Nach dem Einklarieren entscheiden wir uns, in den geschützten Northsound zu fahren. Eigentlich scheint die Angelegenheit zu flach. Aber sowohl der nette Customer, als auch die Portsecurity bestätigen, dass wir auf alle Fälle über die Riffeinfahrt kommen. Na dann. Wir haben einen Tiefgang von 6,5 Fuß, die Tiefe reicht bis 9 Fuß. Wird schon klappen. 

Schon bei der Anfahrt wird’s uns schwummerig. Ich installiere die Kamera für die Nachwelt, um unser potenzielles Aufsetzen zu dokumentieren. Das Wasser ist sehr klar, die Sonne steht hoch und man sieht jeden  Klumpen. Mir treibt es den Schweiß aus der letzten Pore. Ich gehe mit der Handfunke zum Bug und dirigiere von oben. Gefühlt kracht es sekündlich. Aber, alles geht gut. 

Drinnen angekommen, fahren wir in eine kleine Marina, die eher wie ein dänischer Fischereihafen wirkt, als ein Yachthafen auf den Caymans. Macht nichts. Uns gefällt’s. Ganz nebenbei stehen plötzlich die Crews der Rebell und der Sunrise ( auf dem Weg nach Kuba und ebenfalls ausgebremst)  vor dem Steg. Sie haben uns auf dem AIS gesehen und wollen mal hallo sagen. Tze, die Welt ist klein.

Am heutigen Morgen entern wir dann Georgetwon, die Hauptstadt. Hier soll sich das Einkaufsparadies schlechthin befinden, zoll- und steuerfrei. Der Weg dorthin führt durch saubere karibisch wirkende Straßen. Die Bougainvillen blühen, alles ist bunt. Dann gelangt man ins Zentrum. Auf den ersten Blick sieht es auch noch ganz nett aus. Auf den zweiten Blick offenbart sich der Irrtum der Woche. 

Alles ist auf Kreuzfahrttourismus ausgerichtet, die turnschuhbesockten und verbrannten weißen Beine laufen kreuz und quer. Was für ein Schauspiel. Einige Läden richten ihre Öffnungszeiten nach dem Anlegen so eines Massentransporters, dessen Inhalt sich über die Geschäfte ergießt. Sie kaufen und kaufen. Am Nachmittag wird der Schwarm wieder eingesammelt, weiter geht’s zur nächsten Insel. Die Caymans kennt man ja nun schon.

Wir gucken auch mal, ob sich unsere leere Ginflasche ersetzen lässt. Ha. Auf dem Flughafen in Frankfurt für 17€ gekauft, kostet sie hier ( festhalten) 34 $. Zollfrei! Richtig stutzig werde ich vor einem Swarovskiladen, in dem ich das Geschenk meiner Tochter, ein Lederarmband, entdecke und dessen Preis ich kenne. Es ist teurer, als in Deutschland. ????

Also dazu fällt mir ja nichts mehr ein. Ok, hier sitzt richtig Geld. Wie uns unser Nachbar später erzählt,  verdienen die Menschen hier sehr viel Geld. Zwischen 10 000 und 15 000$ sind normal. Alles steuerfrei. Ein kleines Appartement kostet 1,5 Mio $, dagegen ist natürlich so eine Flasche Gin läppisch. Aber ein Einkaufsparadies für den Durchschnittstouristen? Wohl kaum. 

Seit letzter Nacht pfeift es übrigens, pünktlich wie von Wetterwelt vorhergesagt. Und wir sind irgendwie doch froh, nicht da draußen zu sein. Denn da das Wetter aus Westen kommt, wären wir da durchgefahren.

Wirklich nett fanden wir übrigens die Kirche. Universal steht dran. Das ist doch mal ein Vorbild für Völkerverständigung und Religionsfreiheit.