18.30 Uhr. Wir legen mit dem letzten Licht ab. Die ersten Stunden erwarten wir ungemütlich. Es sollen bis zu 29 Knoten Wind wehen, die Welle wird dementsprechend unbequem werden. Ab Mitternacht soll der Wind nachlassen sagt Wetterwelt, wir sind mal gespannt…..

22.20 Uhr: Reiner schläft. Wie vorhergesagt haben wir kräftigen Wind. Nur die Richtung stimmt nicht so ganz, er kommt nämlich, ebenso wie die Welle, weitaus achterlicher als geplant, also alles kein Problem. Die Stärke passt. Es weht mit 25-30 Knoten, in Spitzen auch mal darüber. Obwohl wir wieder nur mit der kleinen Fock fahren und ein Drittel vom Groß gesetzt haben, flitzen wir mit 7 Knoten Geschwindigkeit und mehr durch die vom Mond beleuchtete Nacht. Guadeloupe verschwindet am Horizont.
Mein Blick auf das Navi sagt: ETA 08.01.2017, 20.34 Uhr. ???? Ach Du liebe Güte, viel zu schnell.
Nicht zu ändern im Moment.

2.00 Uhr, der Wind hat etwas nachgelassen.

Eine Insel des Antillenbogens nach der anderen kommt und geht. Während des Tages nimmt der Wind immer mehr ab, kommt aber leider immer noch genau von Achtern. Leichter Wind genau von hinten ist nicht Balous Stärke, da waren uns die 30 Knoten deutlich lieber. Eigentlich ein Kurs für die Passatsegel, aber wir können uns nicht so richtig aufraffen (ziemliche Rödelei), außerdem würden wir dann wieder zu schnell werden. Somit fahren wir nur mit weit ausgebaumtem Groß, die Genua fällt immer wieder ein. Zu viel Welle…..

Am beeindruckendsten finden wir Saba. Eine interessante Insel, die aussieht wie eine Torte mit Zuckerhütchen. Etwas wild und felsig außen, innen grün. Leider gibt es dort keinen wirklich guten Ankerplatz, man liegt ungeschützt vor der Westküste. Ein einziges Segelschiff können wir dort sehen.

Die letzte Nacht bricht an. Reiner geht schlafen.

22.00 Uhr: Ein Kreuzfahrtschiff kommt auf uns zu. Ich warte. Unsere Navigationssoftware sagt uns, dass er uns mit 0,8 sm Abstand vor dem Bug kreuzen wird. Für meine Begriffe zu wenig, Platz ist hier ja schließlich genug. Als mein Monitor mir sagt, dass es inzwischen nur noch 0,4 sm in 20 min. sind, greife ich zur Funke. Überhaupt habe ich die Hemmschwelle, Frachter und andere Monster anzufunken, überwunden. Abwarten, ob er uns nun sieht und ob er eventuell seinen Kurs ändert oder auch nicht, ist nicht meins. Das kann man vorher klären….

Der Kreuzfahrer antwortet mir auch gleich, bestätigt mir, dass er uns sieht und mit genügend Abstand kreuzen wird. Gut, ich wünsche ihm eine schöne Wache und fertig. 2 Minuten später ruft er uns. Reiner ist inzwischen auch wach und hört zu. Der Riese will seinen Kurs beibehalten und rechts an uns vorbeifahren….Ich dachte, das hatten wir geklärt? Ok. 3 Min. später ruft er wieder und fordert uns auf, unseren Kurs nicht nach Steuerbord zu ändern. Ok, hatten wir nicht vor.

Er kommt näher und näher, zwischendurch sind wir auf Kollisionskurs. Was ist denn nicht richtig mit dem…..? Am Ende, unser Motor läuft, fährt er mit 0,2 sm Abstand an uns vorbei. Frech oder dumm?

Das ist allerdings die Ausnahme. Alle anderen sind wach im Kopf und halten Abstand. Mit dem deutschen Kreuzfahrtschiff „Mein Schiff 5“, das uns übrigens bestätigt, dass wir lange vorher gut zu sehen sind auf dem AIS, plaudern wir sogar noch etwas. Der Offizier erzählt uns einen Schwank aus seinem Leben und gibt uns noch die Empfehlung, unbedingt in Mexiko nach Vera Cruz zu fahren, mit auf den Weg.

Gegen Morgen erreichen wir Virgin Gorda und fahren zunächst in den North Sound zum Einklarieren. Wir parken ähnlich wie in Union Island vor einem Riff mit Kneipe auf einem Felsenhaufen.

Frühstücken, schlafen.