Monat: Februar 2017 (Seite 1 von 2)

Nach Mexiko Tag 3

Blöde letzte 24 Stunden. Wir kommen kaum vorwärts. Heute im Morgengrauen gibt der Wind ein kurzes Intermezzo mit 25 Knoten, schleicht sich wieder davon und lässt uns mit der Welle zurück. Zunächst kurz und hoch, inzwischen lang und hoch. Solange Wind da ist, macht das nichts, mit wenig Wind ist es ätzend. Die ca. 10 Knoten kommen von hinten, der gesicherte Großbaum will bei jeder Welle umschlagen. Es rappelt und knallt an allen Ecken. Ein neuer BLick auf das aktuelle Wetter sagt für unseren Kurs noch ca. 24 weitere Stunden dasselbe Szenario voraus. Da muss eine ander Lösung her, denn auch an Schlaf ist so gar nicht zu denken. Neue Idee: Wir biegen ab an der Küste von Haiti nach Norden und werden hoffentlich weiter oben Wind finden, statt den direkten Weg nach Jamaica schräg rüber zu fahren. Hat jemand einen besseren Vorschlag? Manchmal muss man ja Umwege gehen, um zum Ziel zu kommen……

Meine Jagd ist übrigens erfolgreich verlaufen. Heute vormittag ist mir ein schöner Mahi Mahi an die Angel gegangen. Perfekte Größe. Einmal Ceviche, einmal gebraten, einmal Curry.

Etmal 123 sm
DTG: Lass ich lieber weg heute.

Nach Mexiko Tag 2

Die Schwachwindphase ist überstanden.
Nachdem der Wind dann letzte Nacht tatsächlich eingeschlafen ist und der Motor für einige Stunden lief, haben wir jetzt zwischen 10-15 Knoten Wind, leider platt von hinten. Schmetterlingsegeln, die Genua ist ausgebaumt. Immerhin laufen wir die meiste Zeit um die 6 Knoten Geschwinddigkeit.

Heute früh kommt die Angel raus, bisher war der Kühlschrank noch zu voll. So ein Fisch braucht Platz, es geht hier ja schließlich nicht um Heringe… Keine 5 Minuten nachdem der Köder im Wasser ist, rauscht die Leine aus. Was für ein Spektakel! Ich setze mich gerade bequem hin und starre aufs Wasser, da sehe ich, wie ein ziemlich großer Fisch auf den Köder zustürzt. Leider haben wir gerade 7 Knoten Geschwindigkeit auf der Logge, keine Chance bei dem Tempo den Fisch einzuholen. Ich brülle nach Reiner, der sie Segel verkleinern soll, da springt der Fisch ( ein wunderschöner Mahi Mahi, aber auch riesengroß) senkrecht aus dem Wasser, schlägt mit der Schwamzflosse, dreht sich einmal im Kreis….. und haut ab. Mist. Wenigstens hat er den Köder drangelassen. Aber mein Jagdinstinkt ist geweckt. Ich will Fisch.

DTG: 884 sm
Etmal: 138 sm

Nach Mexiko Tag 1

Wir sind unterwegs.

Wie geplant legen wir gegen Mittag ab. Die Windaussichten sind mäßig, wir werden zwei Tage mit schwachem Wind zu rechnen haben. Reiner befürchtet schon, dass zwischendurch der Motor laufen muss. Bis Sonntagabend wollen wir das südliche Kap der Dom.Rep. passiert haben, dann nämlich kommt da irgendwann sehr viel Wind. Derzeitige Angaben liegen bei 30 und mehr Knoten von hinten. Kann man machen, können wir auch, aber muss ja nicht sein.
Wider Erwarten schläft der Wind aber nicht ein, sondern weht leicht vor sich hin. Gerade so, dass wir um die 5 kn Geschwindigkeit haben. Nicht berauschend, aber reicht.
Die Nacht ist ruhig, während meiner Wache haben wir keine einzige Schiffsbegegnung. Es ist zwar stockdunkel ohne Mond, aber dafür leuchtet ein gigantischer Sternenhimmel, der soviel Licht strahlt, dass einige besonders helle Sterne auf dem Wasser eine Spur zeichnen.
Heute Vormittag beschließen wir, den blauen Unhold aus der Tüte zu holen. 10 Knoten Wind aus 120 Grad, besser gehts nicht. Diesmal will er besonders eifrig sein und ändert seine Taktik. Statt sich beim Ausrollen zu verknoten, rollt er sich, kaum hochgezogen, fehlerfrei von alleine aus. Das darf er auch nicht…..
Na nun ist er, wo er hingeört und macht seinen Job, indem er uns mit zwischen 5-6 Knoten Richtung Mexiko zieht. Schaun wir mal, wie er wieder runterkommt. Spätestens heute Abend muss er ins Bett. Nachts ist Gennakerverbot

Morgen…

 

Morgen (also bei Euch heute) geht’s los.

Morgen werden wir zu Beginn wahrscheinlich guten Wind haben, am Samstag irgendwann eine Schwachwindphase aushalten müssen, am Sonntag sieht es wieder gut aus. So der Wetterbericht.

Sollte sich irgendetwas ändern, haben wir diesmal die Möglichkeit, kurzfristig rechts oder links ran zu fahren. Wir werden südlich die Dom.Rep. und Haiti passieren, dann Jamaica und anschließend die Cayman Islands. Dann sind wir auch schon fast da. Sollte nicht plötzlich eine Mauer auftauchen, werden wir 8-9 Tage benötigen. Während dieser Zeit wird unsere Homebase, die Flying Fish Crew, über uns wachen und tägliche Positionsmeldungen erhalten. Und uns im Zweifelsfall vor anrückendem Mistwetter warnen. Gutes Gefühl. 

Heute früh wird dann allerdings erst einmal der Gennaker enttüdelt. Du lieber Himmel…….was wir können….???? Christo ist ein Scheiß dagegen. Nun liegt er wieder ordentlich in seinem Sack und wartet auf seinen nächsten Einsatz. Wahrscheinlich am Samstag. Sollte es wieder ein unauflösbares Sixpack geben, werde ich ihn wahrscheinlich heimlich während meiner Wache versenken.

Anschließend fahren wir nach Mayaguez zum Ausklarieren ( United States Custom, klingt großartig, was?), wir brauchen das richtige Papier mit dem richtigen Stempel für die Einreise nach Mexiko. Das dauert ungefähr 30 Sek. Die Einklariererei in Mexiko wird dann aufwändiger, hier werden wir einen Agenten haben, der uns die Rennerei mit den Papieren von A nach B abnimmt.

Wir tätigen noch einen letzten Einkauf und fertig.

Ich werde versuchen wie immer von unterwegs via Kurzwelle zu schreiben. Sonst hat man ja nicht so viel zu tun. Essen, schlafen, lesen, aufpassen, essen, schlafen, lesen, aufpassen, essen schlafen, lesen aufpassen……….

PS: Wir haben zur Zeit einige Probleme mit unserer Homepage, durch Umstellungen auf dem Server sind so manche Dinge durcheinander geraten. Im Moment wird das Anzeigen von Fotos blockiert. Wir hoffen, dass sich das Poblem schnellstmöglich beheben lässt. Foto von heute: Ein blauer entfalteter Gennaker mit weißem Stern ????

Stand by

Wir warten und putzen.

Wir sind eindeutig raus aus der stabilen Passatzone. Während der meisten Zeit kommt der Wind zwar östlich, aber eben nicht mehr beständig. Gerne kommen auch mal Tiefdruckgebiete aus Norden, wo ja bekanntlich zur Zeit Winter herrscht, und bringen hier alles etwas durcheinander.so auch im Moment. Da dreht es sich über Florida linksrum und bringt uns hier von Wind von vorne, bis wenig Wind von hinten, alles mögliche. Aber nichts, was man gut brauchen könnte. Zumal die Wettergurus auch wieder mal nicht ganz einig sind, wie denn nun wirklich. Also, warten. Sehr blöd, wir wollen los.

Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, wird geputzt, als gäbs kein morgen. Fließendes Wasser, was wir ja selten zur Verfügung haben, hilft da ungemein. Die meisten Roststellen an den Edelstahlteilen ( und es gibt sooo viele ????) sind beseitigt und anschließend gewachst, in der Hoffnung, dass die Pracht länger hält.

Der Rumpf will auch mal wieder vom seiner Salz-Kalkschicht befreit werden. Damit haben wir zu kämpfen, seit wir den Atlantik besegeln. Bis ca 20-30 cm oberhalb der Wasserlinie bilden sich sich im Laufe der Zeit Ablagerungen, die durch nichts einfach wegzuwischen sind. In Trinidad wurde ein säurehaltiges Zeug benutzt, welches die Schicht in Sekunden aufgelöst hat. Sofortiges Nachspülen mit klarem Wasser und alles hat geglänzt. Da wir kein Gelcoat außen haben, sondern einen lackierten Rumpf ( dunkelblau, damit man den Mist auch besser sieht…), ist polieren verboten. Absolut verboten.

Gestern komme ich dann auf die eigentlich naheliegensde Idee, ich schreibe an Wrede in Deutschland, wo unser Schiff lackiert worden ist und frage um Rat. Prompt kommt die Antwort. Alles richtig gemacht. Der Lack ist säurebeständig, ich soll erstmal Essig nehmen, einwirken lassen, abspülen und hinterher ein Pflegemittel benutzen. Und nie niemals polieren!

Nun habe ich nur noch das Problem, dass ich das vom Dinghi aus erledigen muss. Das zappelt aber zur Zeit so heftig neben dem Rumpf, dass ich fast rausfliege beim Putzen. Im Moment ist nämlich reichlich Wind hier. Der behindert uns auch nach wie vor, unseren sauber vertüdelten Gennaker zu sortieren, den wir aber, bei den Wetteraussichten, wahrscheinlich brauchen werden. Gerade eben würden wir, wenn wir ihn hochziehen würden, mindestens 3 Schiffe rechts, gegenüber und links mit einwickeln. 140qm wollen ja irgendwo hin.

Also, hilft nix, wir warten. Erst auf wenig Wind, dann auf mittleren Wind aus der richtigen Richtung. ???? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Pläne

Der aufmerksame Leser wird es schon erahnen, einige andere wissen es bereits. Unsere Pläne ändern sich mal wieder.

Unser Aufenthalt in Puerto Rico nähert sich seinem Ende. Es war bisher eines der schönsten Fleckchen Erde, das wir auf unserer Reise gesehen haben. Wenn nicht überhaupt das Schönste. Hier passt einfach alles. Wir haben wunderschöne Strände gesehen, Kokosnüsse gesammelt, Seekühe gesehen, hatten eine Großstadt zwischendurch, Ankerbuchten ohne Ende mit hervorragendem Ankergrund in denen kaum etwas los war. Wir konnten wieder günstig einkaufen (es gibt Obst!) und haben eine Gastfreundschaft der besonderen Art kennengelernt. Vielleicht kommen wir ja tatsächlich wieder auf dem Rückweg.

Rückweg?

Unser bisheriger Plan war, die Hurrikansaison diesmal in Guatemala zu verbringen, ein Land, auf das wir uns schon gefreut hatten. Leider hat die Sache einen Haken. Vor der Einfahrt in den Rio Dulce, in den wir fahren würden, befindet sich eine Sandbarre. Das ist uns schon länger bekannt. Die Tiefe ist möglicherweise ausreichend, möglicherweise aber auch nicht. Wir wollten uns das vor Ort angucken und dann entscheiden. Im Falle einer Entscheidung dagegen, war der Plan weiter nach Süden, nach Kolumbien zu fahren.

Dazwischen liegt Honduras. Leider ist vor der Küste von Honduras ein neuer Piratenspot entstanden. Alleine im Januar sind vier Yachten überfallen und ausgeraubt worden, einige konnten fliehen. Leider finden die Überfälle sehr weit draußen auf See statt, teilweise über 60 sm vor der Küste. Um dieses Gebiet sicher zu umfahren, müssten wir auf dem Weg nach Süden einen sehr großen Bogen zurück nach Nordosten fahren, kein Spaß gegen den Passat.

Somit haben wir uns entschieden nach Mexiko und einem kurzen Abstecher nach Belize ( liegt direkt nebeneinander) mit dem Florida- und dem Golfstrom nach Norden bis nach New York zu segeln. Visa und Cruisingpermit haben wir ja sowieso schon. Ab dem 10.5. geht es los.

Da wir deswegen noch einiges vor haben in dieser Saison, haben wir andere Orte gecancelt. So auch die Dominikanische Republik mit ihren Walen. Ein bißchen schade ist das schon, aber alles geht eben nicht. Wir wollen jetzt noch zwei Monate Zeit für Mexiko haben, auf die wir uns sehr freuen. Im Moment allerdings kommt von Westen komisches Wetter, das müssen wir erst beobachten.

Der Weg ist das Ziel und die Richtung stimmt.

Marinafreuden

Ach was kann das Leben schön sein. Wasser ohne Ende für alle.

Gestern guckt der Marinachef noch mitleidig auf unser Schiff und gibt uns den Hinweis, dass viel Druck auf der Leitung ist, so dass wir unser Schiff mal ordentlich waschen können. ???? Oh Gott, wenn der das schon sagt, wird’s Zeit. Daher werden Prioritäten gesetzt, zuerst wird das Schiff gewaschen, dann wir. ( Uns hat er zumindest nicht mitleidig den Hinweis auf die Dusche mit viel Druck gegeben…)

Gleich nach dem Frühstück geht’s los. Eine Stunde lang läuft mit tatsächlich viel Druck jede Menge Wasser übers Schiff. Was da runterkommt, will keiner sehen. Nach nur 4 Monaten hat sich ein unglaublicher Dreck angesammelt und in den Ecken verkrochen. Schwarze Brühe, gemischt mit jeder Menge Salz werden abgespült.

Auf den kleinen Ort Puerto Real werfen wir auch einen ersten Blick. Hier sieht es wieder sehr karibisch aus. Alles klein und bunt. Und alles dreht sich um den Fisch. Rechts die Straße runter Pescaderias, links die Straße runter Pescaderias. Alle gefüllt mit riesigen Kühltruhen. Um die Mittagszeit kommen die Fischer von draußen und man kann frischen Fisch kaufen, das ganze Sortiment ist erhältlich. Red Snapper, Mahi Mahi, Tuna, Grooper, Makrelen, Conch, Lobster, Pulpo…….
Wenn das alles hier verkauft wird, gehen wir davon aus, dass es ciguaterafrei ist. Wir belohnen uns heute mal mit Filets vom Red Snapper.

Der Hit ist aber, dass man sich den Fisch kaufen oder auch selber angeln kann und in der Marinabar abgeben kann, um ihn gegen 19.00 Uhr fertig zubereitet serviert zu bekommen. Das hatten wir auch noch nicht.

Puerto Rico first.

Marinavorfreude

Und wieder geht es weiter gen Westen zu unserem letzten Aufenthaltsort auf Puerto Rico. ????

Nach einem vorerst letzten Segeltag zu dritt, trennt sich unser Weg vorübergehend von der Worlddancer und der That’s Life. Der Abschied, den wir mir einer richtig guten Flasche Wein begießen ( sowas gibt’s hier!!!) ist allerdings nicht sooo tragisch, denn wir sehen uns bald wieder. Unsere Pläne haben sich nämlich mal wieder geändert, mehr davon in den nächsten Tagen.

Heute geht’s erstmal an die Westküste in die Marina. Die erste seit Trinidad. Wir müssen einige Dinge erledigen, die am Anker sehr mühselig sind. Unter anderem muss mal wieder ein Riggcheck erfolgen, in 20 m Höhe in wackeligem Wasser ist das eine unerfreuliche Aufgabe. Da liegt man lieber festgezurrt an einem Steg. Auch unser Gennaker wartet noch auf die Befreiung, draußen in der Bucht müssten dafür 0 Windstärken sein, sonst segelt man sich ruckzuck den Anker raus.

Ich gebe zu, dass ich mich auch etwas auf einen Steg freue. Einfach so vom Schiff gehen……und erst die Aussicht auf eine Dusche, so mit Wasser ohne Ende von oben, klingt wie im Märchen. Nun werden einige fragen, wieso wir nicht im Schiff duschen, wo wir doch eine separate Dusche haben!! Die Erklärung ist einfach: Duschen an Bord bringt Feuchtigkeit ins Schiff, die hier nicht so einfach wegtrocknet. Trotz offener Luke. Und Gammel braucht kein Mensch. Somit bleibt nur die Außendusche und mir die Vorfreude auf sanitäre Anlagen in der Marina. Was früher normal war, ist heute Luxus. ( Abgesehen davon, müsste eh erst ein mittlerer Umzug stattfinden, die Bude ist vollgerümpelt ????).

Die einzige Sorge, die ich habe, sind die Viecher. Am Steg fängt man sich schneller irgendwelches Zeug ein, als draußen am Anker. Beim letzten Landkontakt waren es Ameisen. Ich werde also ab heute wieder in Gefechtsposition sein. ????

10 Minuten nach der Ankunft ist die Sorge beseitigt. Blitzsaubere Betonstege, wir haben rechts und links jeweils 4! Poller um uns rum. Hier kann der Hurrican kommen. Der Marinachef ist zauberhaft und lässt uns gleich seine Privatnummer da. Falls was ist……

Gänsehaut

Nun ist es amtlich, Puerto Rico hat uns im Sack.

Wir stecken nach zwei Tagen Inseltour so voller Eindrücke, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Vielleicht einfach der Reihe nach.

Gestern früh um 09.00 Uhr kommt das Auto für uns sechs zur Marina, tipptopp und neu. San Juan steht auf dem Plan. Eine dreiviertel Stunde später erreichen wir über die Schnellstraße die Hauptstadt der Insel, in der samt Umfeld ca. 2,5 Mio Einwohner geschätzt werden. Wo fängt man in einer solchen Stadt an…..

Wir peilen die Altstadt an, in der auch die Regierungsgebäude liegen. Gleich nach den ersten Metern haben wir das Gefühl vor dem weißen Haus zu stehen. Alles ist blitzblank, sämtliche US- Präsidenten ( einschließlich Obama) stehen als Bronzestatuen davor. Ob der nächste da auch hinkommt?
Kurz dahinter beginnt die Altstadt, die gerne eine eigenen Tag zur Verfügung hätte. Umgeben von einer Festung samt Mauer, reihen sich Straßen mit gepflegten bunten Häusern, deren Fassaden sich irgendwo zwischen Karibik und Kolonialstil befinden an. Dazwischen schattige begrüntePlätze, mit Straßenmusikern. Herrlich.

Zweiter Tagesordnungspunkt ist der Besuch einer großen Mall, die aussieht, wie jede andere auch und -wie könnte es anders sein – der Gang zum Marineausstatter Westmarine. Wir benötigen eine neue Handfunke, da unsere nicht alle hiesigen Kanäle empfangen kann und ein Ersatz für eine abgelaufene Rettungsweste. Kein billiger Spaß. Und natürlich haben die auch zufällig Angelzubehör. (Da sind mir doch während der letzten Fahrt ein Tuna und eine Dorade vom Haken gegangen……..geht gar nicht, neue Haken mussten her.)

Abends sind wir platt, viel Großstadt an einem Tag. Leider. Es ist eine tolle Stadt, in der es sicherlich noch vieles zu entdecken gäbe.

An Tag zwei dezimiert sich die Truppe, wir sind mit den Worlddancern unterwegs, um eine Kaffeeplantage zu besichtigen. Dieser Tag verschafft uns mehrmals Gänsehaut.

Ausgesucht haben wir die Hacienda Buena Vista, die im TripAdvisor sehr gute Kritiken hat. Schon der Weg dorthin lässt uns mehr als zuvor von der Insel sehen. Hier herrscht keine Monokultur, es wird echte Landwirtschaft betrieben. Unterschiedlichste Felder wechseln sich ab. Papayas stehen in Reih und Glied, ebenso wie Tomaten, Bananen und Mais. Wir schrauben uns langsam in die Berge, es wird immer grüner und dichter. Angekommen auf der Hacienda müssen wir erfahren, dass die Führungen heute leider ausgebucht sind. Es werden immer nur kleine Gruppen über die Plantage geleitet. Überall wäre an dieser Stelle Schluss, nicht so in Puerto Rico.

Unsere Enttäuschung will man hier nicht auf sich sitzen lassen. Wir sollen trotzdem hereinkommen und können den Kaffee probieren. Die Belegschaft überlegt kurz und schlägt uns dann vor, eine andere Plantage zu besichtigen, die noch weiter in den Bergen liegt. Sie würden für uns dort anrufen und fragen, ob es passt. Wir sind ganz gerührt und fahren weiter.

Die Straße wird enger und enger. Serpentinen reihen sich aneinander, die Unteramnässe nimmt zu. Die Vegetation gleicht mittlerweile einem Urwald. Als wir denken, dass die Grenzen unseres Autos erreicht sind steht plötzlich ein freundlich winkender Mensch auf der Straße. Carmelo hat schon auf uns gewartet.

Carmelo hat 20 Jahre seines Lebens in Deutschland als Computerspezialist verbracht und ist 2003 wieder zurück in sein Heimatland gegangen. Nun betreibt er die Plantage. Eine Plantage, auf der alles wächst. Neben dem Kaffee, über dessen Anbau und Weiterverarbeitung wir viel erfahren, zeigt er uns Pampelmusen, Avocados, Brotfrucht, Ananas, Yamswurzeln, Ingwer und weiß der Fuchs, was noch alles. Ein Paradies. Als er fertig ist, lädt er uns in sein Haus ein – und kocht Kaffee. Wir sitzen in seiner Küche, während er aus seinem Leben erzählt. Als wir ihm wiederum von der unglaublichen Herzlichkeit und Wärme erzählen, die uns in seinem Land entgegenschlägt, erwidert er, dass er stolz darauf sei. Stolz auf sein Volk und die Art und Weise, wie man sein Land wahrnimmt. Ich kann’s nicht ändern, ich bekomme Gänsehaut.

Als wir uns verabschieden, versichert er sich, dass wir seine Telefonnummer haben. Was auch immer wir bräuchten oder wissen wollen, wir sollen ihn anrufen. Und er sei ich sicher, dass wir uns wiedersehen.

Schluck……..

 

PS: Die Fotogalerie kommt morgen, ich musste das erstmal aufschreiben.

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