Dienstagmorgen, 6.00 Uhr, der Wecker klingelt. Heute machen wir einen Ausflug nach Berlin in die USA zum Interview um unsere Visa zu erhalten. Gegen 09.00 Uhr erreichen wir die Landeshauptstadt bei strömendem Regen und 11 Grad. Da wir beide ziemlich müde sind, beschließen wir uns erstmal in einem Mc Donalds gegenüber der US- Botschaft mit einem Kaffee und einem MC Muffin auf Amerika einzustimmen, bevor wir uns am Ende der Schlange vor der Botschaft hinten in der Wartereihe anstellen. Netterweise haben die Amys vor der Treppe einen Ständer mit Regenschirmen aufgestellt, so dass wir nur noch frieren, aber immerhin nicht bis auf die Unterhose nass werden. Oberhalb der Treppe steht der erste Securityman, der mit strengem Blick die Warteschlange immer wieder zur Ordung ruft und Menschen mit Handtasche gleich aussortiert. Jeweils fünf Personen werden in ca. 10 min. Abstand weitergereicht zur nächsten Station. Hier geht es weiter wie im Flughafen. Gürtel ab, Jacke aus, Halstuch ab, durch die Kontrollschranke (piept es oder piept es nicht?), ect. Dann dürfen wir rein. Die Pässe werden uns nebst dem vollständig vorbereiteten Antrag abgenommen und wir dürfen uns setzen.

Nach 20 Minuten werden wir aufgerufen, um unsere Fingerabdrücke einscannen zu lassen, anschließend wieder setzen. Und jetzt kommt der interessante Teil: Das Interview.

Wir werden zum nächsten Schalter gerufen. Hinter der Glaswand sitzt der Botschaftsangestellte mit strenger Miene und fragt uns zunächst:“ Warum wollen Sie nach Amerika reisen?“ Wir antworten artig und in leicht ergebener Haltung, dass wir eine Weltreise machen werden und dabei möglicherweise auch die USA besuchen werden. „Wohin?, lautet die nächste Frage. Während ich noch über die taktisch klügste Anwort nachdenke, antwortet Reiner schon, dass die Virgin Islands oder die Pazifikküste in Frage kämen. Der Beamte nickt und gibt das Ergebnis in den Computer ein. Jetzt stellt er die Frage der  Finanzierung. Auch hier versucht Reiner ihm der Einfachheit halber zu erklären, dass er in den Vorruhestand geht und regelmäßige Bezüge in Höhe von ….. erhält. Der Beamte streift mich mit flüchtigem Blick und fragt:“ Gehen Sie auch in Rente?“ Schlagartig nimmt meine Körperspannung zu und ich werde ca. 20 cm größer auf meinem Stuhl. Es verschlägt mir die Sprache und mir gehen Wörter durch den Kopf, die ich an dieser Stelle nicht wiedergeben möchte. Infolge der Schweigeminute hebt der Mann seinen Blick, sieht mich an und fängt an zu lachen. Da hat er aber nochmal Glück gehabt…

Die letzte Frage lautet, wieviel wir denn für diese Reise gespart haben. Wir fangen an zu stottern und zu rechnen und Reiner sagt einfach mal so:“ 50 000 €  „. Misstrauen, zweifelnder  Blick. “ Und das soll reichen?“ Ich denke noch, bloß nicht rumeiern und antworte schnell und bestimmt:“ Ja, das reicht“, und siehe da, er ist zufrieden. Er setzt seine Unterschrift auf das Formular und bestätigt uns, dass wir die Visa erhalten und damit sind wir entlassen.