Es wird Zeit, dass wir Urlaub haben. Oder zumindest ein paar ereignislose Tage.

Nach der anstrengenden Nacht mit stundenlangem Gewitter und slippendem Anker wird fertig einklariert. Das funktioniert ziemlich problemlos. Zwar müssen 4 Stellen einzeln angefahren werden und wieder mal 100 Formulare mit schwachsinnigen Fragen ausgefüllt werden ( sowas wie: Haben Sie Drogen an Bord und wieviele Dosen Gemüse sind vorrätig?), aber keiner kommt kontrollieren. Wenn man die Zettel stumpf mit Fantasiezahlen ausfüllt, sind die Beamten zufrieden.

Dann wird sich dem Ankerproblem gewidmet. Die Herren haben beschlossen, dass ein Reitgewicht her muss. Ein Reitgewicht wird in ca. 20m Entfernung zum Anker an die Kette geschäkelt und soll durch sein Gewicht dafür sorgen, dass die Kette bei viel Wind am Boden bleibt und sich der Anker nicht aushebeln kann. Bleiben die ersten 20 m am Boden, soll man relativ sicher liegen. Das erste Reitgewicht, dass wir zur Verfügung haben, ist der Zweitanker mit 25 kg, der bei uns ebenfalls am Bug hängt. Also wird er demontiert, ins Dinghi geladen und an der 20m-Markierung so an der Kette befestigt, dass er lose hin- und herrutschen kann. Eingraben muss er sich nicht, das Gewicht zählt. So die Theorie. Wir warten ab, ob es funktioniert.

Als ich eben gerade mit der Kamera bewaffnet losschwimme, um Fotos von der Ankergalerie zu machen, trifft mich fast der Schlag. Der Hauptanker liegt etwas lustlos auf der Seite und kratzt oberflächlich im Sand, bzw. auf der Korallenplatte. Reiner schwört, dass er sich nicht bewegt hat, als ich ihn gestern nochmal kräftig eingefahren habe. ( Eingefahren…..!). Der Zweitanker dagegen, hat sich tatsächlich richtig gedreht und tut so, als ob er sich etwas festhält. Na hoffentlich bekommen wir hier keinen kräftigen Wind.????

 

Noch nicht berichtet habe ich allerdings von einem weiteren Zwischenfall, den ich selber erst verdauen musste.

Kurz nachdem ich vor Einsetzen des Regens der vorletzten Nacht ins Bett gehe, klingelt Reiner’s Handy. Es ist ca. 1.00 Uhr. Ich realisiere erst einen Moment später, dass es sich um einen ganz normalen Telefonanruf handelt. Also ich auf das Display gucke, sehe ich einen Anruf meines Bruders aus Deutschland. Was sich innerhalb von Sekundenbruchteilen im Kopf abspielt, ist kaum zu beschreiben. Wenn jemand mitten in der Nacht aus Deutschland anruft, muss etwas Schlimmes passiert sein. Ich kann kaum sprechen. “ Geht es Euch gut?“ lautet seine erste Frage. Wieso uns? Er hat einen Anruf bekommen von Bremen Rescue. Unsere Notfunkboje, die Epirb, hat ausgelöst und die Rettungskette in Gang gebracht. Mein Bruder ist die erste Kontaktperson.

Nachdem wir uns beide bestätigt haben, dass weder auf der einen, noch auf der anderen Seite irgendwelche Katastrophen passiert sind, sehen wir, dass die Epirb blinkt. Sie befindet sich im Cockpit und durch das geöffnete Frontfenster hat sie Regen abbekommen und ausgelöst. Ich brauche einige Minuten, bis das Zittern meiner Hände nachlässt.

Das Beste an der Sache ist, dass wir erlebt haben, in welcher Geschwindigkeit die Rettungsaktion anläuft. Die Boje hat nur wenige Minuten im Regen gelegen.

Nun stellt sich die Frage, ob die Epirb, nachdem sie durch einen Anruf von uns bei Bremen Rescue deaktiviert worden ist, wieder scharf geschaltet werden kann. Dazu gibt es unterschiedliche Aussagen.

Hat da jemand von Euch Seglern irgendwelche Infos?