Tag: 26. Juni 2017

Quickie Cape May

Cape May ist Mist. Unser Aufenthalt dort dauert ca. 30 min.

Nachdem wir gestern die 12 sm nach Cape May in 4 Stunden rüber wabern, kippt wie berechnet die Tide und wir können mit Schwung durch die Einfahrt des Landzipfels rutschen.

Dann kommt schnell die Ernüchterung. Die Worlddancer ist vor uns und gibt schnell Rückmeldung. Der Ankerplatz ist klein, voll und liegt zwischen Bagger, Schwimmdock und grüner Bake. Und vorsichtig, es sei sehr flach. Für uns kommt nur der eine Ankerplatz in Frage, alle weiteren sind noch flacher.

Es ist flach. Direkt 10 Meter neben der Fahrrinne kann man spazieren gehen. Wir fahren im Schleichtempo aus der Fahrrinne. Unsere einzige Ankermöglichkeit liegt direkt daneben. Vier Schiffe liegen bereits dort, damit ist der Platz eigentlich schon voll. Und es ist häßlich. Vorne verrosteter Stahlschrott im Wasser, hinter uns das Schwimmdock. Eine rostige dicke Mooringboje liegt ebenfalls im Weg. Der eigentliche Ort ist 1,5 sm weit weg. Eine lange Strecke für das Dinghi, wenn man sich denn traut sein Schiff in dem engen Ankerfeld alleine zu lassen.

Wir quetschen uns zwischen Schiffe und geben knapp 20 Meter Kette. Mehr Platz ist nicht. Neben uns wirft die That’s Life den Anker. Wir liegen so eng, dass wir keine Funke brauchen, um uns normal zu unterhalten. Die Worlddancer mit weniger Tiefgang, hat sich einen Platz für eine Nacht vor der Coastguard erbettelt.

Wir gucken uns an. Was wollen wir hier? Eine Nacht unter ätzenden Bedingungen mit miesem Ausblick verbringen? Ohne Aussicht, den Ort angucken zu können?

Die Wetterprogramme laufen heiß. Das Ergebnis bringt die Aussicht auf segelbaren Wind über Nacht. Wir haben noch 110 sm bis zur Einfahrt in die Bucht vor NY. Am Dienstag und Mittwoch Flaute, am Donnerstag Sturm.

Anker hoch und los.

Was soll ich sagen……segelbaren Wind haben wir nicht besonders lange. Als die Geschwindigkeit unter 2 Knoten fällt, geht der Motor wieder an. Es ist zum Wahnsinnig werden hier.

Wenigstens ist die Nacht ruhig. Der Verkehr ist überschaubar und die Kulisse von Atlantic City, die mitten in der Nacht an uns vorbei zieht, beeindruckend. Ein bunt beleuchtete Skyline mit wechselnder Leuchtreklame an den Wolkenkratzern scheint weit über das Wasser.

Ein Vorgeschmack auf NY? Wir werden es sehen. Heute werden wir erstmal direkt hinter dem Kap ankern und uns wieder versammeln. Dann werden wieder die Tidenkalender gewälzt, denn gegen die Strömung des Hudson River’s hat man keine Chance.

Noch 30 Seemeilen.

PS: Hatte ich erwähnt, dass wir Flaute haben?

Der Limulus Polyphemus

……oder auch der Pfeilschwanzkrebs lebt hier an der Atlantikküste. Sympathisch sieht er nicht aus.

Als wir das erste Mal mit dem Dinghi zum Strand fahren, um an Land zu gehen, sehen wir frühstückstellergroße, dunkle Schatten im Wasser. Ich denke zunächst an einen Plattfisch.
Dann entdecken wir die Teller im Sand.

Sofort wird gegoogelt. Die Pfeilschwanzkrebse werden auch als lebende Fossilien bezeichnet, sie existieren bereits seit 400 Mio Jahren und haben sich seitdem kaum verändert. So sehen sie auch aus…..ich denke ja bei Meeresgetier im schnell ans Essen, bei dem Anblick kommt allerdings kein großer Appetit auf. Wenn man sie umdreht, werden sie auch nicht schöner.

Im Frühjahr krabbeln nun mehr als 2 Mio Urzeitkrebse an die Strände von Delaware, um sich zu paaren. Jugendfrei ist das nicht. Sie liegen in wilden Haufen bis zu 12 Stück aufeinander um ihre
Eier zu befruchten. ( Leider haben wir in dem Moment keinen Fotoapparat zur Hand). Der Paarungsmarsch gilt als einer der ältesten auf unserem Planeten.

Sie kommen gegen Abend aus dem Wasser, plötzlich ist am Rand alles schwarz. Man weiß kaum, wo man hintreten soll. Gott sei Dank sind sie langsam, so dass Krabbelattacken ausbleiben.

Sonst ist Lewes ganz nett. Nette Häuschen, etwas touristisch. Zum Warten in Ordnung. Heute dümpeln wir mal weiter auf die andere Seite rüber nach Cape May. Irgendwie muss man sich ja beschäftigen und es sind 12 sm mehr im Sack.

Hatte ich schon erwähnt, dass wir Flaute haben?