Gänsehaut

Nun ist es amtlich, Puerto Rico hat uns im Sack.

Wir stecken nach zwei Tagen Inseltour so voller Eindrücke, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Vielleicht einfach der Reihe nach.

Gestern früh um 09.00 Uhr kommt das Auto für uns sechs zur Marina, tipptopp und neu. San Juan steht auf dem Plan. Eine dreiviertel Stunde später erreichen wir über die Schnellstraße die Hauptstadt der Insel, in der samt Umfeld ca. 2,5 Mio Einwohner geschätzt werden. Wo fängt man in einer solchen Stadt an…..

Wir peilen die Altstadt an, in der auch die Regierungsgebäude liegen. Gleich nach den ersten Metern haben wir das Gefühl vor dem weißen Haus zu stehen. Alles ist blitzblank, sämtliche US- Präsidenten ( einschließlich Obama) stehen als Bronzestatuen davor. Ob der nächste da auch hinkommt?
Kurz dahinter beginnt die Altstadt, die gerne eine eigenen Tag zur Verfügung hätte. Umgeben von einer Festung samt Mauer, reihen sich Straßen mit gepflegten bunten Häusern, deren Fassaden sich irgendwo zwischen Karibik und Kolonialstil befinden an. Dazwischen schattige begrüntePlätze, mit Straßenmusikern. Herrlich.

Zweiter Tagesordnungspunkt ist der Besuch einer großen Mall, die aussieht, wie jede andere auch und -wie könnte es anders sein – der Gang zum Marineausstatter Westmarine. Wir benötigen eine neue Handfunke, da unsere nicht alle hiesigen Kanäle empfangen kann und ein Ersatz für eine abgelaufene Rettungsweste. Kein billiger Spaß. Und natürlich haben die auch zufällig Angelzubehör. (Da sind mir doch während der letzten Fahrt ein Tuna und eine Dorade vom Haken gegangen……..geht gar nicht, neue Haken mussten her.)

Abends sind wir platt, viel Großstadt an einem Tag. Leider. Es ist eine tolle Stadt, in der es sicherlich noch vieles zu entdecken gäbe.

An Tag zwei dezimiert sich die Truppe, wir sind mit den Worlddancern unterwegs, um eine Kaffeeplantage zu besichtigen. Dieser Tag verschafft uns mehrmals Gänsehaut.

Ausgesucht haben wir die Hacienda Buena Vista, die im TripAdvisor sehr gute Kritiken hat. Schon der Weg dorthin lässt uns mehr als zuvor von der Insel sehen. Hier herrscht keine Monokultur, es wird echte Landwirtschaft betrieben. Unterschiedlichste Felder wechseln sich ab. Papayas stehen in Reih und Glied, ebenso wie Tomaten, Bananen und Mais. Wir schrauben uns langsam in die Berge, es wird immer grüner und dichter. Angekommen auf der Hacienda müssen wir erfahren, dass die Führungen heute leider ausgebucht sind. Es werden immer nur kleine Gruppen über die Plantage geleitet. Überall wäre an dieser Stelle Schluss, nicht so in Puerto Rico.

Unsere Enttäuschung will man hier nicht auf sich sitzen lassen. Wir sollen trotzdem hereinkommen und können den Kaffee probieren. Die Belegschaft überlegt kurz und schlägt uns dann vor, eine andere Plantage zu besichtigen, die noch weiter in den Bergen liegt. Sie würden für uns dort anrufen und fragen, ob es passt. Wir sind ganz gerührt und fahren weiter.

Die Straße wird enger und enger. Serpentinen reihen sich aneinander, die Unteramnässe nimmt zu. Die Vegetation gleicht mittlerweile einem Urwald. Als wir denken, dass die Grenzen unseres Autos erreicht sind steht plötzlich ein freundlich winkender Mensch auf der Straße. Carmelo hat schon auf uns gewartet.

Carmelo hat 20 Jahre seines Lebens in Deutschland als Computerspezialist verbracht und ist 2003 wieder zurück in sein Heimatland gegangen. Nun betreibt er die Plantage. Eine Plantage, auf der alles wächst. Neben dem Kaffee, über dessen Anbau und Weiterverarbeitung wir viel erfahren, zeigt er uns Pampelmusen, Avocados, Brotfrucht, Ananas, Yamswurzeln, Ingwer und weiß der Fuchs, was noch alles. Ein Paradies. Als er fertig ist, lädt er uns in sein Haus ein – und kocht Kaffee. Wir sitzen in seiner Küche, während er aus seinem Leben erzählt. Als wir ihm wiederum von der unglaublichen Herzlichkeit und Wärme erzählen, die uns in seinem Land entgegenschlägt, erwidert er, dass er stolz darauf sei. Stolz auf sein Volk und die Art und Weise, wie man sein Land wahrnimmt. Ich kann’s nicht ändern, ich bekomme Gänsehaut.

Als wir uns verabschieden, versichert er sich, dass wir seine Telefonnummer haben. Was auch immer wir bräuchten oder wissen wollen, wir sollen ihn anrufen. Und er sei ich sicher, dass wir uns wiedersehen.

Schluck……..

 

PS: Die Fotogalerie kommt morgen, ich musste das erstmal aufschreiben.

1 Kommentar

  1. Anke Benecke

    Oh, wie zauberhaft ist das Alles, da kommen einem selbst beim Lesen die Tränen vor
    Rührung… aber auch vor Überwältigung…, Super Deine Widergabe Eurer Erlebnisse und Eindrücke…
    Gruß Anke

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