……das ist hier die Frage, um die sich alles in den letzten zwei Tagen dreht.

Man kann es drehen und wenden wie man will, die Wetterlage ist unschön. Und zwar nicht unschön, weil viel Wind kommen soll, sondern weil das über uns hinweg ziehende Tief förmlich den Wind wegsaugt oder wegsaugen wird. Wahrscheinlich. So, wie das eben mit Wettervorhersagen ist. Mit einem Tag motoren könnten wir noch leben, auf wesentlich mehr haben wir keine Lust. Dass man natürlich mitten auf dem Ozean mal in eine Flaute kommen kann und für ein paar Stunden den Diesel anwirft, kann passieren. Aber geplant?

Hier auf dem Steg teilt sich die Meute. Der eine und größere Teil bunkert Diesel und wird auf Teufel komm raus in die Flaute starten, egal wie lange sie anhalten wird. (Das sind übrigens ausnahmslos die Amys.) Einige andere hingegen haben gestern verlauten lassen, dass sie nicht fahren werden. Jedenfalls nicht am Samstag. Zumal noch nicht so richtig deutlich wird, wieviel Welle wir denn nun noch aus Norden zu spüren bekommen. Ganz blöd ist auch, dass sich dieses elendige Windloch aus heutiger Sicht ca. Mitte der Woche um die Kapverden ausbreiten wird und da müssen wir ja nun irgendwie grob vorbei.

Eine unserer Ideen ist derzeit am Samstag den Diesel anzuwerfen, mit Glück am Sonntag leichten Wind zum Segeln zu haben und uns irgendwie bis zu den Kapverden durchzumogeln. Dann Mindelo anzulaufen und dort abzuwarten, bis sich der Passatwind wieder eingestellt hat. Wahrscheinlich gibt es schlimmere Plätze zum Warten ???? Wir werden sehen. Um 11.00 Uhr findet ein Briefing statt, große Neuigkeiten erwarten wir da allerdings nicht. Das Spannendste wird sein, die Stimmung unter den anderen zu beobachten. Bis Mittag sollten wir es entschieden haben, denn dann schließt der Markt. Und diese Entscheidung werden wir für uns alleine treffen.

Eine nicht unerhebliche Sache kann allerdings noch dazwischen kommen. Wir haben vor einigen Monaten festgestellt, dass unser Toggel vom Vorstag ( das ist das Teil, was das Vorstag, an dem das Vorsegel hängt auf dem Deck befestigt und somit auch den Mast hält) an einigen Stellen Kratzer hat. Wie tief diese Kratzer sind oder gar in Risse ausarten, wissen wir nicht. Ein gebrochener Toggel würde uns allerdings im Zweifel den Mast kosten. Also haben wir im Oktober beim Rigger in Deutschland Ersatz bestellt und diesen dann beim letzten Besuch mitgebracht. Eine optische Kontrolle mit Nachmessung ergab: Passt genau!

Man ahnt es schon. Als Reiner den Toggel gestern ( mal eben schnell ????) austauschen will, ist er an einer Stelle ca. 1,5 mm zu eng. Da es sich um ein massives V4A Stahlteil handelt, ist die Sache auch mit Bordmitteln nicht zu lösen. Ein Fachmann muss her. Ich nehme dem inzwischen ziemlich genervten Reiner sowohl das alte, als auch das neue Teil aus der Hand und marschiere los. Meine Taktik: Verzweifelte Hilflosigkeit. Funktioniert. Das Marinabüro fragt die Marineros, die sich gleich zu zweit ans Telefon hängen. Nach kurzem Palaver, wird mir mitgeteilt, ich solle in zwei Stunden mit dem Toggel wieder da sein, dann käme der Schweißer. Tatsächlich taucht nach spanischen zwei Stunden Fred auf. Fred ist Fachmann und kann V4A schweißen. Er guckt sich noch die Besfestigung am Schiff an, fordert den passenden Bolzen und verschwindet mit der beruhigenden Zusage, es sei kein Problem.

Heute will er den geweiteten Toggel wiederbringen. Schaun wir mal. Wenn nicht, erübrigen sich die Wetterdiskussionen.