Schlagwort: Karibik (Seite 2 von 7)

Einklariert

An Tag 4 in Mexiko sind wir endgültig fertig einklariert. Unser Agent Herman war jeden Cent wert.

Nachdem wir ja nun bereits im Krankenhaus vorstellig waren, kommen an Tag 3 noch 2 weitere Menschen von der Hygieneaufsicht ( oder so ähnlich) zu uns an Bord. Ich bin bereits früh aufgestanden und habe aufgeräumt, abgewaschen, gewischt usw. Die Edelstahlspüle glänzt wie neu, kein Krümel liegt auf dem Boden und die prophylaktisch aufgestellten Kakerlakenfallen sind alle entsorgt. Nicht, dass noch jemand Ungeziefer vermutet…..

Die Dame vom Amt schreibt und stempelt und fragt freundlich, ob sie denn mal einen Blick nach unten werfen darf. Aber selbstverständlich! ????Sie steht in der Küche, lächelt, wirft mir einen anerkennenden Blick zu und geht wieder.

Heute folgt der letzte Akt, wir müssen unser Schiff temporär einführen. Dies müssen wir selber tun. Da wir dazu nach Puerto Juarez, auf der gegenüberliegenden Festlandsseite müssen, nehmen wir die Fähre und schließen gleich eine kurze Cacunbesichtigung an.

Dank der guten Vorbereitung hier in der Marina gestaltet sich der Schiffimport komplikationslos und schnell. Balou darf jetzt für 10 Jahre in Mexiko bleiben und erhält sowas Ähnliches, wie einen eigenen, sehr wichtig aussehenden Personalausweis mit Geburtsdatum. FERTIG!

Im Anschluss begeben wir uns Richtung Stadt. Das als Touristenziel bekannte Cancun mit ca. 600 000 Einwohnern teilt sich im wesentlichen in zwei Bereiche. Den Hotelbereich und den schlichten Teil für die einheimische Bevölkerung, die hauptsächlich im Hotelgewerbe tätig ist. Dieser Teil ist streng im Schachbrettmuster angelegt. Zentrale Plätze oder Kathedralen gibt es nicht. Entsprechend uninteressant ist der Bereich dann auch. Es gibt kein schönes Fotomotiv, noch nicht mal eine geschlossene Einkaufszone ist zu finden.

Auf dem Hotelzipfel hingegen ist der Teufel los. Hier wird alles getan, um den Touristen möglichst rund um die Uhr zu bespaßen, auf der Hauptstraße hat man das Gefühl in Las Vegas zu sein. Als wir das unvermeidliche Hardrockcafe betreten, fällt unser Blick auf den dahinter liegenden Strand.

Es verschlägt uns die Sprache. Blendend weißer Pudersand und ein solch türkisgrünblaues Wasser haben wir überhaupt noch nicht gesehen. Deshalb fahren tausende von Menschen hierher. Es ist noch nicht einmal besonders voll. Es ist einfach nur wunderschön. Schon sind die Tumulte auf der Straßenseite vergeben. Jetzt brauchen wir nur noch einen Ankerplatz.

Stand by

Wir warten und putzen.

Wir sind eindeutig raus aus der stabilen Passatzone. Während der meisten Zeit kommt der Wind zwar östlich, aber eben nicht mehr beständig. Gerne kommen auch mal Tiefdruckgebiete aus Norden, wo ja bekanntlich zur Zeit Winter herrscht, und bringen hier alles etwas durcheinander.so auch im Moment. Da dreht es sich über Florida linksrum und bringt uns hier von Wind von vorne, bis wenig Wind von hinten, alles mögliche. Aber nichts, was man gut brauchen könnte. Zumal die Wettergurus auch wieder mal nicht ganz einig sind, wie denn nun wirklich. Also, warten. Sehr blöd, wir wollen los.

Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, wird geputzt, als gäbs kein morgen. Fließendes Wasser, was wir ja selten zur Verfügung haben, hilft da ungemein. Die meisten Roststellen an den Edelstahlteilen ( und es gibt sooo viele ????) sind beseitigt und anschließend gewachst, in der Hoffnung, dass die Pracht länger hält.

Der Rumpf will auch mal wieder vom seiner Salz-Kalkschicht befreit werden. Damit haben wir zu kämpfen, seit wir den Atlantik besegeln. Bis ca 20-30 cm oberhalb der Wasserlinie bilden sich sich im Laufe der Zeit Ablagerungen, die durch nichts einfach wegzuwischen sind. In Trinidad wurde ein säurehaltiges Zeug benutzt, welches die Schicht in Sekunden aufgelöst hat. Sofortiges Nachspülen mit klarem Wasser und alles hat geglänzt. Da wir kein Gelcoat außen haben, sondern einen lackierten Rumpf ( dunkelblau, damit man den Mist auch besser sieht…), ist polieren verboten. Absolut verboten.

Gestern komme ich dann auf die eigentlich naheliegensde Idee, ich schreibe an Wrede in Deutschland, wo unser Schiff lackiert worden ist und frage um Rat. Prompt kommt die Antwort. Alles richtig gemacht. Der Lack ist säurebeständig, ich soll erstmal Essig nehmen, einwirken lassen, abspülen und hinterher ein Pflegemittel benutzen. Und nie niemals polieren!

Nun habe ich nur noch das Problem, dass ich das vom Dinghi aus erledigen muss. Das zappelt aber zur Zeit so heftig neben dem Rumpf, dass ich fast rausfliege beim Putzen. Im Moment ist nämlich reichlich Wind hier. Der behindert uns auch nach wie vor, unseren sauber vertüdelten Gennaker zu sortieren, den wir aber, bei den Wetteraussichten, wahrscheinlich brauchen werden. Gerade eben würden wir, wenn wir ihn hochziehen würden, mindestens 3 Schiffe rechts, gegenüber und links mit einwickeln. 140qm wollen ja irgendwo hin.

Also, hilft nix, wir warten. Erst auf wenig Wind, dann auf mittleren Wind aus der richtigen Richtung. ???? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Marinafreuden

Ach was kann das Leben schön sein. Wasser ohne Ende für alle.

Gestern guckt der Marinachef noch mitleidig auf unser Schiff und gibt uns den Hinweis, dass viel Druck auf der Leitung ist, so dass wir unser Schiff mal ordentlich waschen können. ???? Oh Gott, wenn der das schon sagt, wird’s Zeit. Daher werden Prioritäten gesetzt, zuerst wird das Schiff gewaschen, dann wir. ( Uns hat er zumindest nicht mitleidig den Hinweis auf die Dusche mit viel Druck gegeben…)

Gleich nach dem Frühstück geht’s los. Eine Stunde lang läuft mit tatsächlich viel Druck jede Menge Wasser übers Schiff. Was da runterkommt, will keiner sehen. Nach nur 4 Monaten hat sich ein unglaublicher Dreck angesammelt und in den Ecken verkrochen. Schwarze Brühe, gemischt mit jeder Menge Salz werden abgespült.

Auf den kleinen Ort Puerto Real werfen wir auch einen ersten Blick. Hier sieht es wieder sehr karibisch aus. Alles klein und bunt. Und alles dreht sich um den Fisch. Rechts die Straße runter Pescaderias, links die Straße runter Pescaderias. Alle gefüllt mit riesigen Kühltruhen. Um die Mittagszeit kommen die Fischer von draußen und man kann frischen Fisch kaufen, das ganze Sortiment ist erhältlich. Red Snapper, Mahi Mahi, Tuna, Grooper, Makrelen, Conch, Lobster, Pulpo…….
Wenn das alles hier verkauft wird, gehen wir davon aus, dass es ciguaterafrei ist. Wir belohnen uns heute mal mit Filets vom Red Snapper.

Der Hit ist aber, dass man sich den Fisch kaufen oder auch selber angeln kann und in der Marinabar abgeben kann, um ihn gegen 19.00 Uhr fertig zubereitet serviert zu bekommen. Das hatten wir auch noch nicht.

Puerto Rico first.

Marinavorfreude

Und wieder geht es weiter gen Westen zu unserem letzten Aufenthaltsort auf Puerto Rico. ????

Nach einem vorerst letzten Segeltag zu dritt, trennt sich unser Weg vorübergehend von der Worlddancer und der That’s Life. Der Abschied, den wir mir einer richtig guten Flasche Wein begießen ( sowas gibt’s hier!!!) ist allerdings nicht sooo tragisch, denn wir sehen uns bald wieder. Unsere Pläne haben sich nämlich mal wieder geändert, mehr davon in den nächsten Tagen.

Heute geht’s erstmal an die Westküste in die Marina. Die erste seit Trinidad. Wir müssen einige Dinge erledigen, die am Anker sehr mühselig sind. Unter anderem muss mal wieder ein Riggcheck erfolgen, in 20 m Höhe in wackeligem Wasser ist das eine unerfreuliche Aufgabe. Da liegt man lieber festgezurrt an einem Steg. Auch unser Gennaker wartet noch auf die Befreiung, draußen in der Bucht müssten dafür 0 Windstärken sein, sonst segelt man sich ruckzuck den Anker raus.

Ich gebe zu, dass ich mich auch etwas auf einen Steg freue. Einfach so vom Schiff gehen……und erst die Aussicht auf eine Dusche, so mit Wasser ohne Ende von oben, klingt wie im Märchen. Nun werden einige fragen, wieso wir nicht im Schiff duschen, wo wir doch eine separate Dusche haben!! Die Erklärung ist einfach: Duschen an Bord bringt Feuchtigkeit ins Schiff, die hier nicht so einfach wegtrocknet. Trotz offener Luke. Und Gammel braucht kein Mensch. Somit bleibt nur die Außendusche und mir die Vorfreude auf sanitäre Anlagen in der Marina. Was früher normal war, ist heute Luxus. ( Abgesehen davon, müsste eh erst ein mittlerer Umzug stattfinden, die Bude ist vollgerümpelt ????).

Die einzige Sorge, die ich habe, sind die Viecher. Am Steg fängt man sich schneller irgendwelches Zeug ein, als draußen am Anker. Beim letzten Landkontakt waren es Ameisen. Ich werde also ab heute wieder in Gefechtsposition sein. ????

10 Minuten nach der Ankunft ist die Sorge beseitigt. Blitzsaubere Betonstege, wir haben rechts und links jeweils 4! Poller um uns rum. Hier kann der Hurrican kommen. Der Marinachef ist zauberhaft und lässt uns gleich seine Privatnummer da. Falls was ist……

Gänsehaut

Nun ist es amtlich, Puerto Rico hat uns im Sack.

Wir stecken nach zwei Tagen Inseltour so voller Eindrücke, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Vielleicht einfach der Reihe nach.

Gestern früh um 09.00 Uhr kommt das Auto für uns sechs zur Marina, tipptopp und neu. San Juan steht auf dem Plan. Eine dreiviertel Stunde später erreichen wir über die Schnellstraße die Hauptstadt der Insel, in der samt Umfeld ca. 2,5 Mio Einwohner geschätzt werden. Wo fängt man in einer solchen Stadt an…..

Wir peilen die Altstadt an, in der auch die Regierungsgebäude liegen. Gleich nach den ersten Metern haben wir das Gefühl vor dem weißen Haus zu stehen. Alles ist blitzblank, sämtliche US- Präsidenten ( einschließlich Obama) stehen als Bronzestatuen davor. Ob der nächste da auch hinkommt?
Kurz dahinter beginnt die Altstadt, die gerne eine eigenen Tag zur Verfügung hätte. Umgeben von einer Festung samt Mauer, reihen sich Straßen mit gepflegten bunten Häusern, deren Fassaden sich irgendwo zwischen Karibik und Kolonialstil befinden an. Dazwischen schattige begrüntePlätze, mit Straßenmusikern. Herrlich.

Zweiter Tagesordnungspunkt ist der Besuch einer großen Mall, die aussieht, wie jede andere auch und -wie könnte es anders sein – der Gang zum Marineausstatter Westmarine. Wir benötigen eine neue Handfunke, da unsere nicht alle hiesigen Kanäle empfangen kann und ein Ersatz für eine abgelaufene Rettungsweste. Kein billiger Spaß. Und natürlich haben die auch zufällig Angelzubehör. (Da sind mir doch während der letzten Fahrt ein Tuna und eine Dorade vom Haken gegangen……..geht gar nicht, neue Haken mussten her.)

Abends sind wir platt, viel Großstadt an einem Tag. Leider. Es ist eine tolle Stadt, in der es sicherlich noch vieles zu entdecken gäbe.

An Tag zwei dezimiert sich die Truppe, wir sind mit den Worlddancern unterwegs, um eine Kaffeeplantage zu besichtigen. Dieser Tag verschafft uns mehrmals Gänsehaut.

Ausgesucht haben wir die Hacienda Buena Vista, die im TripAdvisor sehr gute Kritiken hat. Schon der Weg dorthin lässt uns mehr als zuvor von der Insel sehen. Hier herrscht keine Monokultur, es wird echte Landwirtschaft betrieben. Unterschiedlichste Felder wechseln sich ab. Papayas stehen in Reih und Glied, ebenso wie Tomaten, Bananen und Mais. Wir schrauben uns langsam in die Berge, es wird immer grüner und dichter. Angekommen auf der Hacienda müssen wir erfahren, dass die Führungen heute leider ausgebucht sind. Es werden immer nur kleine Gruppen über die Plantage geleitet. Überall wäre an dieser Stelle Schluss, nicht so in Puerto Rico.

Unsere Enttäuschung will man hier nicht auf sich sitzen lassen. Wir sollen trotzdem hereinkommen und können den Kaffee probieren. Die Belegschaft überlegt kurz und schlägt uns dann vor, eine andere Plantage zu besichtigen, die noch weiter in den Bergen liegt. Sie würden für uns dort anrufen und fragen, ob es passt. Wir sind ganz gerührt und fahren weiter.

Die Straße wird enger und enger. Serpentinen reihen sich aneinander, die Unteramnässe nimmt zu. Die Vegetation gleicht mittlerweile einem Urwald. Als wir denken, dass die Grenzen unseres Autos erreicht sind steht plötzlich ein freundlich winkender Mensch auf der Straße. Carmelo hat schon auf uns gewartet.

Carmelo hat 20 Jahre seines Lebens in Deutschland als Computerspezialist verbracht und ist 2003 wieder zurück in sein Heimatland gegangen. Nun betreibt er die Plantage. Eine Plantage, auf der alles wächst. Neben dem Kaffee, über dessen Anbau und Weiterverarbeitung wir viel erfahren, zeigt er uns Pampelmusen, Avocados, Brotfrucht, Ananas, Yamswurzeln, Ingwer und weiß der Fuchs, was noch alles. Ein Paradies. Als er fertig ist, lädt er uns in sein Haus ein – und kocht Kaffee. Wir sitzen in seiner Küche, während er aus seinem Leben erzählt. Als wir ihm wiederum von der unglaublichen Herzlichkeit und Wärme erzählen, die uns in seinem Land entgegenschlägt, erwidert er, dass er stolz darauf sei. Stolz auf sein Volk und die Art und Weise, wie man sein Land wahrnimmt. Ich kann’s nicht ändern, ich bekomme Gänsehaut.

Als wir uns verabschieden, versichert er sich, dass wir seine Telefonnummer haben. Was auch immer wir bräuchten oder wissen wollen, wir sollen ihn anrufen. Und er sei ich sicher, dass wir uns wiedersehen.

Schluck……..

 

PS: Die Fotogalerie kommt morgen, ich musste das erstmal aufschreiben.

Salinas

Weiter nach Westen.

Irgendwie ist Puerto Rico größer, als wir geplant hatten, die Südküste misst gut 100 sm Länge.
Mal eben von rechts nach links macht eine Nachtfahrt. Und weil es so schön hier ist, dritteln wir das Ganze. Das hat den Vorteil, dass wir mehr sehen, den Nachteil, dass wir länger hängen bleiben. Aber die Insel ist es wert.

Gestern schaffen wir es immerhin bis Salinas, eine Bucht, die wie ein Blinddarm einen ruhigen Ankerplatz bietet. Umringt von Mangroven, gilt sie auch als Hurricanhole, man liegt, wie im Ententeich. Die Attraktion hier sind die Seekühe, der erste Ort auf unserer Reise, an dem wir Bekanntschaft mit den dicken, freundlichen, grasfressenden Tieren machen. Leider sind sie nur schwer zu fotographieren, das Wasser ist zwar grün, aber trübe. Nur wenn eine Seekuh als großer Berg auftaucht, kann man einen Blick darauf werfen. Angenehmer Nebeneffekt hier ist, dass die geschützten Tiere alle Boote dazu veranlassen, tatsächlich sehr langsam durch die Bucht zu fahren. Es gibt keine Dinghis oder Motorboote, die sich mit mehr als Schleichfahrt durch das Wasser bewegen.

Als zweite Neuerung in unserer Tierbeobachtungssammelliste ( new word for Jenny!) gibt es Papageien. Grün mit roten Kopf und ziemlich laut. Aber auch einen Ara finden wir – vor einem baumarktähnlichen Laden. Der sitzt dort frei auf einer Stange, begrüßt die Kunden mit einem freundlichen Hòla und rappt, wenn man rhythmisch klatscht.

Da für die kommenden zwei Tage Flaute vorhergesagt ist, werden wir versuchen ein Auto zu mieten, um mehr von der Insel zu sehen. Allem voran die Hauptstadt San Juan, unsere erste große Stadt seit Las Palmas. Nach unzähligen Stränden sind wir gespannt, ob wir überhaupt damit umgehen können. Den ersten Kulturschock haben wir bereits beim Betreten eines riesigen Supermarktes bekommen, der tatsächlich alles hat, was man sich wünscht. Und das Ganze für kleines Geld. Offenbar sind wir auch etwas geschädigt, wir alle haben das Gefühl, wir müssten alles kaufen, da es sonst vielleicht nichts mehr gibt. Nicht nachzubunkern fällt schwer, aber wir haben die aktuelle Empfehlung aus Mexiko, nichts einzukaufen, dort wird es noch billiger.
Nerven behalten Beate……..????

 

I love Puerto Rico

Also was wir hier erleben…..

Heute früh holen wir den Anker aus dem Grund von Isla de Vieques. Ziel, eine kleine Bucht zum Übernachten im Süden von Puerto Rico auf dem Weg nach Salinas.

Das Segeln ist heute nervig. Schwacher Wind um 8-10 kn, trotzdem Welle von schräg hinten, schlagende Segel. Den Gennacker, der uns vielleicht gerettet hätte, verknoten wir ordentlich beim Setzen, so dass er wieder in seiner Tasche landet und darauf wartet, enttüdelt zu werden. Die Bucht für unseren Stopp, Puerto Patillas, liegt gut geschützt hinter einem Riff, der Anker fällt auf 3 m Tiefe. Unser Blick fällt auf einen kleinen Ort, mit dem wir eigentlich nicht gerechnet haben.

Herwig macht sein Dinghi klar, sammelt alle ein und wir gucken nach einem Platz zum Anlanden. So richtig cool sind die Stege nicht, aber es gibt neben einem hübschen Haus einen Platz am Strand. Während wir noch überlegen, kommt eine Frau aus dem Haus und winkt uns ran. Wir sollen unser Dinghi da lassen. Kurz darauf taucht ihr Mann auf, fünf Minuten später sitzen wir ( etwas fassungslos ) in ihrem Wohnzimmer mit Rotwein und kühlem Bier. Jannis und Don kommen aus Texas, leben hier und segeln zwischendurch in der Karibik. Das Haus ist typisch amerikanisch. Offene Küche, riesiger Herd, riesiger Fernseher, riesige Terrasse mit Blick auf die Bucht. Ein Traum. Wir können uns kaum loseisen.

Leicht beschwipst schaffen wir den Absprung, drehen eine Runde durch den Ort…..und landen in der Kneipe am Tisch mit zwei Einheimischen. Man plaudert über dies und jenes. Weil das Essen so interessant aussieht, bestellen sie etwas für uns. Vom Nebentisch werden wir zum Bier eingeladen. Was ist denn los hier????? Am Ende bekommen wir noch das Angebot, dass uns ein Mietwagen besorgt wird, wenn wir es möchten. Nicht aufdringlich, sondern einfach nur nett.

Mein Bild von Amerika beginnt sich zu wandeln. Diese Form von Gastfreundschaft ist neu. Und in Deutschland gänzlich unbekannt.

Hòla, Schluss mit Englisch

Wir haben das Land gewechselt und sind in Puerto Rico.

Heute früh um 7.00 Uhr machen wir die Leine los und segeln weiter nach Westen. Wie vorhergesagt weht der Wind aus Ost, ist anfänglich noch mäßig mit 12-15 Knoten, nimmt aber hinter St. Thomas schön zu. Seit langer Zeit baumen wir mal wieder das Vorsegel aus, ein ungeliebtes Manöver. Aber es hilft nichts, der Wind kommt ziemlich platt von hinten, Schmetterlingssegeln ist angesagt. Genua nach rechts, Großsegel nach links, das Schiff läuft und wir liegen faul rum.

Um Punkt 13.30 Uhr fällt der Anker auf Culebra in der Insenada Honda, der tiefen Bucht in der Mitte der Insel. Hier müssen wir zum ersten Mal für den USA einklarieren. So ganz habe ich das bis heute nicht verstanden. Puerto Rico ist ein eigenständiges Land, gehört aber trotzdem irgendwie zu den USA. (Egal, werde morgen mal Mr. Google befragen.) Wir machen uns, halbwegs ordentlich gekleidet, auf den Weg zum Flughafen, dort befinden sich Customs und Immigration, auch hier gibt es wieder Geschichten von kompliziertem Procedere und hohen Gebühren.

Wir werden sehr freundlich empfangen und nachdem wir unser Visum vorlegen, bekommen wir gleich ein Cruisingpermit für sämtliche den USA zugehörigen Gewässern für ein Jahr. Kostenpunkt: 19 US$. Das war’s.

Die Menschen scheinen hier wieder fröhlicher zu sein. Eine Flughafenangestellte singt lauthals in der Abflughalle. Wir werden freundlich auf der Straße mit Buenos Tardes gegrüßt und die Seglerkneipe „Dinghidock Restaurant“ mit Kaffeeselfservice für 1$ macht einen sympathischen Eindruck.

Schaun wir mal, was die nächsten Tage so bringen.

Immer wieder Sonntags

Gestern früh soll es weitergehen, Jost van Dyke hat ja noch mehrere Buchten, die sich gut lesen. Alles dicht beieinander, also muss nur um die nächste Ecke gefahren werden.

Als erstes kommt Little Harbour. Schon bei der Ansteuerung letzte Woche auf die Insel ist uns aufgefallen, dass Little Harbour sehr leer ist. Nun wissen wir warum. Es liegt genau ein Schiff in der Bucht, die den Charme eines verarmten Industriehafens hat. Erschwerend kommt hinzu, dass der mögliche Ankerplatz mit (leeren) Bojen zugepflastert ist. Also weiter, ist ja nur um die nächste Ecke. Great Harbour. Deutlich voller, am Ende ein netter Strand, vorne links Platz zum Ankern.

Der Haken fällt auf 7m. Beim Einfahren ruckelt es, wir ziehen ihn über einen Stein. Während wir den zweiten Versuch starten, bleibt der Anker der That’s Life an einem Stein hängen, das Schiff nickt kräftig und Thomas flucht, weil er Angst um seine Ankerwinsch hat. Nicht weiter schlimm, ab in die nächste Bucht. Ist ja nur um die Ecke. White Bay.

Die White Bay hat die Besonderheit, dass zwischen Strand und Riff nur ein sehr schmaler Streifen zum Ankern vorhanden ist. Einige Bojen liegen ebenfalls aus. Die Tiefe beträgt nur 3m, die Riffeinfahrt ist betonnt. Optisch ist die Bucht der Hammer, der Sand ist so weiß, dass es blendet.
Thomas fährt vor uns rein…..und zack wieder raus.

Null Platz zum Manöverieren, die Bojen besetzt. Was nun? Zurück auf Anfang und somit wieder auf den alten Platz zwischen Jost van Dyke und Little Jost van Dyke. Hier ist es eh am schönsten.

Heute, am Sonntag, wollen wir uns nun mal etwas bewegen und zumindest bis nach Great Harbour zu Fuß gehen. Ist ja alles nur um zwei Ecken. Quasi nebenan. Auf Google Earth sehe ich einen schönen Weg, wir müssen nur über einen Hügel. Inzwischen besteht die Gruppe aus uns, der That’s Life, der Worlddancer samt Besuch und der Blue Sun. Alle finden die Idee gut.

Also, um es kurz zu machen, meinen Job als Reiseleitung bin ich los. An Kilometern ist es tatsächlich nicht weit. Leider unterschätze ich die Höhenmeter, der Weg geht nur hoch und runter, aber niemals in der Waagerechten. Teilweise so steil, dass man aufpassen muss, beim Runtergehen nicht ins Rutschen zu kommen. Ich halte mich hinten, um nicht plötzlich das Messer im Rücken zu haben. Es fällt der Satz: Wer ist eigentlich Beate?

Morgen ist Muskelkater…….

Catch of the day

Wie bereits berichtet, fahren wir zur Insel Peter Island und genießen die Idylle.

Seit längerem steht uns der Sinn nach Fisch, leider befinden wir uns in der Ciguaterahochburg der Karibik. Man kann weder angeln, noch gibt es Fisch zu kaufen, es sei denn er ist tiefgefroren und kommt von weit her.

Ciguatera ist ein Algentoxin, welches Fische, die in Riffen leben über die Nahrung aufnehmen. Beim Menschen macht das dann hässliche Vergiftungen, die das Nervensystem befallen. Das will keiner. Erlaubt sind Thunfische, die man aber nur weiter draußen fängt.

Einzig Lobster kommt in frage.

An Tag zwei auf Peter Island beschließen Reiner und Thomas, dass die Speisekarte erweitert werden muss. Der vermeintlich passende Felsen unter dem sich der Lobster verstecken soll, ist ausgewählt ????Wer’s glaubt…..

Zunächst Schnorcheln sie einfach so los in Richtung Felsen, es dauert nicht lange, da kommt der eine zurück und holt das Dinghi samt Lobsterfangequipment, während der andere den Lobster in seiner Höhle nicht aus den Augen lässt. Fluchtgefahr.

Während sich die jeweilige Restcrew mit dem Buch in die Ecke setzt, schallt das Gejuchze quer durch die Bucht. Wir lächeln und freuen uns, dass die Jungs so schön spielen. Offensichtlich haben sie großen Spaß, es dauert und dauert. Von den niedrigen Wassertemperaturen spricht keiner mehr, das Jagdfieber ist ausgebrochen. Da kennt Mann keinen Schmerz.

Nach über einer Stunde kommt das Dinghi zurück. Darin befinden zwei Jäger mit stolzgeschwellter Brust und…….5 Lobster. ????

Wir fassen es nicht. Offenbar hat sich hier das Lobsterjägerdreamteam gefunden. Während Reiner mit seiner Elefantenlunge still vor der Höhle mit dem Lobster ausgeharrt hat, um im richtigen Moment nach den Fühlern zu greifen, hat Thomas von hinten gepiekt. Es muss ein Bild für die Götter gewesen sein.

In jedem Fall göttlich ist das anschließende Essen. Ich werde auch nie wieder vorher darüber lächeln.

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