Monat: März 2017 (Seite 2 von 3)

Mexikanischer Alltag

Nachdem wir alle notwendigen Behördengänge abgehandelt haben, kehrt allmählich der mexikanische Alltag ein.

Wir schlafen aus und ich gehe mit Freude täglich zum Supermarkt, um frische leckere und vor allem unglaublich billige Lebensmittel zu kaufen. Das Kilo Tomaten, der Salatkopf, die Zwiebel, alles befindet sich im Centbereich. Wir machen kleine Spaziergänge, um nicht einzurosten. Einer führt uns in den Hauptort von Mujeres.

Auch hier findet man in den ersten beiden Häuserreihen Tourismus vom Feinsten. Ganze Horden werden mit der Fähre vom Festland tagsüber hergekarrt, um abends wieder zurück gefahren zu werden. Dennoch ist es nicht allzu anstrengend. Man wird nur begrenzt angesprochen, wenn man freundlich abdankt, lassen sie einen auch weiterziehen. Aggressiver Souvenierverkauf liegt dem ansonsten eher schüchtern-freundlichen Mexikaner nicht. Auch hier ist der öffentliche Strand zwar voll, aber von unglaublicher Farbe. Der Sand ist dermaßen feinpuderig und weiß, dass es blendet.
Die Häuser sind mexikanisch bunt. Bunt, wie alles Landestypische.

Nach Cancun zieht es uns nicht mehr so richtig. Leider ist die Sicherheitslage dort derzeit etwas kritisch. Es kommt häufiger zu Schießereien, die sich von irgendwelchen Banden gegen die Polizei richten. Touristen sind nicht das Ziel, trotzdem möchte man nicht in die Schusslinie geraten. Also fahren wir demnächst weiter nach Süden.

Zum Alltag gehört auch der Friseurbesuch, den Sabine sich für umgerechnet 2,50€ leistet. Leider geht’s etwas in die Hose. Das Ganze sieht leicht schief aus und das Wort “ Stufe“ wurde zumindest einseitig wörtlich genommen. Nun hat sie die Idee: Beate soll’s richten. ???? Na ganz tolle Idee…..

Zunächst winke ich ab. Keine Chance. So einen komplizierten fransigen Stufenschnitt kann ich nicht. Sabine redet auf mich ein, wie auf ein totes Pferd. Verspricht mir (im Vorfeld), unsere Freundschaft, unabhängig von der Ergebnisqualität aufrecht zu erhalten. Verspricht mir Tequila, verspricht mir eigentlich fast alles. Die Frau muss wirklich verzweifelt sein…….

Nach zwei Tagen hat sie mich soweit. Nach nochmaliger Versicherung ausbleibender Repressalien, lasse ich mir das Haarschneideequipment zeigen. Es handelt sich um einen kleinen Kamm und drei verschieden große Papierscheren. Der Mutschluck steht in Reichweite. Das fängt ja gut an….????
Wir leihen uns von den Fischern einen Stuhl und los geht’s. Beate mit den Scherenhänden schnippelt sich im Mikrobereich ans Ziel: Die Stufe muss ausgeglichen werden.

Nachdem tatsächlich auf den ersten Blick das größte Drama beseitigt ist, brauche ich Pause. Jetzt beobachten wir die Angelegenheit erstmal und entscheiden dann, ob ein zweiter Angriff stattfinden muss.

Einklariert

An Tag 4 in Mexiko sind wir endgültig fertig einklariert. Unser Agent Herman war jeden Cent wert.

Nachdem wir ja nun bereits im Krankenhaus vorstellig waren, kommen an Tag 3 noch 2 weitere Menschen von der Hygieneaufsicht ( oder so ähnlich) zu uns an Bord. Ich bin bereits früh aufgestanden und habe aufgeräumt, abgewaschen, gewischt usw. Die Edelstahlspüle glänzt wie neu, kein Krümel liegt auf dem Boden und die prophylaktisch aufgestellten Kakerlakenfallen sind alle entsorgt. Nicht, dass noch jemand Ungeziefer vermutet…..

Die Dame vom Amt schreibt und stempelt und fragt freundlich, ob sie denn mal einen Blick nach unten werfen darf. Aber selbstverständlich! ????Sie steht in der Küche, lächelt, wirft mir einen anerkennenden Blick zu und geht wieder.

Heute folgt der letzte Akt, wir müssen unser Schiff temporär einführen. Dies müssen wir selber tun. Da wir dazu nach Puerto Juarez, auf der gegenüberliegenden Festlandsseite müssen, nehmen wir die Fähre und schließen gleich eine kurze Cacunbesichtigung an.

Dank der guten Vorbereitung hier in der Marina gestaltet sich der Schiffimport komplikationslos und schnell. Balou darf jetzt für 10 Jahre in Mexiko bleiben und erhält sowas Ähnliches, wie einen eigenen, sehr wichtig aussehenden Personalausweis mit Geburtsdatum. FERTIG!

Im Anschluss begeben wir uns Richtung Stadt. Das als Touristenziel bekannte Cancun mit ca. 600 000 Einwohnern teilt sich im wesentlichen in zwei Bereiche. Den Hotelbereich und den schlichten Teil für die einheimische Bevölkerung, die hauptsächlich im Hotelgewerbe tätig ist. Dieser Teil ist streng im Schachbrettmuster angelegt. Zentrale Plätze oder Kathedralen gibt es nicht. Entsprechend uninteressant ist der Bereich dann auch. Es gibt kein schönes Fotomotiv, noch nicht mal eine geschlossene Einkaufszone ist zu finden.

Auf dem Hotelzipfel hingegen ist der Teufel los. Hier wird alles getan, um den Touristen möglichst rund um die Uhr zu bespaßen, auf der Hauptstraße hat man das Gefühl in Las Vegas zu sein. Als wir das unvermeidliche Hardrockcafe betreten, fällt unser Blick auf den dahinter liegenden Strand.

Es verschlägt uns die Sprache. Blendend weißer Pudersand und ein solch türkisgrünblaues Wasser haben wir überhaupt noch nicht gesehen. Deshalb fahren tausende von Menschen hierher. Es ist noch nicht einmal besonders voll. Es ist einfach nur wunderschön. Schon sind die Tumulte auf der Straßenseite vergeben. Jetzt brauchen wir nur noch einen Ankerplatz.

One Tequila, two Tequila….

Du lieber Himmel, was für ein Papierkrieg für’s Einklarieren. Bloß gut, dass wir den ganzen Kram nicht selber ausfüllen, kopieren und verteilen müssen.

Gestern nach unserer Ankunft passiert erst mal wenig. 10 Schiffe klarieren aus, unser Agent Herman ist im Stress. Trotzdem bekommen wir die Erlaubnis, die Marina zu verlassen und gehen zum Supermarkt. Glück gehabt. Und dann betrete ich das Paradies. Genauso wie ich es vor 3 Jahren in Irapuato erlebt habe. Berge von Limonen, Ananas, Mangos, Tomaten usw. fallen mich an. Es gibt alles. Für ganz kleines Geld. Es fällt schwer, nicht die Nerven zu verlieren. Das schönste daran ist, morgen kann man es auch noch kaufen. Und übermorgen auch. Jeden Tag, soviel ich will.

         

Zurück auf dem Schiff ist es Zeit, endlich die Ankunft und das Wiedersehen mit der Atanga zu feiern.
One Tequila, two Tequila, three Tequila, floor. Die erste Flasche fällt uns zum Opfer und der Reiner sieht heute morgen etwas zerknautscht aus. Die erste Frage:“ Ist das jetzt jeden Tag so?“ Natürlich nicht, aber der ist auch was lecker, wie der Kölner sagen würde……

Am Vormittag werden wir dann abgeholt von Herman und zum Krankenhaus gefahren. Nicht, weil es uns schlecht geht, wir müssen der Gesundheitsbehörde vorgeführt werden. Offensichtlich hinterlassen wir beim Doc aber einen gesunden Eindruck ( gut, dass die uns nicht morgens um 8.00 Uhr gesehen haben..????), es wird noch nicht mal Fieber gemessen. Nur weitere 100 Formulare ausgefüllt.

Anschließend werden wir zur Immigration gefahren. Wieder 100 Formulare. Wir müssen während der ganzen Zeit kaum was anderes machen, als daneben zu stehen und nett zu lächeln. Alle lächeln zurück, stempeln sich dumm und albern und schon sind wir immigriert für die nächsten 180 Tage. Wer nun glaubt, das war’s, täuscht sich. Morgen um 10.00 Uhr kommt der Zoll und am Dienstag müssen wir zum Festland, um das Schiff einzuführen.

Viva La Mexiko

Angekommen.

Tag 6.2 nach Mexiko geht ruhig an uns vorbei. Fast etwas langweilig. Angenehmer Wind, keine Delphine, nichts. Auch die letzten beiden Nächte sind ruhig, wir haben noch nicht mal extrem viel Schiffsverkehr. Gerade soviel, dass man wach bleibt und aufpasst. Die meisten halten allerdings Abstand, nur zweimal müssen wir zur Funke greifen. Der fast volle Mond erhellt die Nacht und zaubert eine glitzerne Autobahn auf das Wasser.

Heute früh kommen wir wie geplant quasi zum Frühstück an. Links liegen die Bettenburgen von Cancun, rechts die kleine Insel Mujeres, die auf den ersten Blick einen sympathischen Eindruck macht. Im Einfahrtskanal winken uns alle freundlich zu. Wir fahren dicht am weißen Strand mit türkisem Wasser vorbei und werden als Fotomotiv genutzt. In die Marina kommen wir ohne Probleme, an der niedrigsten Stelle haben wir noch 90 cm Wasser unterm Kiel. Das reicht.

Am Marinasteg liegt die Atanga mit Sabine und Achim, wir parken direkt daneben ein. Fest und aus.

Nun warten wir auf die Immigration. Da wir einen Agenten haben, der den in Mexiko etwas komplizierten Einklarierungrozess für uns übernimmt, fällt die Rennerei diesmal flach. Leider dürfen wir aber auch noch nicht aus der Marina, solange der Papierkram noch nicht erledigt ist.

Zeit, das Stegleben zu beobachten. Viele Segler liegen hier nicht. Eher überdimensionierte Fischerboote, größtenteils mit US – Flagge. Die bauen sich auf dem Steg einen Pavillon mit Campingstühlen und Tisch direkt am Schiffsheck auf, um ihren Fang zu zerlegen. Daneben stehen Kühltruhen und wahlweise auch gleich der Grill. Nach den Mengen zu urteilen, die hier filetiert werden, scheint es massenweise Fisch draußen zu geben.

Mal gucken, ob was für uns abfällt……

Nach Mexiko 6.1

Unterwegs, letzter Akt.
Vorgestern Nachmittag klarieren wir wie geplant aus. Wir wollen am frühen Mittwochabend lofahren, um morgens in Mexiko anzukommen. 330 sm liegen vor uns.
Die Ausklarierei geht komlikationslos vonstatten. Der nette Mensch vom Zoll erklärt uns, dass wir nun innerhalb von 24 Std. auslaufen müssen und die Protsecurity davon in Kenntnis setzen müssen. Kein Problem. Dann kommt die Immigration. Dieser Mensch fragt ebenfalls nach unserer Abfahrtszeit und erklärt, dass dies nicht möglich ist. Wie jetzt? Wenn wir an diesem Tag ausklarieren, müssten wir vor morgens um 7.00 Uhr ablegen, anderenfalls müssten wir uns noch einmal bei der Immigration melden. Diese Zeit geht gar nicht, denn dann würden wir nachts in Mexiko ankommen. Nochmals am folgenden Tag da anzutanzen haben wir aber auch keine Lust. Ich ( gesegnet mit einer gesunden Portion krimineller Energie) bemerke Reiners Zögern und lächle den Mann schnell an. Ja selbstverständlich werden wir vor 7.00 Uhr auslaufen, kein Problem. Und denke:“ Du kannst mich mal…“Ich kann mich gerade noch beherrschen, Reiner gegen das Schienbein zu treten. Wir ziehen von dannen und beschließen, uns ohne die Portscuritiy zu informieren und ohne das AIS einzuschalten, davonzuschleichen. Wenn wir aus dem Northsound fahren, sieht uns keiner. Reiner, der Ehrliche, schläft schlecht…..
Gestern schleichen wir uns also davon. Gegen 15.00 Uhr, wir wollen die Sache ja nicht überstrapazieren. Niemanden interessiert es, niemand funkt uns an. 10 sm hinter der Küste schalten wir unser AIS wieder ein. Geht doch.

Die ersten 24 Std. sind, wie vorherzusehen war, sportlich…..wir haben zwischen 15-30 Knoten Wind, der wechselt zwischen 90-180 Grad, sind zwischen 4,5-8 Knoten schnell, die noch hohe Welle kommt dementsprechend unregelmäßig und etwas konfus. Also richtig blöd. Die Zubereitung einer Tiefkühlpizza erfordert Geschicklichkeitsstufe 3.
Inzwischen hat sich die Sache beruhigt. Wir laufen nur mit der Genua um die 6 Knoten und müssen langsam ans Bremsen denken.

DTG 170 sm
Etaml 145 sm

Macht Geld glücklich?

Morgen geht es weiter.

Der zur Zeit immer noch kräftige Wind um die 30 kn soll morgen nachlassen, gegen Nachmittag werden wir die Marina verlassen. Zu Beginn wird es noch etwas sportlich zugehen, der Wind wird dann aber kontinuierlich abnehmen, so dass wir zumindest bis Freitag auf schönes Segelwetter hoffen. Ab Freitagabend wird’s wieder mau, aber das ist dann nicht mehr so schlimm. Bei ruhigem Wetter am Samstagmorgen auf der Isla Mujeres anzukommen, ist uns eh lieber.

Der orange Fleck war größer, rot und ist von der Westspitze Kubas über uns drüber gezogen. Ab gelb wird’s sportlich, orange und rot will man nicht. Grün bedeutet schönes Segeln….

 

 

Heftig war es hier allemal. Vorletzte Nacht, es waren bis zu 40 kn Wind angesagt, rumst es plötzlich. Erst einmal, nach einer kurzen Pause nochmal. Da sich Reiner tot stellt, entscheide ich mich auch gegen das Aufstehen, zumal hinterher wieder nur die alten Windgeräusche zu hören sind. Am Morgen sehen wir, was da gerumst hat. Vor uns, auf der anderen Stegseite, liegt ein größeres Tauchboot, dessen Heckleine in einer Sturmbö gebrochen ist. Im Anschluss ist er gegen den Steg gedonnert. Unser Nachbar hat’s bemerkt und die Leine ausgetauscht. Wir sind mit vier Leinen vertäut und werden vom Steg weggedrückt, bei uns ist Ruhe.

Überhaupt ist unser Nachbar ein netter Geselle. Er heißt Lorenzo, ist Italiener und ist, nachdem er die Karibik von oben nach unten und von rechts nach links abgesegelt hat, vor 6 Jahren hier mit seinem Katamaran angekommen. Schnell hat er erkannt, dass hier leicht Geld zu verdienen ist. Er verchartert sein Schiff stundenweise für kleine Ausflüge zu Caymans größter Attraktion: Stingray Citiy. Stingrays sind Rochen, die vor langer Zeit vorne am Riff ihr Zuhause gefunden haben, nachdem sie bemerkt haben, dass die Fischer ihren Fischabfall dort auskippen. Ein Schlaraffenland sozusagen. Inzwischen sind sie so zutraulich geworden, dass sie vor schnorchelnden Menschen nicht mehr flüchten, sondern sogar auf Tuchfühlung zum Kuscheln gehen. Das zieht tausende von Touristen an.

Ein 4-stündiger Ausflug mit Lorenzo’s Katamaran kostet 350$ pro Stunde, pro Person. ???? Da er in der Regel zwischen 10-15 Personen mitnimmt, kommt er ganz schnell auf viele tausend Dollar für einen Ausflug. Er selber findet die Preise ebenfalls etwas schräg, aber so ist das Preisniveau hier nun einmal. Selbst ein einfacher Handwerker erhält 300$ Stundenlohn. Und, ich betone es noch einmal, alles steuerfrei. Uns würde Lorenzo gerne zu einem Trip einladen, wir aber wollen weiter, unser Kopf ist schon in Mexiko.

Über die Insel erzählt Lorenzo bei einem abendlichen Glas Wein, dass es eigentlich ziemlich langweilig ist. Man kann hier nichts machen, es gibt kaum etwas zu sehen. Schnorcheln, tauchen und Schluss. Er selber hat jetzt auch keine Lust mehr zu bleiben, im April gibt er sein Geschäft auf und will wieder nach Süden. Er will wieder am Anker liegen.
Da ist es wieder. Geld alleine macht auch nicht glücklich.

Das “ Konsumparadies“

Nach dem Einklarieren entscheiden wir uns, in den geschützten Northsound zu fahren. Eigentlich scheint die Angelegenheit zu flach. Aber sowohl der nette Customer, als auch die Portsecurity bestätigen, dass wir auf alle Fälle über die Riffeinfahrt kommen. Na dann. Wir haben einen Tiefgang von 6,5 Fuß, die Tiefe reicht bis 9 Fuß. Wird schon klappen. 

Schon bei der Anfahrt wird’s uns schwummerig. Ich installiere die Kamera für die Nachwelt, um unser potenzielles Aufsetzen zu dokumentieren. Das Wasser ist sehr klar, die Sonne steht hoch und man sieht jeden  Klumpen. Mir treibt es den Schweiß aus der letzten Pore. Ich gehe mit der Handfunke zum Bug und dirigiere von oben. Gefühlt kracht es sekündlich. Aber, alles geht gut. 

Drinnen angekommen, fahren wir in eine kleine Marina, die eher wie ein dänischer Fischereihafen wirkt, als ein Yachthafen auf den Caymans. Macht nichts. Uns gefällt’s. Ganz nebenbei stehen plötzlich die Crews der Rebell und der Sunrise ( auf dem Weg nach Kuba und ebenfalls ausgebremst)  vor dem Steg. Sie haben uns auf dem AIS gesehen und wollen mal hallo sagen. Tze, die Welt ist klein.

Am heutigen Morgen entern wir dann Georgetwon, die Hauptstadt. Hier soll sich das Einkaufsparadies schlechthin befinden, zoll- und steuerfrei. Der Weg dorthin führt durch saubere karibisch wirkende Straßen. Die Bougainvillen blühen, alles ist bunt. Dann gelangt man ins Zentrum. Auf den ersten Blick sieht es auch noch ganz nett aus. Auf den zweiten Blick offenbart sich der Irrtum der Woche. 

Alles ist auf Kreuzfahrttourismus ausgerichtet, die turnschuhbesockten und verbrannten weißen Beine laufen kreuz und quer. Was für ein Schauspiel. Einige Läden richten ihre Öffnungszeiten nach dem Anlegen so eines Massentransporters, dessen Inhalt sich über die Geschäfte ergießt. Sie kaufen und kaufen. Am Nachmittag wird der Schwarm wieder eingesammelt, weiter geht’s zur nächsten Insel. Die Caymans kennt man ja nun schon.

Wir gucken auch mal, ob sich unsere leere Ginflasche ersetzen lässt. Ha. Auf dem Flughafen in Frankfurt für 17€ gekauft, kostet sie hier ( festhalten) 34 $. Zollfrei! Richtig stutzig werde ich vor einem Swarovskiladen, in dem ich das Geschenk meiner Tochter, ein Lederarmband, entdecke und dessen Preis ich kenne. Es ist teurer, als in Deutschland. ????

Also dazu fällt mir ja nichts mehr ein. Ok, hier sitzt richtig Geld. Wie uns unser Nachbar später erzählt,  verdienen die Menschen hier sehr viel Geld. Zwischen 10 000 und 15 000$ sind normal. Alles steuerfrei. Ein kleines Appartement kostet 1,5 Mio $, dagegen ist natürlich so eine Flasche Gin läppisch. Aber ein Einkaufsparadies für den Durchschnittstouristen? Wohl kaum. 

Seit letzter Nacht pfeift es übrigens, pünktlich wie von Wetterwelt vorhergesagt. Und wir sind irgendwie doch froh, nicht da draußen zu sein. Denn da das Wetter aus Westen kommt, wären wir da durchgefahren.

Wirklich nett fanden wir übrigens die Kirche. Universal steht dran. Das ist doch mal ein Vorbild für Völkerverständigung und Religionsfreiheit.

Cayman Islands

Nun sind wir also auf den Cayman Islands, der in Deutschland nicht anerkannten Steueroase, gelandet. Da diese als Britisches Überseedepartement zu den Schengenstaaten gehören, ist die Einreise unkompliziert. Und überaus nett nebenbei auch.

Wir kommen ( natürlich) nachts an. Daher gehen wir davon aus, vor der Westseite der Insel den Anker zu werfen und am Morgen, nach dem Einklarieren, die Lage bei Tageslicht zu sondieren. Ca. 10 sm vor der Ankunft muss man sich hier bei der Portsecurity anmelden. Dies tun wir auch ganz artig. Ein Typ, der entweder morgens mit Reißnägeln gurgelt, oder aber schon sein 5. Bier getrunken hat, begrüßt uns freundlich und gibt uns Koordinaten für eine Mouring, an der wir festmachen können. Am folgenden Morgen würden sie uns anfunken, damit wir an den Steg zum Einklarieren fahren können. Das ist ja nett. Wir finden die Tonne auch auf Anhieb, trinken ein Bierchen und fallen ins Bett.

Gegen 8.00 Uhr gucken wir aus dem Schiff und ich staune. Wir liegen direkt vor der Stadt Georgetown auf glasklarem Wasser, unter uns bunte Rifffische. Während eine Stunde später ein Kreuzfahrer aus der Costagruppe auf Tuchfühlung mit uns geht ( Reiner will ihn schon fragen, ob er mit uns ins Päckchen gehen will), werden wir vom Zoll angefunkt. Wir können jetzt kommen. Im Internet ( Noonsite, eine „wichtige“ Informationsquelle für Segler!) und Revierführer stehen ja immer wieder viele Dinge. Kein Obst und Gemüse einführen, der Zoll würde bis zu 3 Stunden das Boot mit zwei Hunden durchsuchen ( einer für Drogen, einer für Waffen), und pipapo. Also fege ich kurz nach dem Aufstehen wie eine Wilde mit dem Putzeimer durchs Schiff und räume auf. Nach 6 Tagen auf See ist, gelinde ausgedrückt, nicht immer alles tipptopp. Nicht, dass die noch über gebrauchte Unterhosen stolpern…..????.

Am Steg stehen schon drei Menschen. Zwei vom Customs, eine Frau von der Immigration. Wir werden freundlich mit Handschlag begrüßt. Dann drücken sie uns die üblichen Formulare in die Hand, die wir schon mal ausfüllen sollen. Als ich sie freundlich an Bord bitte ( Flucht nach vorne), lächeln sie höflich und winken ab. Nein nein, wir sollen einfach ins Büro kommen, wenn wir mit den Papieren fertig sind. Das war’s. Gekostet hat es nichts.

Woher bitte stammt denn dieser ganze Müll übers Einklarieren? Aber vielleicht sehen wir ja auch einfach nur so nett und vertrauenswürdig aus…..????

Sonnenaufgang auf See. Das sind die netten Momente……

Nach Mexiko Tag 6

Mal wieder (oder immer noch) ein schwachwindiger Tag. Wir motorsegeln…
Aber die Ruhe täuscht. Leider braut sich da mehr zusammen, als wir zu Anfang gedacht haben. Nach vielem Hin und Her und stundenlangem Grübeln haben wir heute früh beschlossen, nach Mexiko durchzufahren. Dann kommt der letzte Wetterbericht. Schluck. Neues Grübeln, mulmiges Gefühl im Bauch. Neue Entscheidung: Wir laufen die Caymans an.
Das Wettergebilde wächst sich mit jedem neuen Bericht weiter nach Süden in unsere Richtung aus. Weitersegeln würde bedeuten: 1,5 Tage um die 30 Knoten Wind zunächst aus 90 Grad, später aus 120 Grad. Ein sehr schneller Kurs. Leider würde es auch bedeuten, dass wir sicher in der Nacht unser Ziel erreichen würden. Also müssten wir frühzeitig die Segel verkleinern und die Geschwindigkeit drosseln. Das ist bei solchem Wind nur schwer machbar, zumal uns jetzt schon 2 Knoten Strom von hinten schieben. (Außerdem kann es eklig werden, wenn man bei der Welle zu langsam wird…) Wenn das Schiff erstmal ins Rennen gerät ist es schwer zu stoppen, da kann man reffen und reffen, die Geschwindkeit ändert sich kaum. Die Dinger laufen dann wie entfesselt, als gäbs kein Morgen.
Es würde ebenfalls bedeuten, dass wir bei diesem Wind, denn der reicht seit heute Vormittag auch bis über Mexikos Küste, unser Ziel erreichen würden. Unser Revierführer sagt, dass die Ansteuerung ( auch die südliche)schon bei normalem Wind nicht ganz einfach ist.

Das ist alles Mist. Aus Erfahrung während unseres Starts über den Atlantik haben wir gelernt, dass sich solche häßlichen Wettergebilde auch mal ganz schnell weiter negativ entwickeln können. Damals haben wir Schwein gehabt und haben die Kapverden angelaufen. Hier ist unsere letzte Möglichkeit Grand Cayman.
Richtig Lust haben wir nicht drauf. Aber auf hohes Risiko haben wir auch keine Lust, manchmal muss man auf sein Bauchgefühl hören.

Etmal Tag 5 (gestern vergessen)138 sm
Etmal Tag 6 136 sm
DTG bis Mexiko 360 sm
DTG bis Cayman 27 sm

Nach Mexiko, immer noch Tag 5

Irgendwie bin ich mit der Zählerei durcheinander gekommen. Gestern hatte ich schon mal das Gefühl, dass 5 Tage rum sind, aber da wir am Freitag erst logefahren sind und ich heute erfahren habe, dass erst Mittwoch ist, sind es erst 5 Tage. ( Also bei Euch ist schon Donnerstag…) Eine echte Langfahrterscheinung. Man vergisst nach ein paar Tagen, wie lange man unterwegs ist, welchen Wochentag man hat und was ist überhaupt ein Datum ???

Lange Rede, kurzer Sinn, die letzten 24 Stunden waren mal richtig gut. Wir hatten ordentlichen Wind, die Welle von der richtigen Seite und haben gut Strecke gemacht. Leider nicht so richtig zum Ziel. Eine neue Wetterprognose ist aufgetaucht. Am Wochenende zieht ein Tiefdruckgebiet von West nach Ost über Kuba und soll auch südlich um die 30 Knoten Wind bringen. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn wir nicht zu diesem Zeitpunkt unseren Zielort, die Isla Mujeres erreichen würden. Dort ist die Anteuerung nicht so ganz ohne. Teilweise sehr flach, baut sich schnell, wie wir von der Atanga gehört haben, eine nette Brandungswelle auf, die schon bei normalem Wind Schweißperlen erzeugt. Nun soll es genau aus Osten fegen, also geradwegs vom offenen Atlantik auf die Insel. Und das wird die Brandung wahrscheinlich nicht besser machen.

Also was tun? Wir gehen erstmal etwas südlich, um morgen Nacht evtl. die Cayman Islands anzulaufen und den Spuk vorbei zu lassen. Am Sonntag gegen Abend könnten wir weiter, hätten dann noch guten Wind und bei Ankunft wieder normale Verhältnisse. Die letzte Entscheidung treffen wir dann morgen nach den neuesten Wetterberichten. Einen Nachteil hat die Sache allerdings noch. Auf den Caymans dürfen weder frisches Obst noch Gemüse eingeführt werden. Davon haben wir noch reichlich. Zu Reiners großer Freude ist jetzt aggressiver Gemüsekonsum angesagt.

Jetzt ist der Wind übrigens wieder eingeschlafen. Wir haben noch 4-6 Knoten, wenigstens ist die Welle auch weg, so dass nicht alles scheppert und knallt.

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