Monat: Mai 2017 (Seite 1 von 2)

Zertrümmert

Bisher dachte ich immer, dass das Gesundheitssystem in diesem Land nicht besonders gut funktioniert. Es ist ja so einiges durch die Presse gegangen. Was wir allerdings bisher hier erlebt haben, Hut ab. Da kann sich Deutschland ruhig mal ne Scheibe von abschneiden.

Bis zur Diagnose am Freitag ist schon alles ziemlich zügig gegangen. Dabei mussten wir uns nur um den ersten Arzttermin selber kümmern. Der Rest läuft über die Praxis. Nun soll in dieser Woche die ambulante OP folgen. Am Montag ist Feiertag.

Gestern früh beginnt das Telefon zu klingeln. Schlag auf Schlag bekommt Reiner mitgeteilt, wann er wo sein muss. Der Doc hat den Eingriff auf 6.30 Uhr Mittwochmorgen gelegt. ???? Zu nachtschlafender Zeit….. Die Klinik ruft an, eine Schwester füllt mit ihm schon mal per Telefon den Narkosebogen aus. Am Nachmittag meldet sich das Labor, es soll noch Blut abgenommen werden. Alle sind vernetzt, jeder weiß Bescheid. Ich gebe zu, ich bin beeindruckt.

Da ich Volltrottel meinen Führerschein in Deutschland vergessen habe, bietet sich Herwig heldenhaft um diese Uhrzeit als Fahrer an. Wieder mal Schwein gehabt, sonst hätte die Taxe fahren müssen.

Um 10.00 Uhr spricht er wieder und ist noch leicht beduselt auf dem Rückweg. Gleich nach dem Aufwachen gab’s Kaffee und Kekse. Alles gut, der Klumpen ist zertrümmert, das Gebrösel fließt jetzt leicht ab. Freitag noch eine kleine Kontrolle, ab Samstag können wir weiter sagt der Doc.

Das ist nicht der schlechteste Ort, um krank zu werden.

PS: Im Glas befindet sich Tee!!!

 

 

Memorial Day

Heute ist Memorial Day.

Der Memorial Day ist der Feiertag in den USA, der als Kriegsopfergedenktag gilt. Seit Ende des amerikanischen Bürgerkrieges Wehen die Flaggen bis zum Mittag auf Halbmast. Paraden finden in den Morgenstunden statt und Kriegsgräber werden besucht.

Zugleich gilt der Memorialday aber auch als Beginn des Sommers, an dem die Familien Picknicks veranstalten oder das Freibad besuchen. Uns schwahnt Böses. Unser „Freibad“ liegt gegenüber.

Bereits gestern ist Peanut Island vollkommen überlaufen. An den Strand passt kein Boot mehr. Auch die Sandbank nördlich der Insel ist zugeparkt. Wir fragen uns schon am Morgen, warum Polizei, Sheriffs, Coastguard und Hubschrauber um die Insel kreisen. Sofort kommen einem Gedanken, die in Richtung Anschlag gehen, in den Kopf. Warum muss das so bewacht werden? Aber vielleicht ist das auch normal hier?

Unterschiedliche Musik tönt von nahezu jedem Schiff, es ist die Hölle los. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder weit flüchten oder mitten rein. Wir entscheiden uns für mitten rein. Das Dinghi wird mit Getränken und Handtüchern bestückt und wir fahren in Richtung Sandbank. Im Wasser stehen ist der Plan. Mittendrin finden wir mit dem Begleitdinghi der Worlddancer eine kleine Lücke, knoten die Boote zusammen und lassen den Anker in den Sand fallen. Getränk in die Hand und hinstellen.

Die Motoryachten liegen dicht an dicht, das Bier fließt. Und dann erschließt sich uns das dichte Aufgebot der Offiziellen. Vor uns entsteht ein Tumult, weil sich ein Boot in eine nicht vorhandene Lücke quetschten will, von der Strömung zur Seite getrieben wird und an einem anderen kleben bleibt. Großes Geschrei. Das Spektakel zieht sich über mehrere Minuten. Eine Crew ist italienischer Herkunft mit der Ansicht : Alles nicht so schlimm, man soll sich nicht aufregen, die andere Crew ist einheimisch und springt fast aus der Jacke. Er brüllt und tobt. Nachdem sich das italienische Boot dann auch noch mit der Schraube in des Anderen Kette verhakt, ruft und winkt der vermeintlich Geschädigte die Polizei und die Sheriffs herbei.

Wir sitzen (stehen) in der ersten Reihe.

Der Sheriff maßregelt den inzwischen auch überkochenden Italiener und Verursacher. Mit einer eindeutigen Handbewegung um den Hals. Dem möchte ich nicht in die Quere kommen ????, kurz danach herrscht wieder Ruhe, wobei das „böse“ Schiff unter Beobachtung bleibt.

Heute ist wider allen Erwartungen Ruhe. Am Strand ist Platz und Musik dröhnt auch nicht. Gedenktag eben. Platz für unseren Grill.

Der Wolf und die sieben Geißlein

Reiner macht den Wolf. Er hat einen Stein im Bauch. Genauer gesagt in der Blase.

Seit ca. 4 Wochen ist der Mann am Pinkeln. Tag und Nacht. Allerdings relativ schmerzfrei, was nicht für eine Entzündung spricht. Da ich Urinteststäbchen an Bord habe, kann ich das dann auch relativ sicher ausschließen.

Jetzt kann man es ja auch laut sagen. Mit ein Grund für unsere zügige Fahrt hierher, war die Aussicht auf einen Urologen. Meine diagnostischen Bordmittel sind begrenzt.

Der Facharzt ist schnell gefunden, einen Termin gibt es auch schnell. Er hört sich alles an und fragt, ob Reiner zufällig mal Rückenschmerzen in der Nierengegend hatte. Er hatte. Vor ca. 6 Wochen klagt er über Rückenschmerzen, nimmt eine IBU – und jammert weiter. Hilft nicht so richtig. Reiner ist der Meinung, er hat sich „verkühlt“ ( bei über 30 Grad nicht sehr wahrscheinlich…), ich glaube nicht daran und verordne Buscopan. Siehe da, es hilft. Nimmt aber nicht den fortdauernden Harndrang.

Um den Verdacht zu untermauern, soll Reiner in die Röhre. Auch das geht zügig, alle Termine werden von der Praxis aus gemacht, der Patient wird per Telefon benachrichtigt. Zur Beseitigung der Symptome gibt es Tabletten, der Doc geht von einer Irritation durch den vermeintlichen Stein aus. Das hilft schon mal etwas. Die Pinkelfrequenz sinkt deutlich.

Das CT bringt dann die Gewissheit. Ein 6mm großer Stein sitzt am Blaseneingang und wartet auf die Gelegenheit, weiter zu wandern. Eine schlechte Idee. Zumal, wenn er einen Zeitpunkt auf See wählt.

Nun soll er per Laser zertrümmert werden. Auch das kann zeitnah passieren. Der Doc weiß, dass wir weiter wollen und versucht den Patienten am Mittwoch noch in den Op-Plan zu schieben. Der Eingriff selber ist unkompliziert.

Die Kleinigkeit soll 3000 U$ kosten.???? Da sind wir jetzt mal gespannt, was die Krankenversicherung (Preuss/Hanse Merkur) für uns Segler dazu sagt. Im Kleingedruckten haben wir nichts gefunden, was dagegen sprechen könnte. Aber abwarten. Fakt ist, das Ding muss weg. Nicht, dass er noch wie der Wolf vom Stein in den Brunnen, bzw. über die Reling gezogen wird.

Ich bin ja der Meinung, es liegt an zu viel Alkohol. ???? Damit bliebe der Rest Tequila für mich. Böse Zungen behaupten allerdings, das könne nicht sein. Alkohol sei ein Lösungsmittel. ????

Die Wolken ziehen ab

Im Gegensatz zu gestern scheint heute wieder die Sonne. In doppelter Hinsicht.

Gestern Abend ergießen sich noch ganze Tonnen an Wasser von oben auf uns und wir liegen im Anschluss bei gefühlter 100% Luftfeuchtigkeit und 35 Grad nach Luft japsend im Cockpit. Eine unerträgliche Hitze, die Luft steht. Mit dem Ventilator bewaffnet gehe ich ins Bett ( Der Strom kommt ja aus der Steckdose !)

Gegen Morgen wachen wir auf und frieren. ???? Was ist denn nun los? Die dicken Decken werden hervorgeholt und einige Stunden tiefer entspannter Schlaf folgen. Was für eine Wohltat. Der Wind hat plötzlich auf Nord gedreht und bringt kühle Luft in die Region. Ganze 24 Grad haben wir noch, Reiner friert, ich schwinge voller Elan unten im Schiff den Lappen. Bei 35 Grad Hitze schwingt nichts, da versucht man nur zu überleben.

Passend zum Wetter beginnt Reparatur Nr. 1. Und es flutscht. Mit Herwigs Hilfe ist die Hülse, die unten um das Vortag geht und die Schiene hält, in gut einer Stunde gelöst und die abgebrochene Schraube entfernt. Wieder Schwein gehabt. Da hätten wir um ein Haar jede Menge Geld bezahlt. Nun bin ich der Flachpfeife fast dankbar, daß sie sich nicht gemeldet hat. Soll er bleiben, wo der Pfeffer wächst…..

Die Stimmung steigt und zur Belohnung gehen wir heute Abend ein dickes Steak essen. Einmal muss das sein.

 

 

Wolken am Horizont

Seit Dienstag ziehen vermehrt dunkle Wolken am Horizont auf. In mehrfacher Hinsicht.

Nach dem Riggcheck am Montag soll uns zügig eine Auflistung der empfohlenen Arbeiten zugehen, nach der dann entschieden wird, was wir machen lassen bzw. selber erledigen können. Um eine durchgescheuerte Leine auszutauschen, braucht man schließlich keinen Fachmann.

Am Dienstag tut sich leider nichts, obwohl Reiner gegen Nachmittag im Büro anruft. Morgen früh wäre ganz sicher alles fertig, dann könne man sich treffen. Reiner erwähnt schon mal, daß wir in der kommenden Woche weiter wollen…..

Am Mittwoch kommt die Liste per Mail. Ansonsten tut sich nichts. Reiner ruft zweimal im Büro an, spricht auf den Anrufbeantworter und wartet auf Rückruf. Nach Anruf Nr. 2 folgt tatsächlich eine Reaktion. Heute am Nachmittag könne man alles in Ruhe besprechen. Er melde sich………
Nada.

Am Donnerstag tut sich nichts. Ich bin schon seit gestern genervt, Reiner seit heute dann auch. Wir rufen die Flachpfeife nicht mehr an. Die Konsequenz lautet leider: Alles selber machen. Am wichtigsten ist die Reparatur der Furlex. Schrauben müssen erneuert werden. Tun wir das nicht, kann es passieren, dass wir das Segel nicht mehr aufrollen können. Kleine Ursache, große Wirkung.Und da Dinge immer bei viel Wind kaputt gehen, wird die Situation dann ungemütlich.

Der Rest wird verschoben. Unser nächstes Ziel ist die Chesapeakebay, dort finden sich ebenfalls Fachleute. Auch unsere Hydraulikleitungen können dort ausgetauscht werden. Hoffen wir. Irgendwann.

Während wir hier abwarten und uns ärgern, wird das Wetter immer schlechter. Es ziehen mehrere stockschwarze Gewitterwände mit ordentlich Wind im Vorfeld über uns hinweg. 200 sm nördlich von uns sollen Böen bis zu 80 Kn auftreten. Bis zu 71 Kn geht die Beaufortskala, das sind 12 Windstärken, sprich Orkan. Wie schön, dass wir hier sicher liegen. Und wie schön, dass wir nicht weiter unten im Süden hängen geblieben sind und jetzt auf das passende Wetter warten müssen.

 

 

 

American Way Of Live

Man gewöhnt sich ja doch schnell wieder an das normale Leben. Oder sollte ich “ das amerikanische Leben“ sagen?

Dank unseres Autos kann ich fast täglich frische Lebensmittel kaufen. Und was für welche! Nicht nur frisches Fleisch in allen Varianten, auch so Sachen, die man früher gegessen hat, wie grüner Spargel und Rucola. Was für ein Genuss……????

Das Preisniveau ist dabei ähnlich, wie in Deutschland. Während man die normalen Dinge bei Walmart kauft, gibt es für die etwas leckereren Lebensmittel Foodstores aller Art. Mein Favorit ist derzeit ein italienischer Supermarkt, der nicht nur frisches und günstiges Obst und Gemüse hat, sondern auch auch so köstliche Dinge, wie 10 Sorten frischem Parmesankäse, Antipasti in tausend Varianten und natürlich frischer Pasta. Ganz ganz schlecht für die Figur……….

Am Montagmorgen kommt aber erstmal der Rigger. Pünktlich. Akribisch arbeitet er sich durch Mast und Wanten mit allem Drum und Dran. Und natürlich findet er Schwachstellen. An der Trommel der Furlex am Vorstag sind zwei Schrauben gebrochen. Unsere flexiblen Backstage, die wir setzen, wenn die Kutterfock im Einsatz ist, ist im oberen Bereich, wo sie an die Salinge kommen, aufgescheuert. Und so weiter……. zwei Jahre Dauerbelastung auch mal bei stärkerem Wind und mehr Welle hinterlassen eben ihre Spuren. Nicht zu vergleichen mit fünf Monaten Ostseesegeln pro Jahr, wo man ja lieber im Hafen bleibt, wenn das Wetter schlecht wird.

Hilft nichts, da müssen wir durch. Das fällt eben unter Instandhaltung. Schließlich hängt unser Leben vom technisch intakten Mast ab. Der Mann schießt hunderte von Fotos und wird uns einen Kostenvoranschlag machen. Dann werden wir entscheiden, was wir selber machen können und wo wir lieber den Fachmann ranlassen.

Am Abend wenden wir uns dann wieder dem “ American Way Of Live“ zu. Mit der gestern eingetroffenen Worlddancer gibt’s ein Strandbarbecue am gegenüberliegenden Strand von Peanut Island. So richtig mit Rumstehen im Wasser mit Getränk in der Hand. Wie wir das hier gelernt haben. Geht ganz einfach…

 

 

In Florida ist Wochenende

Ich sag’s ja. Verrückt.

Es ist Wochenende, die Sonne scheint, der Himmel ist blau. Florida macht einen Ausflug. Und zwar nach Peanut Island. Unser verträumter Sandhaufen vor der Tür. (Motor-)Boot für Boot trudelt ein, macht am Strand fest und baut das Equipment auf. Pavillons, Sonnenschirme, Schwimmspielzeug. Es wird immer voller. Dennoch ist es friedlich, kein großes Getöse. Da hier ja keine Manatees angefahren werden dürfen, fährt alles sehr langsam.

Wir klettern ins Dinghi und wollen um die Insel fahren. Jetzt sehen wir das ganze Ausmaß des Spektakels. Nördlich der kleinen Insel befindet sich ein riesiges Ankerfeld und eine Sandbank mit vielleicht 1m Wassertiefe in der Mitte. Auch da wird geparkt und ……der Pavillon aufgebaut. Im Wasser. Links neben dem Pavillon steht ein Volleyballnetz und auch der Sonnenschirm darf nicht fehlen. Alles mitten im Wasser. Auf einem Boot wird Pizza gebacken, abgeholt wird zu Fuß, die Pizza wird über dem Kopf in die Luft gehalten. Alle freuen sich ihres Lebens. Die sind verrückt. Oder genießen einfach ihr Leben.

Auch wir wollen mal ein Bad im erstaunlich klaren Wasser nehmen und fahren mit dem Dinghi auf den -trotz der vielen Menschen – picobello sauberen Strand. Die Wassertemperatur erreicht nicht mehr ganz die Badewanne von Belize, aber es reicht noch. Während wir wie alle anderen so im Wasser rumstehen, denke ich noch, dass die armen Manatees wohl das Weite gesucht haben dürften.
Da taucht direkt vor uns ein grauer Berg mit stumpfem kurzen Rüssel vor uns auf. ????

Mutiges Tier. Aber vielleicht kennt es ja hier die Vorschriften
Wenn ab Montag wieder Ruhe ist, müssen wir hier dringend mit der Taucherbrille her.

Während wir hier gerade bequem leben, kämpft sich die Atanga mühsam gegen 30 kn Wind nach Osten. Kein Spaß, ich möchte nicht tauschen. Wir versuchen jeden Abend zu funken, mal mit mehr, mal mit weniger Glück. Aber wir schreiben uns, kleine Lebenszeichen erleichtern den Tag. Falls jemand eine Nachricht an die Beiden schicken möchte, leiten wir das gerne weiter.

Auf  der ersten Bilderreihe sind noch Fotos vom Vortag. Der große weiße Strand zieht sich die ganze Küste entlang, soweit man gucken kann. Alles XL hier. 

 

 

Zurück in die Zukunft?

Wir sind in einer verrückten Welt gelandet.

Ich bin US- Neuling. Nie hatte ich das Gefühl, die USA bereisen zu wollen. Andere Kontinente klangen immer spannender und schöner. Nun gibt es hier von Norden nach Süden und von Osten nach Westen sicherlich große Unterschiede. Aber hier ist es schon ziemlich verrückt.

Ganz oben auf der Liste steht ein neues Handy für mich. Mein altes wird schon belächelt und außerdem habe ich ihm ein Spiderapp zugefügt. Handlungsbedarf. Wir fahren mit dem Auto nach Wellington in einen Apple Store. Da fängt es schon an. Ohne Auto geht hier nichts. Man sucht, zumindest hier, vergeblich nach einem Stadtzentrum. Sowas existiert hier nicht. Es gibt Wohngegenden und es gibt Einkaufsmalls. Diese gleichen in ihrer Ausdehnung fast einem kleinen Stadtteil von Braunschweig. ( Vorsicht, ich höre das Geläster….). Sie sind riesig. Teilweise als geschlossene Einkaufszentren, teilweise in Reihen gegliedert wird einem hier alles geboten, was man zum Leben braucht. So auch ein Applestore.

Wir betreten den Laden. Ein junges Mädchen mit erbärmlichem Südstaatenslang kommt auf uns zu und fragt nach unseren Wünschen. Sie hat ein kleines Gerät in der Hand und tippt munter darauf herum. Da ich schon weiß was ich möchte, fragt sie nur noch Farbe und Zubehör ab. Kaum haben wir uns geäußert, kommt ein junger Mann mit fertig zusammengestellter Tüte auf uns zu und übergibt mir mein neues Handy. Bezahlen können wir auch gleich bei dem Mädel, Kassen gibt es nicht. Die ganze Aktion hat keine 5 Minuten gedauert. Ich bin sprachlos und habe die Läden in Deutschland vor Augen, in denen man schon ewig auf einen willigen Mitarbeiter warten muss. Hier ist wohl die Zukunft.

Auf dem Rückweg fallen mir die Gegensätze auf. Auf der einen Seite die hochmodernen Einkaufsmalls, auf der anderen Seite baumeln wie im Kinofilm die Ampeln an Überlandleitungen über den Straßen. Das Haltesignal vor dem Bahnübergang versetzt einen dann endgültig wieder in die Vergangenheit. Wahrscheinlich haben die schon vor hundert Jahren so ausgesehen. Der Zug, der anrollt, hupt wie im alten Western.
Den Sheriff mit dem Stern auf der Brust gibt es wirklich und die Feuerwehrwagen hätten bei uns Museumsreife.

Wo bin ich? ????  

      

 

 

 

 

 

Leichter Einstieg

Nach zwei Tagen kehrt Ruhe ein. Das Schiff ist entsalzen und geparkt, ein Auto gemietet. Der Rigger ist bestellt. Nun können wir uns umgucken.

Zunächst müssen wir jedoch gestern früh einklarieren. Wieder mal haben wir viel gelesen und uns viele Gedanken im Vorfeld gemacht. Von Kontrollen an Bord war die Rede und von verplombten Fäkalientanks, die dann durch ein Chemieklo ersetzt werden müssen. Es sei denn, man kann sie abpumpen. ( Wir müssten erst einen neuen Borddurchlass bohren…). Die Customs and Border Protection, die hier zuständig ist, liegt perfekt nah gegenüber des Ankerplatzes. Am Tag unserer Ankunft haben wir dort bereits angerufen und unsere Daten telefonisch übermittelt. Wir haben eine Bearbeitungsnummer und müssen nun mit unseren Papieren ins Office. Dort herrscht erstmal Begeisterung über mein Geburtsdatum. Ich habe nämlich gemeinsam mit Amerika Geburtstag.

Wir sind sofort an der Reihe. Der Officer sammelt nur unsere Pässe und die Bootspapiere ein, wir müssen unterschreiben, dass wir keine Manatees ( Seekühe ) umfahren, bekommen unsere gestempelten Pässe zurück und fertig. ???? Das war’s? Offensichtlich. Immigration included. Er wünscht uns eine schöne Zeit und Schluss.

Zurück auf dem Schiff holen wir den Anker hoch und fahren in die Marina. Wiedermal brauchen wir das Hochwasser, die Einfahrt ist nur knapp 2m tief, das kann eng werden. Auch das stellt sich als harmlos heraus. Die Tiefe ist weitaus besser, als auf unseren Navionicskarten, nach denen wir jetzt in unserer Box nur 1,80m haben dürften. Tatsächlich liegt aber eine Tiefe von 3m vor.

Die Riviera City Marina wird derzeit komplett renoviert, nur deswegen ist sie wahrscheinlich für uns halbwegs bezahlbar. Die Stege sind bereits funkelnagelneu und super stabil, die Duschen befinden sich noch im (sauberen) Container. Wir haben einen eigenen Mülleimer am Schiff und eine große Kiste, um Kram zu lagern. Die Leinen werden vom Personal in ordentliche Schnecken gedreht. 

      

Tierlieb scheinen sie hier auch zu sein. Nachdem wir schon keine Seekühe anrempeln dürfen, ist auch das Fangen von Haien in der Marina untersagt. Die vereinzelt gesichteten Kakerlaken werde ich trotzdem umbringen…..

Dafür haben wir das niedliche Peanut Island direkt vor der Tür. Peanut Island ist eine mit Palmen bewachsene Sandinsel mit weißen, kleinen und sehr sauberen Stränden. Zu Fuß kann man sie in 30min. umrunden. Man soll dort gut schnorcheln können und viele Manatees sehen, liest man. Wir werden das nachprüfen, die Luftlinie zum Strand beträgt vom Schiff vielleicht 50 m. Ein perfekter Liegeplatz. Dahinter ist die Skyline von North Palm Beach zu sehen. Was für ein Gegensatz!

Bis jetzt gefällt es uns gut in Palm Beach. Zivilisation hat auch was für sich.

 

 

Angekommen

Unsere bisher schnellste Fahrt ist beendet. Wir haben 826sm in 4,5 Tagen bewältigt. Das macht einen Schnitt von 6,6 kn. Klingt jetzt erstmal gar nicht sooo viel, aber an Tag 1 sind wir nicht besonders schnell unterwegs gewesen. Viel Wind gegenan mit hoher Welle……

Heute Mittag fällt der Anker in Palm Beach im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Übrigens: Den Mauerbau nach Mexiko kann sich der hiesige Chef sparen. Wir kommen vollkommen unbehelligt bis zum Ankerplatz. Niemand fragt nach.

Als wir uns der Küste nähern, bin ich überrascht. Ich hatte eine Skyline mit Hochhäusern erwartet. Die gibt es auch. Aber davor befindet sich ein Sandstrand so weit das Auge reicht mit Palmen und kleinen schicken Villen. Die Ankerbucht macht ebenfalls einen netten Eindruck. Jedes Haus wird von hohen Palmen überragt und hat seinen eigenen Anleger. Blühende Hecken leuchten aus den Zwischenräumen. Es sieht nach richtiger Zivilisation aus.

Ab morgen haben wir einen Platz in der Marina. Mit Steckdose.

Zu guter Letzt muss ich noch etwas klarstellen. Natürlich kommt Jens B. nicht aus W. Asche auf mein Haupt. Wer wohnt denn schon in W.? Das ist ja fast so schlimm, als würde man Düsseldorf und Köln verwechseln. ???? (Und das überlebt man nur im Glücksfall!). Also aus S. Ist ja auch viel näher an B. Und die können sich auch besser leiden……

Trotzdem tausend Dank für den Wetterbericht! So gar nicht zu wissen, was einen erwartet ist nämlich blöd.

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