, weiße Linie. Gate closed. Wie die Maus in der Falle.

Im Moment ist eine kleine Pause, gegen Abend geht es dann richtig los.

 

 

Drei Dinge braucht der Mann,…

….Hammer, Zollstock, Schärennagel.

Das Wetter wird unheimlich. Die Hitze nimmt wieder zu. Heute 34 Grad bei gefühlten 47. Die Brühe läuft, ohne dass man sich bewegt. Wir schwitzen wie die Schweine. Alles klebt, weil die Luftfeuchtigkeit steigt. Es ist diesig, kurz hinter dem Riff endet die Sicht.

Was für den normalen Urlauber bedeutet, dass er zwischen Wasser und Klimaanlage pendeln kann, deutet für uns auf Zeichen eines Wetterumschwungs hin.

Im Moment wabern wir nahezu ohne Wind in der Mittagshitze von rechts nach links. Das wird sich ab heute Abend geben. Morgen haben wir nur starken Wind, ab Samstagnacht sollen die Böen über 30 kn gehen. Sogar Windyty, die normalerweise in unseren Augen echte Nichtskönner sind und grundsätzlich 2 Windstärken zu wenig sagen, untermauern die Prognose. Normalerweise ist das wirklich kein Problem. Hatten wir alles schon. Hier aber liegen unsere beiden Anker nach wie vor oben auf, mit der kleinen Hoffnung, dass sich irgendeiner hinter der Felsplatte verhakt. 25 kn Wind hatten wir schon, das hat gehalten.

Man könnte noch abhauen. Leider sind die „sicheren“ Ankerplätze weiter südlich ebenso flach und Korallenplatten gibt es überall. Also auch keine überzeugende Alternative.

Inzwischen haben wir Plan B erarbeitet. Mit Hammer, Schärennagel und Zollstock bewaffnet, fahren wir mit dem Dinghi weiter vor in Richtung Riff und stochern im Boden nach Sandkuhlen. Ca. 100 m vor uns werden wir fündig. Ein mit wenig Gras bewachsenes Sandloch tut sich auf. Allerdings sehr loser Sand. Der Schärennagel geht gut rein – aber auch leicht mit der Hand wieder raus. Die Tiefe wird mittels Zollstock rundherum nachgemessen. ( bei max. 2,50m kein Problem ????) Nun könnte man im Notfall darauf hoffen, dass sich der Anker eingräbt und an der beginnenden Felsplatte stoppt. Auf dem IPad wird der Wegepunkt des Sandlochs festgehalten. Sollten wir nun ins Rutschen kommen, werden wir versuchen, den Anker an genau dieser Stelle neu zu setzen.

Hoffen wir mal, dass wir Plan B nicht brauchen oder es wenigstens nicht in der Nacht ist.

Ein Gutes hat das komische Wetter aber doch. Heute schwimmen Unmengen an großen Adlerrochen und eine riesige Schildkröte ums Schiff. Wenigstens gibt’s was zum Gucken.

 

 

Lagunenleben

Es kommt, wie es kommen musste. Die Flaute legt sich langsam, es weht wieder etwas Wind. Der Ententeich verschwindet, erste Schaumkrönchen zeigen sich auf dem Wasser. Einerseits Gott sei Dank, die stehende Hitze war ziemlich brutal. Andererseits wächst die Sorge um den Anker wieder. Bis zum Samstag soll es bis 31 kn in Böen pusten. Das treibt einem dann auch wieder den Schweiß auf die Stirn….

Mit den Atangas werden Notfallszenarien entwickelt.

Szenarium 1: Es bläst. Der Hauptanker verhakt sich irgendwie an einer Steinkante und hält bombenfest. ( Nach dem 3. Tequila ist die Welt rosa und wir haben einen der Topankerplätze ever.)

Szenarium 2: Es bläst. Der Zweitanker hält die Kette am Boden und durch das Ketten/Ankergesamtgewicht haben wir zwar einen Schwojenkreis, aber bewegen uns nicht in Richtung Land.

Szenarium 3 : Es bläst. Trotz zweier Anker und 40m Kette auf 2,30 m Wassertiefe rutschen wir. Die Anker müssen hoch und wir müssen neu ankern, in der Hoffnung eine Sandkuhle zu finden. Das wird dann spannend. Denn wir müssen ja erst den Zweitanker wieder von der Kette abtüdeln und ins Dinghi laden. Alles bei viel Wind. Das ist die gruselige Variante…..

Szenarium 4 : Der Wind kommt nicht in angesagter Stärke.

Die Kontrollinstanz beginnt jetzt schon, zweimal pro Tag nach den Ankern zu schnorcheln. Der Ankeralarm läuft wieder.

Ansonsten freuen wir uns über das Aquarium unter und vor uns am Riff. Der bildschöne kleine Adlerrochen kreist den ganzen Tag majestätisch um unser Schiff, ein Delphin verirrt sich. Am Riff wird die Welt bunt. Große Hirnkorallen wachsen wie Riesenpilze aus dem Boden, Fächerkorallen wiegen sich im Wasser. Ich habe meine erste Haisichtung. Das niedliche Tierchen liegt am Boden und schläft. Ich schleiche mich unauffällig davon. So ganz dicht brauche ich die ja nicht……

 

 

Die Ruhe vor dem Sturm

Ruhe ist eingekehrt.

Seit drei Tagen herrscht Flaute und unbeschreibliche Hitze. Entweder befindet man sich im Wasser oder unter Deck. Hier rettet uns seit langer Zeit mal wieder unser Sonnensegel, welches das Deck zur Hälfte beschattet. Gegen Nachmittag kommt eine leichte Brise auf, die sich gegen Abend wieder legt. Die Luft steht. Nachts versuche ich einen Ort zu finden, an dem man atmen kann. Als ich meiner Tochter von der Hitze berichte, ernte ich nur ein mitleidsloses:“ Luxusprobleme..“ Ok, Jammern auf hohem Niveau, ich seh’s ein.

Das Städtchen San Pedro mit seinen knapp 13 000 Einwohnern ist nicht mit drei Worten zu beschreiben. Es hat mehrere Gesichter. Die Waterfront macht einen entspannten Eindruck. Einige Resorts reichen bis ans Wasser, überall gibt es Stege für kleine Boote und für Badewillige. Der klassische Strand existiert hier nicht, die Korallenplatte reicht bis ans Land. An den Stegen können auch wir überall mit dem Dinghi anlegen, da sind die Einheimischen tiefenentspannt. Durch die Zerstörung des Hurricans in der letzten Saison sind viele der Stege funkelnagelneu, Fragmente der alten Stege gucken noch überall daneben aus dem Wasser.

Geht man in die erste Häuserreihe mit Straße, trifft man auf kunterbuntes Getümmel. Wäre da nicht die Straße neu gepflastert, sondern noch wie vor kurzer Zeit aus Sand beschaffen, hätte man ein wenig das Gefühl man befände sich im wilden Westen. Kunterbunt reihen sich die Geschäfte aneinander, in Reihe 3 verschwinden dann auch die meisten Touristenbuden. Die Preise fallen.

Die Preise. Der erste Gang zum Supermarkt verursacht Schnappatmung. Vor allen Dingen, wenn man aus Mexiko kommt. Obwohl wir vorher wussten, das es teuer wird, flüchte ich mit der kleinen Beute von zwei Zwiebeln und sieben Kartoffeln geschockt zurück aufs Schiff. Zwanzig kleine, welke Rosenkohlköpfchen habe ich gesehen für 7€, schrumpelige Paprika für 6€/kg oder halb vergammelte Weintrauben, die tatsächlich jemand gekauft hat. Nun gut. Niemand braucht Rosenkohl oder Weintrauben in der Karibik. Aber das pralle Leben hat hier wieder ein Ende.

Gang Nummer zwei klappt dann schon besser. Man muss den richtigen Laden für das gewünschte Produkt finden. Immerhin konnte ich inzwischen eine sehr leckere Ananas für 3€ ergattern. Das Glas Nutella daneben für 7,50€ habe ich dann stehen lassen. Niemand braucht Nutella in der Karibik. Und einen Ersatzputzeimer für meinen alten, der auseinanderplatzt, für 12€ lasse ich auch stehen. Niemand braucht einen Putzeimer in der Karibik.

Hurra, wir leben noch

Es wird Zeit, dass wir Urlaub haben. Oder zumindest ein paar ereignislose Tage.

Nach der anstrengenden Nacht mit stundenlangem Gewitter und slippendem Anker wird fertig einklariert. Das funktioniert ziemlich problemlos. Zwar müssen 4 Stellen einzeln angefahren werden und wieder mal 100 Formulare mit schwachsinnigen Fragen ausgefüllt werden ( sowas wie: Haben Sie Drogen an Bord und wieviele Dosen Gemüse sind vorrätig?), aber keiner kommt kontrollieren. Wenn man die Zettel stumpf mit Fantasiezahlen ausfüllt, sind die Beamten zufrieden.

Dann wird sich dem Ankerproblem gewidmet. Die Herren haben beschlossen, dass ein Reitgewicht her muss. Ein Reitgewicht wird in ca. 20m Entfernung zum Anker an die Kette geschäkelt und soll durch sein Gewicht dafür sorgen, dass die Kette bei viel Wind am Boden bleibt und sich der Anker nicht aushebeln kann. Bleiben die ersten 20 m am Boden, soll man relativ sicher liegen. Das erste Reitgewicht, dass wir zur Verfügung haben, ist der Zweitanker mit 25 kg, der bei uns ebenfalls am Bug hängt. Also wird er demontiert, ins Dinghi geladen und an der 20m-Markierung so an der Kette befestigt, dass er lose hin- und herrutschen kann. Eingraben muss er sich nicht, das Gewicht zählt. So die Theorie. Wir warten ab, ob es funktioniert.

Als ich eben gerade mit der Kamera bewaffnet losschwimme, um Fotos von der Ankergalerie zu machen, trifft mich fast der Schlag. Der Hauptanker liegt etwas lustlos auf der Seite und kratzt oberflächlich im Sand, bzw. auf der Korallenplatte. Reiner schwört, dass er sich nicht bewegt hat, als ich ihn gestern nochmal kräftig eingefahren habe. ( Eingefahren…..!). Der Zweitanker dagegen, hat sich tatsächlich richtig gedreht und tut so, als ob er sich etwas festhält. Na hoffentlich bekommen wir hier keinen kräftigen Wind.????

 

Noch nicht berichtet habe ich allerdings von einem weiteren Zwischenfall, den ich selber erst verdauen musste.

Kurz nachdem ich vor Einsetzen des Regens der vorletzten Nacht ins Bett gehe, klingelt Reiner’s Handy. Es ist ca. 1.00 Uhr. Ich realisiere erst einen Moment später, dass es sich um einen ganz normalen Telefonanruf handelt. Also ich auf das Display gucke, sehe ich einen Anruf meines Bruders aus Deutschland. Was sich innerhalb von Sekundenbruchteilen im Kopf abspielt, ist kaum zu beschreiben. Wenn jemand mitten in der Nacht aus Deutschland anruft, muss etwas Schlimmes passiert sein. Ich kann kaum sprechen. “ Geht es Euch gut?“ lautet seine erste Frage. Wieso uns? Er hat einen Anruf bekommen von Bremen Rescue. Unsere Notfunkboje, die Epirb, hat ausgelöst und die Rettungskette in Gang gebracht. Mein Bruder ist die erste Kontaktperson.

Nachdem wir uns beide bestätigt haben, dass weder auf der einen, noch auf der anderen Seite irgendwelche Katastrophen passiert sind, sehen wir, dass die Epirb blinkt. Sie befindet sich im Cockpit und durch das geöffnete Frontfenster hat sie Regen abbekommen und ausgelöst. Ich brauche einige Minuten, bis das Zittern meiner Hände nachlässt.

Das Beste an der Sache ist, dass wir erlebt haben, in welcher Geschwindigkeit die Rettungsaktion anläuft. Die Boje hat nur wenige Minuten im Regen gelegen.

Nun stellt sich die Frage, ob die Epirb, nachdem sie durch einen Anruf von uns bei Bremen Rescue deaktiviert worden ist, wieder scharf geschaltet werden kann. Dazu gibt es unterschiedliche Aussagen.

Hat da jemand von Euch Seglern irgendwelche Infos?

 

 

Einfach kann jeder….

Nach Tagen in der totalen Einsamkeit in der Bahia Espiritu Santo geht die Reise weiter. Endgültig nach Belize.

Die Wetteraussichten sind solala. Der Wind sieht gut aus, leider sind aber auch Regen und Gewitter angesagt. Naja, hilft nichts, ist nicht das erste Mal. In den nächsten Tagen soll der Wind total einschlafen. Noch schlechter. Am Nachmittag verlassen wir die Bucht, nachdem die erste schwarze Wand vorbeigezogen ist. Es geht besser als erwartet, nur die Nacht ist etwas nervig, da der Wind ständig wechselt. Reffen, ausreffen, reffen, ausreffen, reffen,…..Gewitter bleiben aus.

Aber es wäre ja nicht die Balou, wenn’s alles komplikationslos laufen würde. Während meiner Wache fällt mein Blick auf unseren Anzeigenmonitor am Navitisch. „Füllstand Wasser mittlerer Tank 19%“ ???? Wieso so wenig? Wo ist das Wasser hin? Da fehlen mindestens 150l…. Reflexartig gucke ich in die Bilge. Noch 20 cm bis zu den Bodenbrettern. Reiner wecken und die Druckwasserpumpe ausstellen sind eins. Wir pumpen die Bilge ab, das Wasser steht. Problem auf morgen vertagt. Wahrscheinlich der Klassiker: Eine lose Schelle oder abgegangener Schlauch irgendwo im Wasserkreislauf.

Am Vormittag erreichen wir San Pedro. Die Atanga ist schon durch den Pass und liegt am Anker. Der Bericht an der Funke ist mittelmäßig. Die Durchfahrt durch den Riffsaum ist noch relativ einfach, dann aber wird es sehr flach. Sie haben noch 30 cm unter dem Kiel. Wir schleichen uns rein. Laut unserer Zeichnung ist es hinter dem Heck der Atanga etwas tiefer, vorsichtig tasten wir uns vor. Erste Grundberührung. Der Sand wühlt auf, aber wir kommen aus eigener Kraft weiter. Bloß jetzt keine Korallen…….Die Sicht ist zwar gut, dass Wasser sehr klar, aber ob sich unterhalb der Oberfläche Korallen befinden, sieht man natürlich nicht.

Zwanzig Meter weiter, das Schiff stoppt. Wir hängen wieder fest. Die Tiefe ging von 30 cm auf 0. Ende. Diesmal sitzen wir fest. ???? Es hilft kein vorwärts und kein rückwärts. Reiner geht ins Wasser. Unter uns nur Sand und Seegras. Gott sei Dank. Nach kurzer Besprechung macht Achim das Dinghi klar und versucht uns mit Drücken und Schieben irgendwie zu bewegen. Kein Erfolg. Neuer Plan: Er wird unseren Anker ( 33kg mit 10mm Kette!) in sein Dinghi laden, zwanzig Meter weiter fallen lassen und wir versuchen uns mit dem Anker rauszuziehen. Gut, dass der Nachbar ein Dinghi mit Festboden und starkem Motor hat. Wir wären wahrscheinlich abgesoffen mit unserem.

Es klappt. Der Anker fällt ins Wasser, Reiner steht am Steuer, ich hole die Kette ein, Achim schiebt von der Seite. Noch tut sich wenig. Bis plötzlich ein Tauchboot mit hoher Geschwindigkeit dicht an uns vorbeifährt. Eine Welle!!!!! Wir gucken uns an, neuer Versuch mit viel Gas, die Welle hebt uns an und wir sind frei. Bloß weg da. Diesmal fahren wir vor die Atanga. Jetzt sind 50cm unter dem Kiel. Nicht die Welt, aber besser wird’s nicht. Anker runter, einfahren und Feierabend.

Naja, fast. Der Ankergrund ist hier unter aller Kanone. Fester harter Korallensand über steinharter Korallenplatte. Da gräbt sich nichts ein. Die Spitze ist drin, mehr aber nicht. Bei viel Wind wird das ein Problem. Und das kommt dann auch prompt in der Nacht.

Ein dickes Gewitter zieht auf, der Ankeralarm geht los. Zunächst nur, weil wir uns aus dem Schwojenkreis drehen. Aber ich traue dem Frieden nicht und bleibe wach. Wir drehen uns um fast 180 Grad und ich befürchte, dass sich mit viel Wind auch der Anker rausdreht. Also bin ich drei Stunden wach und beobachte den Fall. Es sieht auf dem Monitor aus, als wenn wir uns ein kleines Bißchen bewegen. Nachdem der Wind nachlässt, ist Stillstand. Ankeralarm wieder an und schlafen.

Am Morgen taucht Reiner nach dem Anker. Er ist gerutscht und hat sich etwas rausgedreht. Nach dem Einklarieren ist da Handlungsbedarf. Irgendwas müssen wir uns ausdenken, sonst können wir das Schiff kaum verlassen. Und das wäre schade. Es sieht wirklich nett aus hier.

PS: Ein paar Fotos von der Rettungsaktion sind auf dem Blog der Atanga zu sehen. 

Belize erreicht

Nach einer etwas aufregenden Riffeinfahrt haben wir San Pedro in Belize erreicht. 

Die Jagd nach Internet ist in vollem Gange. Morgen werden wir hoffentlich wieder normal bloggen können und berichten.

Meldung aus dem Off

Wir sind in der totalen Einsamkeit gelandet. Im Nichts.

Nach einer harmlosen aber etwas nervigen Nacht erreichen wir am Vormittag die Riffeinfahrt. Harmlos, da wir den eigentlich perfekten Wind zum Segeln und nur eine einzige Schiffsbegegnung haben, nervig, weil wir wegen des prima Windes eigentlich schön mit Vollzeug segeln könnten, es aber nicht dürfen, da wir zu schnell sind.

Wir haben relativ wenig Welle und wenn wir das Schiff lassen, liegt es stabil leicht schräg auf gemäßigtem Amwindkurs. Am späten Abend erreichen wir 6 kn Geschwindigkeit über Grund. Viel zu schnell, also müssen die Segel erheblich kleiner gemacht werden. Das geht auf Kosten der Stabilität und somit wackelt es mehr als nötig. Entweder haben wir die Gegenströmung über- oder unser Schiff unterschätzt.

Aber wir treffen zur geplanten Uhrzeit ein. Die Sonne steht relativ hoch….bis sich eine Wolkenwand davorschiebt. Die nimmt jede Sicht nach unten. Abwarten bringt wenig, der ganze Himmel ist ziemlich bewölkt. Also Blindflug. Reiner hat den Tiefenmesser im Auge, ich stehe mit der Funke am Bug. Die Atanga fährt direkt hinter uns, jeder hat ein Funkgerät, so dass wir alle Vier miteinander kommunizieren können. Im Schleichtempo geht es durch die Einfahrt. Jede Menge Wasser unter dem Kiel, wo unsere elektronischen Seekarten Land zeigen. Wir tasten uns ca. 2 sm bis in die nordöstliche Spitze der riesigen Bucht und lassen den Anker auf 4m Tiefe in der türkisen Lagune fallen. Geschafft. Und eigentlich sehr undramatisch.

Rings um uns ist Wasser. Das Land und die Riffkante sind zu allen Seiten ca. 1,5 sm entfernt. Laut Reiseführer soll sich an Land ein einziges Mayadorf befinden, in dem noch einige Familien leben. Nach ausgiebigem Schlaf treten wir die weite Dinghifahrt an. Tatsächlich sind in der Ferne Hütten zu erkennen. Nachdem wir die Boote an Land gezogen haben, treffen wir tatsächlich auf eine Familie, die lethargisch in der Hängematte liegt. Wir dürfen uns ruhig umsehen signalisieren sie uns, nachdem klargestellt wurde, dass wir nicht mit Herrn Trump befreundet sind.

Das „Mayadorf“ besteht aus drei Bretterbuden, die aus allem was angeschwemmt wurde, zusammengezimmert sind. Drei Familien leben dort so einfach, wie es nur geht. Regenwasser wird gesammelt, eine Solarzelle sorgt für stundenweisen Strom. Das war’s. Lediglich zum Fischen ist ein stabiles Boot mit Außenborder vorhanden. „Kein Supermarkt“, berichtet die Frau lachend. Die Beschaffung von Reis oder Benzin stellt wahrscheinlich einen Tagesausflug dar.

Dafür gibt es unfassbare Mengen an Müll am Strand. Es wird einem schlecht, wenn man sieht, was an Plastikmüll angeschwemmt wird. Ganze Schuhläden könnten mit Turnschuhen und Flipflops gefüllt werden. Niemand kann diese Mengen wegräumen. Etwas betroffen treten wir den Rückweg an. Auf dem Wasser ist die Welt wieder in Ordung. Zwei Delphine umkreisen das Dinghi, das Wasser ist klar.

Anfang der Woche geht es endgültig nach Belize. die nächste Riffeinfahrt. Und die wird schwieriger. Aber da soll es Einheimische geben, die einem den Weg zeigen. Also Daumen drücken.

Da die Nachricht über Kurzwelle gesendet ist, werden die Bilder nachgereicht.

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