Autor: Reiner (Seite 2 von 7)

Nach Mexiko, immer noch Tag 5

Irgendwie bin ich mit der Zählerei durcheinander gekommen. Gestern hatte ich schon mal das Gefühl, dass 5 Tage rum sind, aber da wir am Freitag erst logefahren sind und ich heute erfahren habe, dass erst Mittwoch ist, sind es erst 5 Tage. ( Also bei Euch ist schon Donnerstag…) Eine echte Langfahrterscheinung. Man vergisst nach ein paar Tagen, wie lange man unterwegs ist, welchen Wochentag man hat und was ist überhaupt ein Datum ???

Lange Rede, kurzer Sinn, die letzten 24 Stunden waren mal richtig gut. Wir hatten ordentlichen Wind, die Welle von der richtigen Seite und haben gut Strecke gemacht. Leider nicht so richtig zum Ziel. Eine neue Wetterprognose ist aufgetaucht. Am Wochenende zieht ein Tiefdruckgebiet von West nach Ost über Kuba und soll auch südlich um die 30 Knoten Wind bringen. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn wir nicht zu diesem Zeitpunkt unseren Zielort, die Isla Mujeres erreichen würden. Dort ist die Anteuerung nicht so ganz ohne. Teilweise sehr flach, baut sich schnell, wie wir von der Atanga gehört haben, eine nette Brandungswelle auf, die schon bei normalem Wind Schweißperlen erzeugt. Nun soll es genau aus Osten fegen, also geradwegs vom offenen Atlantik auf die Insel. Und das wird die Brandung wahrscheinlich nicht besser machen.

Also was tun? Wir gehen erstmal etwas südlich, um morgen Nacht evtl. die Cayman Islands anzulaufen und den Spuk vorbei zu lassen. Am Sonntag gegen Abend könnten wir weiter, hätten dann noch guten Wind und bei Ankunft wieder normale Verhältnisse. Die letzte Entscheidung treffen wir dann morgen nach den neuesten Wetterberichten. Einen Nachteil hat die Sache allerdings noch. Auf den Caymans dürfen weder frisches Obst noch Gemüse eingeführt werden. Davon haben wir noch reichlich. Zu Reiners großer Freude ist jetzt aggressiver Gemüsekonsum angesagt.

Jetzt ist der Wind übrigens wieder eingeschlafen. Wir haben noch 4-6 Knoten, wenigstens ist die Welle auch weg, so dass nicht alles scheppert und knallt.

Nach Mexiko Tag 4 u. 5

Tag 4 war für die Tonne. Wieder nachlassender Wind bis zur Höchststrafe: 4-5 Knoten umlaufend. Mieser gehts nicht. Das Ganze mit schöner Welle. Wie ein Besoffener torkelt das Schiff hin und her. Wir versuchen uns unter Motor in die Landabdeckung von Haiti zu retten und Nord zu machen, um Wind zu finden und etwas Ruhe ins Schiff zu bekommen. Wind finden wir nicht, die Welle wird etwas besser. Trotzdem wird mir plötzlich schlecht. Wieso bei nachlassender Welle und nicht vorher, weiß der Himmel. Vielleicht Schlafmangel? Wir denken ernsthaft über einen Stopp auf Jamaica nach, um zu warten bis Wind kommt.
On Top, weil das ja noch nicht reicht, werde ich tagsüber, während ich endlich Schlaf nachhole, von einer Welle, die durchs Fenster schießt klatschnass geduscht. Überall Salzwasser im Bett. Das meiste davon bekomme ich im Tiefschlaf direkt auf den Kopf. Sowas hebt die Laune ja ungemein…..

Gegen Abend wird es besser. Endlich Wind bis 20 Knoten. Wie entfesselt läuft das Schiff los, als wollte es alles aufholen. Als die Loggge permanent über 8 Knoten Geschwindigkeit zeigt, beginnen wir sogar zu reffen. Endlich wird es ruhiger, das Schiff läuft wie auf Schienen und die Wackelei wird erträglich.

DTG: 546 sm
Etmal Tag 4 120 sm
Etmal Tag 5 wird deutlich besser.

Nach Mexiko Tag 3

Blöde letzte 24 Stunden. Wir kommen kaum vorwärts. Heute im Morgengrauen gibt der Wind ein kurzes Intermezzo mit 25 Knoten, schleicht sich wieder davon und lässt uns mit der Welle zurück. Zunächst kurz und hoch, inzwischen lang und hoch. Solange Wind da ist, macht das nichts, mit wenig Wind ist es ätzend. Die ca. 10 Knoten kommen von hinten, der gesicherte Großbaum will bei jeder Welle umschlagen. Es rappelt und knallt an allen Ecken. Ein neuer BLick auf das aktuelle Wetter sagt für unseren Kurs noch ca. 24 weitere Stunden dasselbe Szenario voraus. Da muss eine ander Lösung her, denn auch an Schlaf ist so gar nicht zu denken. Neue Idee: Wir biegen ab an der Küste von Haiti nach Norden und werden hoffentlich weiter oben Wind finden, statt den direkten Weg nach Jamaica schräg rüber zu fahren. Hat jemand einen besseren Vorschlag? Manchmal muss man ja Umwege gehen, um zum Ziel zu kommen……

Meine Jagd ist übrigens erfolgreich verlaufen. Heute vormittag ist mir ein schöner Mahi Mahi an die Angel gegangen. Perfekte Größe. Einmal Ceviche, einmal gebraten, einmal Curry.

Etmal 123 sm
DTG: Lass ich lieber weg heute.

Nach Mexiko Tag 2

Die Schwachwindphase ist überstanden.
Nachdem der Wind dann letzte Nacht tatsächlich eingeschlafen ist und der Motor für einige Stunden lief, haben wir jetzt zwischen 10-15 Knoten Wind, leider platt von hinten. Schmetterlingsegeln, die Genua ist ausgebaumt. Immerhin laufen wir die meiste Zeit um die 6 Knoten Geschwinddigkeit.

Heute früh kommt die Angel raus, bisher war der Kühlschrank noch zu voll. So ein Fisch braucht Platz, es geht hier ja schließlich nicht um Heringe… Keine 5 Minuten nachdem der Köder im Wasser ist, rauscht die Leine aus. Was für ein Spektakel! Ich setze mich gerade bequem hin und starre aufs Wasser, da sehe ich, wie ein ziemlich großer Fisch auf den Köder zustürzt. Leider haben wir gerade 7 Knoten Geschwindigkeit auf der Logge, keine Chance bei dem Tempo den Fisch einzuholen. Ich brülle nach Reiner, der sie Segel verkleinern soll, da springt der Fisch ( ein wunderschöner Mahi Mahi, aber auch riesengroß) senkrecht aus dem Wasser, schlägt mit der Schwamzflosse, dreht sich einmal im Kreis….. und haut ab. Mist. Wenigstens hat er den Köder drangelassen. Aber mein Jagdinstinkt ist geweckt. Ich will Fisch.

DTG: 884 sm
Etmal: 138 sm

Nach Mexiko Tag 1

Wir sind unterwegs.

Wie geplant legen wir gegen Mittag ab. Die Windaussichten sind mäßig, wir werden zwei Tage mit schwachem Wind zu rechnen haben. Reiner befürchtet schon, dass zwischendurch der Motor laufen muss. Bis Sonntagabend wollen wir das südliche Kap der Dom.Rep. passiert haben, dann nämlich kommt da irgendwann sehr viel Wind. Derzeitige Angaben liegen bei 30 und mehr Knoten von hinten. Kann man machen, können wir auch, aber muss ja nicht sein.
Wider Erwarten schläft der Wind aber nicht ein, sondern weht leicht vor sich hin. Gerade so, dass wir um die 5 kn Geschwindigkeit haben. Nicht berauschend, aber reicht.
Die Nacht ist ruhig, während meiner Wache haben wir keine einzige Schiffsbegegnung. Es ist zwar stockdunkel ohne Mond, aber dafür leuchtet ein gigantischer Sternenhimmel, der soviel Licht strahlt, dass einige besonders helle Sterne auf dem Wasser eine Spur zeichnen.
Heute Vormittag beschließen wir, den blauen Unhold aus der Tüte zu holen. 10 Knoten Wind aus 120 Grad, besser gehts nicht. Diesmal will er besonders eifrig sein und ändert seine Taktik. Statt sich beim Ausrollen zu verknoten, rollt er sich, kaum hochgezogen, fehlerfrei von alleine aus. Das darf er auch nicht…..
Na nun ist er, wo er hingeört und macht seinen Job, indem er uns mit zwischen 5-6 Knoten Richtung Mexiko zieht. Schaun wir mal, wie er wieder runterkommt. Spätestens heute Abend muss er ins Bett. Nachts ist Gennakerverbot

Ankerwache

Bekanntlich ist Beate in den Weihnachtsurlaub geflogen und ich bewache das Schiff. In die Marina wollten wir nicht, da hier jeden Tag über 30€ fällig werden und an der Mooring war kein Platz mehr. Also bleibe ich hier und bewache die BALOU und arbeite nebenbei meine ToDo Liste ab.
Langsam füllt sich die Bucht und damit auch die Ankerplätze. Aber was ein richtiger Franzose ist, für den ist immer noch Platz, wird halt weniger Kette rausgelassen.
Spätesten wenn Nachts die Böen übers Ankerfeld pfeifen, das bis 30 Knoten und mehr, kommt dann doch der ein oder andere ins driften und schon geht das Gewusel los.
Wir haben uns an den Rand zum Fahrwasser gelegt in der Hoffnung, dass wenigsten die eine Seite frei bleibt. Leider geht der Plan nicht auf, weil es genügend Seefahrer gibt die wohl die Bedeutung eines Fahrwassers nicht kennen. Also wird auch dort geankert. Jetzt habe ich einen Nachbarn, der hat seinen Ankern 10m neben meinen gelegt und nun liegen wir auf gleicher Höhe. Auf meine Hinweise, dass das zu dicht sei und er seinen Anker neben mein Schiff legen sollte, denn hinter uns war noch jede Menge Platz, hat er überhaupt nicht reagiert. Das Schlimmste an dieser Situation ist, dass es sich hier um ein britisches Schiff handelt und ich die Seemannschaft der Briten immer geschätzt habe. Aber auch hier gibt es wohl schwarze Schafe oder vielleicht hat er französisches Blut?

Countdown läuft

Die im Vorfeld wie eine Ewigkeit erschienene Zeit von 3 Monaten in Deutschland neigt sich dem Ende entgegen und ist in der Realität nur so an uns vorbei gerast. Mitte nächster Woche geht es mit einem Zwischenstopp in Köln am 03.10. zurück in den Sommer.

Ich würde die Zeit im Nachhinein mit zu den stressigsten 3 Monate meines Lebens einordnen. Wir hatten jede Menge Licht, aber auch Schatten in dieser Zeit. Umzüge, schwere Erkrankungen in der Verwandschaft, Tiere, die zu beerdigen waren und Termine, Termine, Termine.  Ich habe es nicht geschafft mich mit allen Menschen zu treffen, die ich gerne getroffen hätte. (Hallo Carola………????) Trotzdem war es eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte und in der mir schon immer wieder klar wurde, wo meine Wurzeln sind und bleiben. Nun wird wieder umgeschaltet, was nicht so einfach ist, wie es klingt.

Trotzdem freuen wir uns natürlich auch auf unser Schiff, auf unsere mitsegelnden Freunde und auf die nächsten Monate auf dem Wasser. Zunächst müssen wir noch einige kleinere Dinge in Trinidad erledigen, Ende Oktober machen wir uns dann auf den Weg nach Grenada. Dann kommt erst mal der Kuchenbudenwegelagerer (siehe Crew) und macht zwei Wochen Urlaub, um sich von uns die schönsten Ecken der südlichen Karibik zeigen zu lassen.

Im Anschluss werden wir mal so richtig segeln gehen und einen langen Schlag nach Norden bis zu den British Virgin Islands machen. (Angefixt durch dieses Video: https://youtu.be/YT2IdCYkq5I).

Dann soll es irgendwie links rum gehen, mit dem Ziel irgendwann in Mexiko zu landen. Wie und wo und wann genau wird sich unterwegs ergeben. Enge Pläne waren ja noch nie so unser Ding.

 

Fahrtenyacht gesucht?

Keine Panik, es handelt sich nicht um unsere, die brauchen wir noch eine Weile selbst.
Es handelt sich um eine Taswell 43 CC, Baujahr 1991. Wir kennen das Schiff und seine Eigner sehr gut und können mit voller Überzeugung sagen, dass es sich um ein liebevoll und perfekt gepflegtes Langfahrtschiff handelt, welches nach vielen Jahren auf den Weltmeeren innen und außen komplett überholt wurde und sich derzeit in einem Topzustand befindet. Eigentlich sollte das Schiff von den Eignern weiter auch über längere Strecken gesegelt werden. Leider haben sich jedoch durch einen traurigen Vorfall die Lebensumstände geändert, sodass dieses schöne Schiff nun zum Verkauf steht.

TASWELL43
Bei Interesse kann der Kontakt über die Anzeige stattfinden, gerne stehen auch wir für Fragen zur Verfügung.

 

Skulpturenvideo

Sieben Meter unter der Wasseroberfläche sitzt ein Mann an einem Schreibtisch. Dort sitzt er schon seit zwei Jahren….
Er sitzt im Unterwasserpark in der Bucht von Moliniere vor Grenada. Dort hingesetzt hat ihn der britische Künstler Jason de Caires Taylor, der angeblich für den Bau des Skulpturenparks sein Haus verkauft hat. Ob man sein Haus dafür verkaufen muss, wird der eine oder andere infrage stellen, nett ist es allemal geworden. Bereits im April habe ich davon berichtet, nun haben wir unser Filmmaterial zusammengeschnitten und ein kleines Video zusammengebastelt. Leider fehlen – wie bisher- die Farben in der Tiefe, so dass die bunten Fische, die die Skulpturen umschwimmen kaum zur Geltung kommen.
Für die Zukunft muss mehr Licht her.

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