Kein Kinderspielplatz

Sie haben ihr Ziel erreicht. Zwar noch nicht das ganz Große, aber ein wichtiges.

Die Biskaya hat ihrem Ruf alle Ehre gemacht. Wir hatten ein wirklich gutes Wetterfenster, ich möchte nicht wissen, wie es ist, wenn dieses nur mittelmäßig ist. Nachdem wir, wie berichtet, in der ersten Nacht mit unschöner Welle bei moderatem Wind zu kämpfen haben und kein Auge zutun, gestaltet sich die zweite Nacht etwas besser. Als am späten Nachmittag dann der Wind wieder einsetzt, können wir für kurze Zeit entspannt segeln. Ich traue dem Frieden aber noch nicht so ganz und fange somit frühzeitig mit der Kocherei an. Gute Entscheidung. Kaum haben wir gegessen, legt der Wind zu. Wir reffen. Die Welle wird höher, erste Teile im Schiff verlassen ihren Platz, Wilson hat auch die Faxen dicke in seiner Ecke und geht spazieren.

Der Wind legt weiter zu, wir reffen weiter. Trotz reffens verliert das Schiff nicht an Geschwindigkeit. Langsam aber sicher geht die Sonne unter und es wird stockfinster, der Mond geht erst mit kleiner Sichel gegen morgen auf. Aber auch das hat seine Vorteile. Da der Wind inzwischen bei 30 Knoten angelangt ist und teilweise auch in der Böe darüber geht, wird die Welle entsprechend hoch. Dazu kommt, dass wir wieder auf den Festlandsockel „nach oben“ fahren, was den Seegang ebenfalls beeinflusst. Weil es aber dunkel ist, müssen wir die anrauschende Welle wenigstens nicht sehen, nur hören. Und das reicht. Mir reicht’s auch, ich will dann zwischendurch einfach mal nach Hause. Hinlegen ist zwecklos, da man beim Liegen irgendwie auf seiner eigenen Haut rumrutscht. so ähnlich wie bei der Zubereitung einer Pekingente Phase 1: Die Haut wird durch hin und herschieben vom Fleisch gelöst.

Und weil das Ganze noch nicht reicht, nimmt plötzlich der Schiffsverkehr zu, wir müssen mehrere Male ausweichen. (Am Steg gegenüber liegt ein Schiff, bei dem das Ausweichen irgendwie nicht geklappt hat…..)

Irgendwann fliegt die abgewaschene Pfanne aus der Spüle. Ganz dummer Anfängerfehler.???? Wie kann man denn so was nur liegen lassen?

Gegen Morgen kommen wir in die Landabdeckung und es kehrt Ruhe ein. In der Marina festgemacht, dauert es ca. 2 Minuten und ich falle in komatösen Tiefschlaf.

Wir sind zu dritt in kurzen Abständen in Camaret gestartet und sind in der richtigen Reihenfolge auch in La Coruna gelandet. Zweimal am Tag haben wir miteinander gefunkt und uns ausgetauscht. Allen ging es gleich, das beruhigt irgendwie. Am Abend haben wir dann auch unseren Trip begossen. Mit 3 Flaschen Rioja – bis die Welt wieder rosa war und wir die Helden.

Insgesamt haben sich alle Vorhersagen bestätigt. Die Biskaya ist nicht einfach, die Welle wird durch verschiedene Faktoren gleichzeitig beeinflusst. Und die ist bei den Windstärken nicht lustig. Wir sind froh, dass wir es hinter uns haben, Schäden gab es keine. Jetzt folgt entspanntes Buchtenbummeln und Tagesfahrten.

 

6 Kommentare

  1. Armin

    Glückwunsch zur bestandenen ersten Blauwasser Prüfung. Freut mich, daß es euch gut geht. Ab jetzt ist ja nur noch schönes Wetter angesagt. Euer Zeitplan lässt ja ausreichend Zeit für Buchtenbummeln.

    Liebe Grüße
    Armin

    • Beate

      Danke dir! Das mit dem Wetter muss allerdings noch besser werden. Wir sind weiterhin bei unseren Standard 17 Grad mit bewölktem Himmel. Aber irgendwo muss es hier Sommer geben. Ich hatte eine Mücke heute Nacht im Schlafzimmer……

  2. Ricardo Rodriguez

    Hallo Herr Gassen,

    habe mit Spannung die bisherigen Etappen verfolgt. Respekt!
    Ein Rioja zur Belohnung ist sicher nicht verkehrt. Sie sollten aber unbedingt auf den jungen Weißwein aus der Gegend „Ribeiro“ umsteigen. Eiskalt aus Tonschalen (taza) einfach ein Genuß! Aber vorsicht: ist extrem süffig und steigt schnell zu Kopf 🙂 Dazu unbedingt die Landesspezialität „Pulpo a la gallega“ (oder polbo a feira auf galizisch) genießen. Rund um den Rathausplatz gibt es viele kleine nette Bars.

    Das Bier (Estrella Galicia) schmeckt übrigens in der cerveceria (Brauhaus) direkt am Hafen am besten.

    Wünsche weiter viel Spaß und Erfolg. Beste Grüße
    Ricardo Rodriguez

    • Reiner

      Hola Herr Rodriguez,

      vielen Dank für die Tipps, die kleinen Tapas Bars in der Seitenstraße vom Rathausplatz haben wir Gestern schon gefunden und lecker gegessen. Den Pulpo hatte ein Crewmitglied vom Nachbarn und schmeckte hervorragend. Wir durften alle mal probieren. Den Tipp mit dem Weißwein probieren wir als nächstes aus.
      Wir haben vor, jetzt langsamer Galizien zu entdecken und in den Rias zu ankern. Falls Sie hier noch Tipps haben, die sind immer willkommen.

      Viele Grüße
      Reiner Gassen

  3. Torsten

    Oh Gott,
    obwohl ich hier im trockenen sitze und mein Küchenfussboden
    nicht wackelt ist mir ganz mulmig im Magen geworden!!!!!!!!!
    Ich wünsche Euch ganz schöne Tage und erholt Euch gut!
    Liebe Grüße aus dem staubigen Schapen !
    Mone

    • Beate

      Ich wäre auch gerne mal staubig und würde schwitzen……

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