Monat: März 2017 (Seite 1 von 3)

Luxuszeit vorbei

Morgen geht es weiter.

Nach gut einer Woche in Puerto Morelos geht unsere Marinazeit dem Ende entgegen. Damit aber auch das bequeme Leben. Wasser soviel man möchte, nach Belieben heiß oder kalt. Strom kommt aus der Steckdose, Geräte können ohne kritischen Blick auf den Ladezustand der Batterie geladen werden. Die Waschmaschine steht nur wenige Meter vom Schiff entfernt, für große Teile wie Bettwäsche gibt es einen Trockner.

Wir machen einfach nur einen Schritt an Land, ohne nass zu werden oder sandige Füße zu bekommen. Die Fahrräder, die wir seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt haben, stehen auf dem Steg. Morgens gibt es schnell frisches Baguette, so dass der Backofen kalt bleiben darf. Schaukelei beim Essen gibt es nicht, alles bleibt, wo es ist. Man könnte noch eine Weile weiter Dinge aufzählen, die das Leben bequem machen. Aber es gibt noch eine andere Seite.

Leider wird es wieder wärmer und leider auch wieder feuchter. Der „Winter“ ist wohl vorbei. Wir hatten ein super angenehmes Klima in den letzten Wochen. Trockene Luft, Tagestemperaturen bei knapp 30 Grad, nachts um die 20 Grad. Eine Decke zum Schlafen musste her. In den Marinas liegt man meistens sehr geschützt. Das bedeutet aber auch weniger Luftzug im Schiff. Am Anker richtet sich das Schiff mit der Nase in den Wind aus. Durch die offenen Luken geht Tag und Nacht ein Luftzug und der rettet einen vor dem Erstickungstod.
Ganz abgesehen davon, kostet so ein Ankerplatz nichts im Gegensatz zur Marina. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Na gut. Ab morgen dann also wieder Dinghi. Aber vielleicht ja auch klares Wasser ums Schiff.

Puerto Morelos haben wir inzwischen lieb gewonnen. Gestern Abend gehen wir nochmal in eine Kneipe zum Essen und radeln durchs Dorf. Die Kneipenauswahl findet immer nach der Devise statt: Je einfacher sie aussieht, desto besser ist das Essen. Richtige Tischdecken sind immer ein schlechtes Zeichen. Doppelte Preise und Touristenfutter. Unsere Kneipe in einer kleinen
Seitenstraße besteht aus einem alten Container, in dem gekocht wird, mit ein paar Holztischen davor. Die zwei Besitzer kommen aus NY, der Koch ist Mexikaner, das Essen perfekt. Reiner isst Lionfischtacos vorweg, die besser nicht sein könnten.

In den kleinen, schlichten Kneipen kommt man auch ins Gespräch. Unsere Reise verursacht Fassungslosigkeit bei den Besitzern. Aus Deutschland??? Mit dem Segelboot??? Darauf gibt er erstmal einen Mezcal aus. Eine Art Tequila mit Wurm in der Flasche. Scheußlich. Aber hilft ja nix. Man will ja nicht unhöflich sein.

 

 

Segel fit

Manchmal geht es schneller, als man denkt.

Nachdem unser Segel am Montag abgeholt worden ist, will sich eigentlich der Marina Manager bei uns melden, um uns mitzuteilen, was der Spaß kosten soll. Gestern tut sich nichts. Der Segelmacher hätte so viel zu tun, er hätte noch keine Zeit gehabt. Das ist so in etwa das, womit wir gerechnet haben.

Heute früh treffen sich unser kanadischer Nachbar und Reiner im Büro und teilen dem Chef mit, dass sie selber nach Cancun fahren wollen, um mit dem Mann zu sprechen. Kein Problem, es fährt sowieso gleich jemand nach Cancun, der könne sie mitnehmen. Huch….
Eine Stunde später sind sie weg.

In der typisch mexikanischen Werkstatt finden sie einen Mitarbeiter chinesischer Herkunft, der kaum englisch spricht, aber seinen Chef anruft. Der wiederum gibt telefonisch Ordo, die Segel schon mal rauszuholen. Er selber sei in einer Stunde wieder da. Nach einem Mittagsimbiss geht plötzlich alles ganz schnell.

Der Chef ist da, spricht fließend englisch und ist tatsächlich Segelmacher. Er hat mehrere Jahre in den USA gearbeitet und bezieht auch sein Material von dort. Ruckzuck sind beide Segel repariert. (Beim Auspacken unseres Segel fällt das Wort:“ Autsch!“) Auch die Ursache findet der Fachmann. Es fehlt eine Schraube, die das Metallteil zusammenhält, welches das Schothorn umfasst, so dass es lose war und durch die Reibung alle drei Gurtbänder durchgesägt hat. Eine neue Schraube findet er auch gleich.

Ein Taxi hat er ebenfalls nebenbei für die Rückfahrt organisiert. Für ganze 7,50€ / Person werden unser Nachbar und Reiner samt Segel zurück in die Marina gefahren. Immerhin eine Strecke von 35 km.

Die Reparatur hat 50€ gekostet. Im Nachhinein der perfekte Ort, sein Segel zu Schreddern….

Ende gut, alles gut.

 

                       

 

 

 

Tulum

Wenn wir jetzt hier schon rumhängen und auf das Segel warten, das inzwischen beim Segelmacher liegt, kann wenigstens ein wenig kulturelles Programm stattfinden. Ein Mayatempel steht an.

Tulum liegt ca. 120 km südlich von uns an der Küste. Dort liegt eine große Ruinenstätte der Mayas, die irgendwann nach 1000 n. Chr. entstanden ist. Unterschiedliche Paläste und Tempel bilden fast ein kleines Dorf, dessen größter Palast direkt auf einer Klippe am Meer liegt. Da die ganze Anlage mit einer Mauer umgeben ist, hat sie den Charakter einer Festung. Die Ausgrabungen dauern bis heute an.

Was auf der ersten Blick hochinteressant klingt, erweist sich dann aber als unfassbare Touristenmaschine. Ganze Hotels werden am Eingang ausgespuckt. Wir Deppen kommen zur unsinnigsten Zeit überhaupt mit allen an. Später Vormittag. ???? Anfängerfehler….

Die Strecke dorthin legen wir mit dem Bus zurück. Nicht mit dem kleinen Collektivo, in dem auch die Hühner mitfahren, sondern im 1. Klasse ADO Bus. Ähnlich wie die Greyhoundbusse in den USA, werden auch hier die wichtigen Strecken von den Überlandbussen bedient. Das System ist einfach, die Busse günstig und fast luxuriös. Auf jeden Fall sehr bequem. Für unsere Fahrt von ca. 1,5 Std. zahlen wir umgerechnet 25€/ Person. Klimaanlage und Videofilm sind inklusive.

Innerhalb der Tempelanlage wälzt sich dann der Menschenstrom über die Wege. Leider sind die Ruinen auch alle abgesperrt, so dass man nicht hineinklettern kann. Bei den Mengen wahrscheinlich auch sinnvoll, wahrscheinlich wäre sonst schon alles plattgetrampelt. Na ja, wir waren da und die Busfahrt war schön. Den Eintrittspreis von 3,50€ können wir verschmerzen.

Schnappi

Den Samstag verbringen wir mit allerlei lästigen Putz- und Räumaktionen. Unser Segel wird ( zumindest an diesem Tag) nicht abgeholt. Es war ein Missverständnis!!! Am Montag soll es geholt werden. Mañana auf mexikanisch……..
Egal, wir können es nicht ändern. Reiner holt unter anderem unsere Fahrräder aus der letzten Ecke, damit wir am folgenden Tag eine kleine Radtour machen können.

Zu viert schwingen wir uns am Sonntag auf die Räder und fahren erstmal in Richtung Ort. Am Straßenrand stehen gelbe Warnschilder, die auf querende Schlangen, Krokodile, Nasenbären und Leguane hinweisen. Lustig ????

100 m weiter kommt uns eine Fahrradtruppe entgegen, die plötzlich am Rand stoppt. Wir drehen um. Was auch immer sie sehen, wir wollen es auch. Seitlich im Mangroventümpel liegt ein Krokodil. ????Auf dem Rücken ein winziges Baby von ca. 20 cm. Es liegt vollkommen bewegungslos, wir vermuten schon eine Attrappe für Touristen. Als Joachim einen kleinen Stein ins Wasser wirft, hüpft das Junge ins Wasser, Muttern taucht etwas ab. Keine Attrappe.

Weiter geht die Tour durch den Ort, der immer hübscher wird. Liebevoll gestaltete Häuser mit leuchtenden Bougainvillenhecken lösen sich mit künstlerisch gestalteten Turmbauten ab. Hier könnte man bleiben. Unser Ziel ist ein Wildlife Viewpoint, den wir aber irgendwie nicht finden. Nach einem Stück auf der asphaltierten Hauptstraße in der prallen Hitze, drehen wir um. Plötzlich läuft ein Nasenbär über die Straße. Niiieedlich…….aber zu schnell für den Fotoapparat.

Direkt am Straßenrand beginnt der Mangrovensumpf. Um nicht überfahren zu werden, halten wir uns schön rechts am Rand. Reiner fährt vorne…..und brüllt:“ Vorsicht! Krokodil!“ Ich schwenke hurtig auf die Straße, nachdem ich es auch sehe. Wir wären maximal 1m an seinem offenen Maul vorbeigefahren. Da ziehe ich den schnellen Verkehrstod eindeutig dem Tod als Krokodilmahlzeit vor.

Meine drei Mitradler stoppen, zücken die Fotoapparate und argumentieren hinterher, sie hätten ihm das Fahrrad ins Maul geworfen ????. Ja klar. Ich halte Abstand. Wenn das Ding losspringt…..nicht mehr lustig.

Zurück auf dem Schiff recherchiere ich:

Mexiko gehört zu den “ Biosphären-Hotspots“ der Welt. Hinsichtlich des Artenreichtums liegt es auf Platz 4 der Welt. Wer hätte das gedacht.
Bei unseren Krokodilen handelt es sich um das Spitzkrokodil, welches zu den echten Krokodilen gehört und hauptsächlich in Mittelamerika vorkommt. Sie werden im Schnitt ca. 4m lang, die Weibchen sind etwas kleiner, alte Männchen können eine Länge von bis zu 7 m erreichen.
Spitzkrokodile gehören zu den zwei Arten ihrer Gattung, die auch in Brack- oder Salzwasser vorkommen. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 30 km/h springen sie auf ihre Beute los. ( Ich sag nur „Fahrrad“)

Na Bravo. Gut, dass wir das jetzt wissen. Der nächste, der den Anker abtaucht, wird nicht Beate heißen. Vielleicht auch nicht Reiner. Kräftig einfahren reicht ja auch.

Tu ich’s, tu ich’s nicht, tu ich’s, tu ich’s nicht……

Ich befinde mich im schwebenden Zustand zwischen Wunsch und Gewissen.

Wir sitzen am ersten Abend im Cockpit und starren im näheren Umfeld herum, da fällt uns in ca. 50 m Entfernung ein abgesperrter Bereich auf. Zunächst hatten wir ihn für einen weiteren langen Steg gehalten. Komischerweise bewegt sich hinter dem Steg, der, wie wir bei genauerer Betrachtung sehen, einen bis ins Wasser reichenden Zaun hat, etwas.

Delphine!!!????

Was ist denn hier los? Ein Delphinarium? Auf den ersten Blick ist es kaum zu erkennen. Es liegt direkt im weit reichenden Marinabecken. “ Oh Gott, die armen Delphine „, ist unser erster Gedanke. Neugierig sind wir trotzdem.

Uns war schon aufgefallen, dass das Wasser hier sehr sauber zu sein scheint. Es gelten auch strenge Regeln. Auf gar keinen Fall darf die Bordtoilette genutzt und abgelassen werden, es drohen Strafen bis zu mehreren tausend Dollar. Wir hatten schon überlegt, dass man hier sogar mal ins Wasser springen könnte. Jetzt bin ich überzeugt davon.

Die Delphinbecken liegen genau gegenüber der Einfahrt, frisches Meerwasser ist garantiert. Wie jedem Zweifler, scheinen sie zu klein. Es sind zwei größere Becken, die in der Mitte durch kleine Becken getrennt sind, aber durch Zwischengitter zum Hochziehen verbunden sind. Es gibt nur einen flachen Steg an den Rändern. Warum springen die da nicht einfach rüber? Free Willy hat’s doch auch getan…..!?

So frevelhaft es ist, die Sehnsucht, einmal im Leben so einen Delphin zu streicheln oder gar mit ihm zu schwimmen, schlummert wohl in den meisten Menschen.

Wir googeln im Internet, um Beweise zu finden, dass man das ganz sicher nicht tun darf. Die finden wir auch. Tierquälerei ist der Tenor. Delphine in Gefangenschaft werden nur wenige Jahre alt. Aber wir finden auch einige wenige andere Artikel, die sich mit dem Schutz dieser liebenswerten Tiere beschäftigen. Kinder, die die Gelegenheit hatten, direkten Kontakt zu einem Delphin zu haben, werden sie als Erwachsene eher schützen wollen. Und wenn sie nicht in gechlorten und gefliesten Becken leben, leben sie auch wesentlich gesünder und werden teilweise auch sehr alt, wie z.B. In einem Delphinarium in Florida. Dort liegt das „Gehege“ in einer Lagune, aus der die Tiere nach getaner Arbeit sogar ins offene Meer schwimmen können. Morgens kommen sie wieder zurück. Freiwillig.

Manchmal bin ich auch Kind. Ich will das auch. Aber ich darf das nicht. Es ist verwerflich.

Wenigstens angucken?

An Tag drei marschieren Sabine und ich mit dem Fotoapparat los. Wir können direkt vom Beckenrand Bilder machen und uns die Menschenbespaßung ansehen.

Gräßlich.

Die armen Viecher. Aber sie schwimmen hin zu den Menschen und lassen sich Rücken und Bauch streicheln.

Wir sind neidisch.

Und wir finden auch, dass die Tiere nicht unglücklich aussehen. (Was natürlich auch mit dem Dauergrinsen der Tiere zu tun hat.) Der eine räkelt sich, wie eine Katze. Während die einen ihren Job machen, spielt die andere Hälfte im zweiten Becken herum. Ganz alleine. Sie legen sich auf eine blaue Schwimmmatte oder schießen den Basketball zum Pfleger am Rand, der den Ball zurück wirft. Ohne Fischbelohnung, sondern nur zum Spaß.

Nein. Wir sind erwachsen.

Sowas tut man nicht. Delphine gehören in die Freiheit und Schluss. Wir werden diese Form der Tierhaltung nicht unterstützen und im Zweifel dazu beitragen, dass immer mehr Tiere gefangen und unter fragwürdigen bis grausamen Bedingungen leben müssen.

Aber einmal nur einem Delphin direkt in die Augen gucken und ihn streicheln?

Puerto Morelos

 

Hilfe scheint in Sicht. 

Unsere Marina ist funkelnagelneu und fast etwas steril. Hier ist nicht viel los, man hat fast den Eindruck, dass wir als schmückendes Beiwerk für das angeschlossene Resort dienen. Schiffe haben für die meisten Menschen ja irgendwie ihren Reiz. Wir profitieren in diesem Fall davon. Es scheint alles sehr gut organisiert. Wasser gibt es umsonst, die Duschen sind sauber, Waschmaschinen vorhanden, ein Restaurant für den, der nicht kochen möchte, steht ebenfalls zur Verfügung. Uns steht der Zugang zum Resort mit seinen “ Annehmlichkeiten “  wie Pool, Fitnesscenter, Spa ebenfalls frei zur Benutzung, aber irgendwie ist das nicht mehr so unser Ding. 

Der Manager ist um Hilfe bemüht. Als wir ihn nach einem Segelmacher fragen, bestätigt er, dass es einen solchen in Cancun gibt. Wir müssen noch nicht mal selber hinfahren, wir können das Segel am kommenden Morgen im Büro abgeben, es wird dorthin transportiert. Da unser kanadischer Nachbar ebenfalls ein Segel zu flicken hat, sind es schon zwei. Leichte Skepsis bleibt. Warten wir’s ab….

Nachdem die Reparatur zunächst organisiert scheint, erfolgt der obligatorische Spaziergang in den Ort. „Einer der letzten Fischerorte an der Küste“ heißt es im Reiseführer. Das stimmt nicht nicht mehr so ganz. Auch hier schreitet der Tourismus voran. Allerdings (noch) auf sympathische Art und Weise. 

Wir finden einen ruhigen gepflegten Ort vor, an dessen Steg noch einige kleine Fischerboote liegen, die aber inzwischen auch Touristen nach vorne ans Riff zum Schnorcheln befördern. Die Kulisse mit ihrem schiefen Turm hat durchaus etwas Malerisches an sich. Hurrican Beulah hat hat den Turm 1967 in Schieflage versetzt. Einen neuen hat man direkt dahinter gestellt. 

Wirklich schade, dass wir in der eher nüchternen Marina liegen müssen, die ca. 30 min. zu Fuß entfernt ist. Andererseits soll das Riff geschützt werden. Ein paar Mourings wären die gute Alternative. Vielleicht kommt ja irgendwann  irgendwer auf die Idee.

 

 

Nach fest kommt ab, die Zweite

Eigentlich sollte man doch meinen, dass der Mensch aus Fehlern lernt. Bei uns ist das offensichtlich anders……

Gestern ist endgültig klar: Der Wind dreht nach Ost, wenig Welle, angesagt sind um die 15 kn. Super, es kann losgehen. Heute früh um 7.00 Uhr verrlassen wir Mujeres gemeinsam mit der Atanga in Richtung Süden mit dem Ziel Puerto Morelos. Überschaubare 30 sm entfernt, liegt Morelos auf der Festlandseite und hat ein vorgelagertes Riff. Eigentlich wollen wir ankern, müssen jedoch erfahren, dass das hier inzwischen nicht mehr erlaubt ist. Da es eine neue Marina gibt, müssen wir leider wieder Parkgebühren zahlen. Nicht zu ändern, aber wenigstens gibt es Duschen.
Die Beschreibung von Puerto Morelos klingt nett. Es soll eines der letzten Fischerdörfer an der sogenannten Riviera Maya sein, der Küste mit den weißesten Stränden und dem blauesten Wasser.

Wir starten so früh, weil wir nicht sicher sind, wieviel wir vom Gegenstrom gebremst werden. Fremde Häfen und Ankerplätze fährt man lieber im Hellen an, insbesondere, wenn ein Riff davor liegt. Tatsächlich erwartet uns ein Tag nach dem Motto “ Segeln für Anfänger“. Kaum Welle, kein erwähnenswerter Gegenstrom, um die 15 Knoten Wind. Alle Segel sind vollständig draußen. Gegen Mittag erreichen wir die Ansteuerungstonne und fahren in den Wind, um das Großsegel zu bergen. Es hakt ein bißchen beim Aufrollen, wir ziehen kräftiger, es knallt und das komplette Schothorn reißt ab. ????
(Für Nichtsegler: Das Schothorn ist das Ende des Segels, welches zum Cockpit zeigt und an dem man es rauszieht, bzw. die Leine, genannt Schot, auf die Winsch gewickelt wird).

Komplett ab

Wie sowas komplett abreißen kann, versteht kein Mensch. Da muss etwas gewaltig morsch gewesen sein.  Jedenfalls flattert das Segel zunächst munter im Wind, lässt sich dann aber trotzdem noch aufrollen. Nun hängt nur noch das lose Ende aus dem Mast.

Glück im Unglück: Wir haben nur wenig Wind und die Marina direkt vor der Nase. Das Schwierigste an der Angelegenheit wird jetzt werden, einen Segelmacher zu finden, denn durch das verstärkte Ende kommt meine Nähmaschine ganz sicher nicht durch Die Internetrecherche hat schon mal nichts ergeben. Ein paar Einheimische, die wir gefragt haben, sind der Meinung, dass es in Cancun einen Segelmacher gibt. Wo er wohnt oder gar heißt, wissen sie nicht. Mexiko ist eben keine Seglernation.

Also lautet die Aufgabe für den kommenden Tag, einen Segelmacher aufzutreiben. Da es hier nicht besonders viele Segler gibt, wird das wohl einen Moment dauern.

 

 

Die Angler von Mujeres

Ich erwähnte es bereits, wir liegen hier als Exoten mit insgesamt 4 Segelschiffen zwischen Anglern.

Diese Angler sind eigentlich Sportfischer. An den dicken Motoryachten befinden sich auf beiden
Seiten Ausleger, die mehrere Angelleinen führen und geordnet zum Heck umleiten, wo sich die Ruten befinden. (Ich dagegen verknote in Sekunden zwei Angelleinen miteinander.)

Diese Sportfischer, die vorrangig aus Florida kommen, sind ein sehr eigenes Volk. Neben dem Angeln ist die größte Leidenschaft das Putzen. Solange sie am Steg liegen, putzen sie ununterbrochen. Das Schiff ist noch nicht ganz fest, da ist der Wasserschlauch schon angeschlossen und es geht los. Unterbrochen wird Putzorgie lediglich durch Grillen.

Zum Frühstück wird Speck gegrillt, auf der elektrischen Kochplatte daneben brutzeln die Eier. Zum Mittag gibt es gegrillte Burger, am Abend werden die Steaks gewendet. Die Küche auf dem Schiff wird nicht genutzt, sie könnte schmutzig werden.
Niemals findet man den frisch gefangenen Fisch auf dem Grill. Den holen sich die Einheimischen mit großen Karren ab. Es wird viel gefangen, hauptsächlich Snapper und Grouper ( Barsche ) in ihren unterschiedlichsten Ausführungen.

Sprechen möchten diese Menschen nicht mit uns, obwohl wir dicht aneinander liegen. Immerhin machen sie Platz, wenn wir auf dem Steg vorbei wollen. Gestern haben wir mit ihnen gesprochen. Genauer gesagt, Sabine und ich.

An den Kochstellen befinden sich extra für jedes dieser Schiffe große Mülleimer. Direkt am Heck. Gestern Mittag gibt es gegenüber Ananas zum Nachtisch. Großzügig geschält, fliegt der Rest ins Wasser und schwimmt obenauf. Nun könnte man sagen, dass es sich um Bioabfall handelt, der verrottet. Leider liegen wir in einer abgeschlossenen Lagune, der Abfall – Bio hin oder her – kann nicht wegschwimmen, sondern bleibt, bis er vergammelt ist. Nachdem der Herr von gegenüber eine zweite Ladung Müll neben unser Schiff wirft, fragen wir ihn, ob er keinen Mülleimer hat. Oha. ???? Er guck uns an, als hätten wir nicht alle Tassen im Schrank und ich zeige auf den direkt neben ihm stehenden großen schwarzen Müllsack.

Unter widerwilligem Geläster (Sabine meint, sowas wie „dämliche Europäer“ gehört zu haben) entsorgt er den Rest in der Tonne, die er im übrigen noch nicht mal selber wegbringen muss.

Großkotz. Ich hoffe, die sind nicht alle so. Bisher haben wir andere Erfahrungen gemacht. Aber das waren auch keine Sportfischer aus Florida.

 

 

Spaziergang nach rechts

Sonntagnachmittag ist Putzpause. Spaziergang ist angesagt. Wie man das so macht.

Unser Weg führt quer über die Straße zu einer Kirche. Wann war ich zum letzten Mal sonntags in einer Kirche? 

Die Kirche ist hübsch, der Altar liebevoll geschmückt mit leicht wehenden weißen, transparenten Stoffen, weißen Blumen und jeder Menge Muscheln. Die Madonna bewacht das Ganze. Das Schönste aber, ist der Blick aus den riesigen Fenstern direkt hinter dem Altar. Dort kommt der offene Atlantik in den schönsten blauen bis grünen Farben angerollt. Es riecht nach Meer. Wie gemacht für romantische Hochzeiten. 

Der weitere Weg führt durch einen kleinen Ort. Wir haben schon hunderte von bunten Häusern fotografiert, ich kann mich trotzdem nicht sattsehen. Während in der südlichen Karibik vielfach helle Pastellfarben verwendet werden, ist es hier knallig bunt. Hier trocknen keine Farbeimer aus, irgendwo ist immer noch eine Mauer für den Rest. Selbst die Straßenschilder sind bunt. 

Ich glaube ja fest daran, dass die fröhliche farbige Umgebung Einfluss auf die Menschen hat. Jeder lächelt uns mit einem „Hòla“ oder “ Buenos Tardes“ auf den Lippen entgegen. Einfach schön. 

Abends wird auf dem Steg gegrillt. Ein richtiger Sonntag eben.

Und wieder warten…..

Was man sich als Segler so zurecht wartet, geht auf keine Kuhhaut.

Jetzt warten wir darauf, dass der Wind auf Ost dreht. Die Sache mit dem Passat funktioniert hier nicht so richtig. Eigentlich soll er hier noch wehen. Aber tatsächlich wird er von den großen Antillen mit ihren Zwischenräumen so leicht abgelenkt, dass er gerne auch mal die Richtung ändert. Mal mehr, mal weniger. Derzeit weht er aus Norden durch den Yucatanchannel.

Wir können aber nördlichen Wind nicht brauchen, obwohl wir nach Süden wollen. Erstens fließt eine kräftige Strömung von Süd nach Nord an der Küste entlang. Wind gegen Strom ist immer schlecht. Wetterwelt sagt zwischendurch eine Wellenperiode von 2/sec. vorher. Igitt. Zweitens sind die kommenden Ankerplätze schlecht gegen Nordwinde geschützt. Die Nord-Südrichtung ist immer irgendwie offen.

Ostwind wäre super. Kein Wind- Strom Gehacke und wir könnten geschützt vor der Brandung hinter den Riffen liegen.

Natürlich gibt es auch die eine oder andere Marina. Aber wenn in Mexiko alles billig ist, die Marinas sind es nicht. Die werden hauptsächlich von reichen Amerikanern genutzt und die zahlen alles. Hauptsache sie haben einen Steg, Wasser und Strom ( viel Strom für Kühltruhen und Klimaanlagen), eine Securitiy und den riesigen Gasgrill auf dem Steg. Zurzeit zahlen wir 1$ /Fuß/Tag. Ab einer Woche wird es billiger, nach einem Monat noch einmal. Solange wollen wir aber nicht an einem Ort bleiben. Und außerdem wollen wir wieder in klarem Wasser am Anker liegen.

Also muss der Ostwind her…..

Dem Schiff kommt die Warterei zugute. Wir entfernen mal wieder die Salzkruste vom Lack, die nach der Überfahrt von Puerto Rico für “ Fisch in Salzkruste“ ausgereicht hätte. Manchmal wundert es mich, dass im Atlantik nicht der Löffel steht bei soviel Salz.

 

 

« Ältere Beiträge