Wenn man sich so wie wir längere Zeit in einem Gebiet aufhält, lernt man die Einheimischen besser kennen. Die meisten freuen sich über näheren Kontakt. Und nicht immer, weil sie auf ein Geschäft lauern.

Ich hatte schon kurz Dennis erwähnt. Dennis lebt auf Mayreau, er ist dort geboren. Dennis ist eigentlich Segler. Er hatte zwei Segelschiffe in seinem Leben, hat als Skipper gearbeitet und sein letztes Schiff verchartert. Bis Hurrikan Ivan kam und sein Schiff auf Grenada vernichtet hat. Gott sei Dank war er versichert. Da er sich Gedanken über seine Altersversorgung gemacht hat, hat er sich von dem Geld Land gekauft und auf Mayreau ein Gästehaus mit Pool und Bar gebaut.

Leider ist die wirtschaftliche Lage in Mayreau schlecht. Es werden jede Menge Kinder produziert, genug Arbeit gibt es nicht. So kommt es zum einen oder anderen Einbruch und zu Diebstählen. Dabei ist egal, ob Einheimische oder Segler beklaut werden. Dennis ist letzte Woche sein Getränkelager ausgeräumt worden, befreundete Segler, die ihn besucht haben, mussten auf dem Rückweg zum Schiff ihr Handy und Portemonnaie abgeben. Von Leuten, die er gut kennt.

Konsequenzen hat die Geschichte nicht. Man fängt die Übeltäter ein und lässt sie wieder laufen, ins Gefängnis kommt deswegen keiner. Die Anzahl der Segler, die Mayreau anlaufen, hält sich in Grenzen, nicht genug, um alle Bewohner zu versorgen. So steht die liebevoll gepflegte Anlage von Dennis häufig leer. Er nimmt 20 US $ für eine Nacht, Menschen, die sich das nicht leisten können, haben die Möglichkeit gegen Arbeit freie Kost und Logie zu erhalten. Eine schöne Idee, verdienen kann er dabei aber auch nichts.
Wir können allen Seglern nur empfehlen bei Dennis vorbei zu schauen und sich in seiner gemütlichen Bar mit ihm zu unterhalten und bekochen zu lassen. Ein sehr sympathischer Mensch. Segler eben. Und falls man Hilfe braucht, wird man sie bei ihm finden.

Uns hat er übrigens zum Gläschen Rotwein eingeladen. Geld wollte er auf gar keinen Fall.