Heute früh bin ich um 5-10 Jahre gealtert.

Endlich hat der Wind nachgelassen, endlich geht es weiter. Wir die Lemminge laufen die Schiffe aus der Bucht, so auch die That’s Life, die Blue Sun und wir. Zumindest war das der Plan. Wir sind als erste fertig, der Motor läuft, Reiner dreht am Steuerrad, macht den Autopiloten einmal an und wieder und wieder aus, irgendwas blockiert, Reiner hält gegen, es knallt in der Steuersäule.
Kein Ruder dreht sich mehr. ????Wir gucken uns nur noch entsetzt an.

Das war definitiv das falsche Geräusch an einer ganz schlechten Stelle.

Auslaufen abgeblasen, wir können nicht steuern. Was einem da für tausend Gedanken durch den Kopf gehen, kann man nicht beschreiben. Alles auf einmal. Gut, dass wir nicht alleine sind, gut, dass wir den Anker noch unten haben, Oh Gott, wenn das draußen passiert wäre, so ein Scheiß hier im Niemandsland, wie kommen wir weg……….

Nach kurzem Sammeln, Motor aus, die Werkstatt aufgebaut. Kalle, der Schiffshandwerker vor dem Herrn ist zur Stelle, die That’s Life bleibt ebenfalls. Zusammen nehmen die Beiden die Steuersäule auseinander und legen die gesamte Ruderanlage frei. Diagnose: Die Kette ist in der Steuersäule gerissen. Das ist so ziemlich die mieseste Variante. In zwei Stunden mühseliger Arbeit wird die Kette komplett ausgebaut, Kalle entfernt das gebrochene Kettenglied und nietet sie wieder zusammen. Die Kette sieht furchtbar aus, vollkommen brüchig. Das ziemlich einzige Teil, welches wir vorher nicht ausgetauscht haben.

Gegen 12.00 Uhr ist alles wieder zusammengeschraubt, Neuer Startversuch. Der Anker geht hoch, ich stehe am Steuer und merke sofort, dass ich nicht steuern kann. Das Schiff macht, was es will. Bloß gut, dass wir sehr viel Platz um uns herum haben und treiben können. Man könnte schreien. Kurzer Ruf über die Funke, die Blue Sun nimmt uns längsseits damit wir nicht auf dem Riff oder in anderen Schiffen landen, erneutes Ankermanöver. (Päckchenankern kennen wir schon)

Alles von vorne. Wie die Fachleute nach kurzer Zeit feststellen, muss die Kette in der Steuersäule über Kreuz laufen, damit das Ruder in die richtige Richtung geht. Da das Ding ja vorher gerissen war, konnte man das nicht sehen. Diesmal dauert die Aktion nur eine Stunde, Mann kennt sich ja schon aus.

Der Anker geht hoch und diesmal merke ich trotz der immer noch festgeknoteten Blue Sun ( sicher ist sicher…), dass das Steuer funktioniert. Wir lösen den Verband und fahren gut bewacht von zwei Schiffen in die südliche Ecke der Insel. Ein paar Meter weiter befinden sich „The Bath“ ein Naturstrand, ähnlich, wie er auf den Seychellen zu finden ist. Von hier sind es dann 8 sm rüber nach Tortola in die Hauptstadt mit Marinas und Zubehörläden. Ob es dort eine Kette gibt, wie wir sie brauchen, wissen wir nicht. Aber da dort die Charterbetriebe ansässig sind, besteht Hoffnung.

Und die stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Am Abend trinken wir uns den Tag schön beglückwünschen uns zu so großartigen Mitseglern und feiern noch einen Geburtstag. Morgen früh gehen wir mit Geleitschutz an eine Mouring an Virgin Gordas größte Attraktion. Und dann kümmern wir uns um das Ersatzteil.