Monat: Januar 2017 (Seite 1 von 2)

Persönliche Eindrücke der British Virgin Islands

Die British Virgin Islands sind ein Segelrevier, welches aus den Hauptinseln Anegada, Virgin Gorda, Tortola und Jost van Dyke besteht, umzingelt von mehreren kleinen Inselchen.

Es ist ein schönes Segelrevier, aber auch ein typisches Charterrevier. Die Entfernungen zwischen den Ankerplätzen sind kurz bis sehr kurz, es lohnt kaum, die Segel hochzuziehen. Für die Charterschiffe scheint das willkommen, insbesondere bei den Katamaranen hat man den Eindruck, dass Segeln sowieso überbewertet wird. Nicht umsonst tauchen immer mehr Katamarane ohne Mast auf, es ist einfacher, den Gashebel nach vorne zu legen. Der Markt verändert sich. In der Regel wird spätestens morgens um 9.00 Uhr abgelegt, um 10.00 Uhr befindet man sich schon in der nächsten Bucht. So schafft man viel in 2 Wochen.

Dennoch stören uns die Katamarane hier, im Gegensatz zu den kleinen Antillen, nicht besonders. Wie bereits erwähnt, versucht kaum einer zu ankern. Sie machen brav an den Bojen fest. Und selbst mit denen, die es versuchen, gibt es keine Probleme. Amerikaner, die hier in der Überzahl sind, haben wir schon beim Abtauchen ihrer Anker erlebt, ein, unseren französischen Mitbürgern gänzlich unbekanntes Phänomen.

Was wir hier etwas vermissen, ist die herzliche Freundlichkeit, die wir in den südlichen
Antillen erleben konnten. Hier sind wir Kunden, die wahrscheinlich am nächsten Tag sowieso schon wieder weg sind. Beziehungsaufbau findet nicht statt. Unseren Barkeeper in unserer Lieblingsstrandbar haben wir schon gefragt, ob er auch lächeln kann. Er konnte, war aber sichtlich überrascht.

Die Natur, insbesondere natürlich das klare Wasser und die schönen Strände, stehen auf der „Haben-Seite“ der BVI’s. Die Riffe, wenn auch nicht mit Tobago vergleichbar, sind intakt und beherbergen eine Vielzahl bunter Fische. Die sind hier auch tiefenentspannt und weichen nicht aus. Warum auch, Fischerei gibt es nicht.

Abschließend soll noch ein Irrtum aus der Welt geräumt werden. Es hieß, es gäbe kaum
Ankerplätze. Dies stimmt nur bedingt. Bis auf wenige Ausnahmen haben wir wunderbare Ankerplätze (auf Sand!!!) gefunden. Der Anker hat immer gehalten.
Die Ausnahmen sind Road Harbour, und die westlichen Buchten auf Jost van Dyke.

Auch die sonstigen Kosten haben wir weit überschätzt. Mit einer soliden Grundausstattung in den Kisten, haben wir nur auf Virgin Gorda und in Road Harbour einige frische Lebensmittel gekauft. Der Preisschock fällt aus, wenn man selektiert. Melone, Kartoffeln, Möhren und sogar der Eisbergsalat waren günstig, von Äpfeln oder Tomaten lässt man lieber die Finger. Von sehr guter Qualität ist das tiefgefrorene Fleisch, dieses ist in unseren Augen ebenfalls gut erschwinglich. Für drei Koteletts muss ich auch in Deutschland mindestens 5€ bezahlen.
Natürlich gibt es Bars, in denen man 10US$ für einen Cocktail zahlen soll. Es finden sich aber auch einige, in denen dies nicht der Fall ist. So zum Beispiel in unserer Stammkneipe „B-Line“ im Osten von Jost van Dyke. Unser Lieblingscocktail, der Painkiller kostet 5US$, eine Cola 2US$. Einen Restaurantbesuch zum Essen haben wir uns verkniffen. (Wäre auch überflüssig gewesen, unsere Lobster haben wir selber gefangen. Was übrigens erlaubt ist!)

Somit ist der Aufenthalt, für den wir im Vorfeld deutlich mehr Kosten befürchtet hatten, eher günstig ausgefallen.

Wer hätte das gedacht.

Morgen gehen wir nach Great Harbour zum Ausklarieren. Am Mittwoch gibt es guten Wind für unser nächstes Ziel: ???????? Puerto Rico

Immer wieder Sonntags

Gestern früh soll es weitergehen, Jost van Dyke hat ja noch mehrere Buchten, die sich gut lesen. Alles dicht beieinander, also muss nur um die nächste Ecke gefahren werden.

Als erstes kommt Little Harbour. Schon bei der Ansteuerung letzte Woche auf die Insel ist uns aufgefallen, dass Little Harbour sehr leer ist. Nun wissen wir warum. Es liegt genau ein Schiff in der Bucht, die den Charme eines verarmten Industriehafens hat. Erschwerend kommt hinzu, dass der mögliche Ankerplatz mit (leeren) Bojen zugepflastert ist. Also weiter, ist ja nur um die nächste Ecke. Great Harbour. Deutlich voller, am Ende ein netter Strand, vorne links Platz zum Ankern.

Der Haken fällt auf 7m. Beim Einfahren ruckelt es, wir ziehen ihn über einen Stein. Während wir den zweiten Versuch starten, bleibt der Anker der That’s Life an einem Stein hängen, das Schiff nickt kräftig und Thomas flucht, weil er Angst um seine Ankerwinsch hat. Nicht weiter schlimm, ab in die nächste Bucht. Ist ja nur um die Ecke. White Bay.

Die White Bay hat die Besonderheit, dass zwischen Strand und Riff nur ein sehr schmaler Streifen zum Ankern vorhanden ist. Einige Bojen liegen ebenfalls aus. Die Tiefe beträgt nur 3m, die Riffeinfahrt ist betonnt. Optisch ist die Bucht der Hammer, der Sand ist so weiß, dass es blendet.
Thomas fährt vor uns rein…..und zack wieder raus.

Null Platz zum Manöverieren, die Bojen besetzt. Was nun? Zurück auf Anfang und somit wieder auf den alten Platz zwischen Jost van Dyke und Little Jost van Dyke. Hier ist es eh am schönsten.

Heute, am Sonntag, wollen wir uns nun mal etwas bewegen und zumindest bis nach Great Harbour zu Fuß gehen. Ist ja alles nur um zwei Ecken. Quasi nebenan. Auf Google Earth sehe ich einen schönen Weg, wir müssen nur über einen Hügel. Inzwischen besteht die Gruppe aus uns, der That’s Life, der Worlddancer samt Besuch und der Blue Sun. Alle finden die Idee gut.

Also, um es kurz zu machen, meinen Job als Reiseleitung bin ich los. An Kilometern ist es tatsächlich nicht weit. Leider unterschätze ich die Höhenmeter, der Weg geht nur hoch und runter, aber niemals in der Waagerechten. Teilweise so steil, dass man aufpassen muss, beim Runtergehen nicht ins Rutschen zu kommen. Ich halte mich hinten, um nicht plötzlich das Messer im Rücken zu haben. Es fällt der Satz: Wer ist eigentlich Beate?

Morgen ist Muskelkater…….

Reisen bildet

Gestern Abend fahren wir an den Strand, um den allabendlichen Sundowner zu uns zu nehmen. Soweit nichts Neues.

Wir haben hier in der Bucht zwei Kneipen. Eine etwas bessere mit Restaurant und Bar, die sehr nett aussieht, aber kein Internet hat, eine einfache Strandbude mit ein paar Holzbänken vor der Theke und Internet. Die Wahl fällt, oh Wunder, auf die einfache Kneipe. Hier gibt es auch eine Happy Hour, für einen Gin-Tonic ( 2/3 Gin, 1/3 Tonic) und ein Bier zahlen wir 7US$. Wer es schafft den Kronkorken in den Pott vor der Dartscheibe auf dem Regal zu treffen, erhält das Bier umsonst.
Sehr schöne Idee.

Nach dem ersten Cocktail entsteht die Überlegung, wie sich eigentlich Pelikane vermehren. Thomas ist der Meinung, dass der Riesenschnabel auf keinen Fall in ein Ei passt und es sich deswegen um einen Maulbrüter handelt, ich bin der Meinung, ein Vogel bleibt ein Vogel und der legt nun mal Eier.

Wir googeln. Und lernen, dass der hier ansässige Pelikan, der zu den Segelsturztauchfliegern gehört, ca. 2 Eier in ein Nest von ca. 75cm Durchmesser in Mangobäumen und Palmen legt.

Nun können wir nach dem zweiten Cocktail das Wort „Segelsturztieftaucher“ nicht mehr flüssig aussprechen, wissen aber wie er sich vermehrt.

Also Reisen bildet…..

Jost van Dyke

Jost van Dyke ist die westlichste Insel der BVI’s und damit auch schon unsere letzte. Eigentlich auch die, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Nach den
Beschreibungen im Törnführer findet man hier das klarste Wasser, die schönsten Strände und überhaupt hat hier die Natur den höchsten Stellenwert.

Gestern gegen Mittag laufen wir in die östliche, sehr weitläufige Bucht zwischen Jost van Dyke und Little Jost van Dyke ein. Gleich am Eingang befinden sich zwei Sandhaufen mit ein paar Palmen und etwas Gebüsch, die allerdings von Tagestouristen sehr bevölkert sind. Wir fahren tiefer in die  Bucht, wo es etwas leerer ist. Und schon liegen wir umringt von Stränden auf der rechten und linken Seite mit leuchtendem Wasser auf 12m Tiefe. Der Anker hält gleich beim ersten Versuch bombenfest.

Auffällig ist hier, dass im Vergleich zu den bisherigen Buchten mehr Fahrtensegler zu finden sind. Ein Norweger, ein Schwede, Kanadier und gestern sogar ein Franzose, der sich mutig ins englischsprachige Terrain vorgewagt hat. Vielleicht liegt es daran, dass es hier nur wenige Mouringbojen gibt. Charterschiffe ankern (mit wenigen Ausnahmen) nicht. Das ist sehr praktisch für uns. Nicht ein einziges Mal wurden wir bisher durch wild ankernde Chartermarane bedrängt. Was hatten wir da vorher an Befürchtungen, eine Gruselgeschichte nach der anderen haben wir gehört ……????

Auf Jost van Dyke werden wir sicherlich noch einige Tage bleiben. Erstens stinkt es nach Lobster, zweitens ist das Kanu an der Reihe.

Catch of the day

Wie bereits berichtet, fahren wir zur Insel Peter Island und genießen die Idylle.

Seit längerem steht uns der Sinn nach Fisch, leider befinden wir uns in der Ciguaterahochburg der Karibik. Man kann weder angeln, noch gibt es Fisch zu kaufen, es sei denn er ist tiefgefroren und kommt von weit her.

Ciguatera ist ein Algentoxin, welches Fische, die in Riffen leben über die Nahrung aufnehmen. Beim Menschen macht das dann hässliche Vergiftungen, die das Nervensystem befallen. Das will keiner. Erlaubt sind Thunfische, die man aber nur weiter draußen fängt.

Einzig Lobster kommt in frage.

An Tag zwei auf Peter Island beschließen Reiner und Thomas, dass die Speisekarte erweitert werden muss. Der vermeintlich passende Felsen unter dem sich der Lobster verstecken soll, ist ausgewählt ????Wer’s glaubt…..

Zunächst Schnorcheln sie einfach so los in Richtung Felsen, es dauert nicht lange, da kommt der eine zurück und holt das Dinghi samt Lobsterfangequipment, während der andere den Lobster in seiner Höhle nicht aus den Augen lässt. Fluchtgefahr.

Während sich die jeweilige Restcrew mit dem Buch in die Ecke setzt, schallt das Gejuchze quer durch die Bucht. Wir lächeln und freuen uns, dass die Jungs so schön spielen. Offensichtlich haben sie großen Spaß, es dauert und dauert. Von den niedrigen Wassertemperaturen spricht keiner mehr, das Jagdfieber ist ausgebrochen. Da kennt Mann keinen Schmerz.

Nach über einer Stunde kommt das Dinghi zurück. Darin befinden zwei Jäger mit stolzgeschwellter Brust und…….5 Lobster. ????

Wir fassen es nicht. Offenbar hat sich hier das Lobsterjägerdreamteam gefunden. Während Reiner mit seiner Elefantenlunge still vor der Höhle mit dem Lobster ausgeharrt hat, um im richtigen Moment nach den Fühlern zu greifen, hat Thomas von hinten gepiekt. Es muss ein Bild für die Götter gewesen sein.

In jedem Fall göttlich ist das anschließende Essen. Ich werde auch nie wieder vorher darüber lächeln.

Road Town

Neben dem mittlerweile abgeschlossenen Steuerkettenthema gibt es noch vier Worte zur Hauptstadt von Tortola zu sagen. Braucht-der-Mensch-nicht.

Abgesehen davon, dass man mit einem Problem hier sicherlich an der richtigen Stelle ist, hat Road Town in unseren Augen nichts, weswegen man die Stadt anlaufen müsste. Hier gibt es Ersatzteile und einen großen Supermarkt, ansonsten Kreuzfahrttourismus in seiner reinsten Form. Am großen Terminal können zwei Kreuzfahrtschiffe festmachen, die Stadt ist vollkommen auf die Weißhäutigen mit den Socken in den Sandalen ausgerichtet. Eine Touribude neben der anderen, die Kneipen wissen, dass der reiche Kreuzfahrer jeden Preis für einen Imbiss zahlt.

Das Wasser ist trübe und etwas ölig, der kleine Ankerplatz auf der linken Seite ist richtig schlecht. Nach fünf Versuchen, unseren Anker einzugraben, geben wir auf und nehmen uns eine Mouring. Andere Segler sind da entspannter als wir, sie hoffen einfach, dass das Schiff durch das alleinige Gewicht der Kette gehalten wird. Längere Zeit liegt dort allerdings niemand.

Unsere Boje stellt sich dann als privat heraus und ist eigentlich nicht für uns gedacht. Der Besitzer zeigt sich allerdings verständnisvoll und wir dürfen dort fertig reparieren. Bezahlen müssen wir nichts.

So kaufen wir noch schnell ein und fahren die Wahnsinnstrecke von 3sm gegenüber nach Peter Island nach Great Harbour, einer großen Naturbucht. Hier herrscht die absolute Idylle. Das Wasser ist wieder glasklar, die Bucht weitläufig, an der Ostseite fällt der Anker auf 10 Meter Tiefe. Abends zirpen nur die Grillen.

Wir bleiben 2 Tage, damit der Stresspegel wieder sinkt.

PS: Zum Abschluss nochmal ein Foto von der Kette, man achte auf die gebrochenen Kettenglieder. Wir sind heilfroh, dass sich der Vorfall unter optimalen Bedingungen ereignet hat. Auf See wäre es eine mittlere Katastrophe gewesen.

Highlight mit Handicap

Zuerst die gute Nachricht: Wir haben in Road Town auf Tortola eine Steuerkette bekommen.

Etwas außerhalb der Stadt, in Richtung Nanny Cay, findet sich ein hervorragend bestückter Marineausrüster mit kompetentem Personal. Ein kurzer Blick auf unser gebrochenes Kettenglied genügt, um die passende neue Kette aus dem Lager zu holen. V4 A und für 160 US$. Das hätte definitiv schlimmer kommen können. Wir nehmen gleich noch ein paar Ersatzkettenglieder mehr mit, man weiß ja nie……

In den vergangenen beiden Tagen, haben wir, ungeachtet des Problems, unser „Sightseeingprogramm“ fortgesetzt. Immer schön behütet von der That’s Life und der Blue Sun. Bei Fastflaute und ohne Welle geradeaus, fahren wir wie mit rohen Eiern an Bord zwei weitere Ankerplätze ab.

Einer davon heißt „The Bath“ und liegt im Süden von Virgin Gorda. Hier ist ein Marinepark und somit ist das Ankern verboten, auch die ausliegenden Bojen dürfen nur tagsüber genutzt werden. Auch hier gibt es Gerüchte im Vorfeld über Cruisingpermits, die Gebühren von 150US$ beinhalten sollen. Wir haben kein Permit und beschließen, den Ahnungslosen zu spielen.
Laut Revierführer soll man bis um 8.00 Uhr morgens dort sein, um eine Mouringboje zu ergattern, danach soll es schwierig werden. Na dann, genau meine Zeit…..

Am Abend vorher parken wir in geschätzter 473 m Entfernung, um morgens um 7.00 Uhr den Platz zu wechseln. Gesagt, getan. Um 7.11 Uhr liegen drei Schiffe vor The Bath fest. Es ist sensationell.

Das Wasser ist glasklar, auf 10 Metern ist jedes Sandkorn einzeln zu sehen. Die Kulisse in der aufgehenden Sonne entschädigt für frühes Aufstehen. Um 8.30 Uhr sind wir am Strand, an dem nicht mit dem Dinghi angelegt werden darf. Dieses muss außerhalb an einer extra Dinghimouring festgemacht werden, der Rest wird geschwommen.

Die Küste erinnert ein wenig an die schwedischen Schären mit Höhlen, durch die türkisfarbenes Wasser fließt. Unglaublich eindrucksvolle Steinformationen haben sich hier im Laufe tausenden von Jahren gebildet. Die Kommunikation reduziert sich auf stumpfes „Wow“, „Oh“und „Ah“. Noch sind wir alleine auf dem Trail durch die Steine und Höhlen.

Als wir zurück zu unserem Strand kommen, hat sich das Blatt gewendet. Menschenmassen bevölkern den Strand, auf dem Trail entsteht ein Stau nach dem anderen, es gibt kein durchkommen mehr. Wir beglückwünschen uns ein zweites Mal für unsere Entscheidung, so früh hier gewesen zu sein.

Beim anschließenden Schnorcheln sind wir ebenso begeistert. Bei Sichtweiten von bestimmt 30 m sehen wir die Fortsetzung der Felsformationen unter Wasser. Einzelne wunderschöne Korallen, wie bewusst in Szene gesetzt, wachsen in den Unterwassercanoyns und werden von bunten Korallenfischen umschwommen. Wäre die Wassertemperatur nicht trotz Shorty so grenzwertig, hätten wir dort Stunden zugebracht.

Am frühen Nachmittag machen wir die Leinen los, um uns einen Platz für die Nacht zu suchen. Kassiert hat niemand, obwohl den ganzen Tag ein Patrouillienboot vor Ort ist, welches auf die Einhaltung der Regeln achtet. Zu deutsch: Der Tag war für lau.

Trotz der Touristenmassen ( was anderes sind wir ja auch nicht…) ab späterem Vormittag, sind „The Bath“ ein echtes Highlight. Danke den Mitseglern, ohne die wir diesen Punkt verpasst hätten, da wir sonst mit Sicherheit sofort Tortola angesteuert hätten.

Nach fest kommt ab

Heute früh bin ich um 5-10 Jahre gealtert.

Endlich hat der Wind nachgelassen, endlich geht es weiter. Wir die Lemminge laufen die Schiffe aus der Bucht, so auch die That’s Life, die Blue Sun und wir. Zumindest war das der Plan. Wir sind als erste fertig, der Motor läuft, Reiner dreht am Steuerrad, macht den Autopiloten einmal an und wieder und wieder aus, irgendwas blockiert, Reiner hält gegen, es knallt in der Steuersäule.
Kein Ruder dreht sich mehr. ????Wir gucken uns nur noch entsetzt an.

Das war definitiv das falsche Geräusch an einer ganz schlechten Stelle.

Auslaufen abgeblasen, wir können nicht steuern. Was einem da für tausend Gedanken durch den Kopf gehen, kann man nicht beschreiben. Alles auf einmal. Gut, dass wir nicht alleine sind, gut, dass wir den Anker noch unten haben, Oh Gott, wenn das draußen passiert wäre, so ein Scheiß hier im Niemandsland, wie kommen wir weg……….

Nach kurzem Sammeln, Motor aus, die Werkstatt aufgebaut. Kalle, der Schiffshandwerker vor dem Herrn ist zur Stelle, die That’s Life bleibt ebenfalls. Zusammen nehmen die Beiden die Steuersäule auseinander und legen die gesamte Ruderanlage frei. Diagnose: Die Kette ist in der Steuersäule gerissen. Das ist so ziemlich die mieseste Variante. In zwei Stunden mühseliger Arbeit wird die Kette komplett ausgebaut, Kalle entfernt das gebrochene Kettenglied und nietet sie wieder zusammen. Die Kette sieht furchtbar aus, vollkommen brüchig. Das ziemlich einzige Teil, welches wir vorher nicht ausgetauscht haben.

Gegen 12.00 Uhr ist alles wieder zusammengeschraubt, Neuer Startversuch. Der Anker geht hoch, ich stehe am Steuer und merke sofort, dass ich nicht steuern kann. Das Schiff macht, was es will. Bloß gut, dass wir sehr viel Platz um uns herum haben und treiben können. Man könnte schreien. Kurzer Ruf über die Funke, die Blue Sun nimmt uns längsseits damit wir nicht auf dem Riff oder in anderen Schiffen landen, erneutes Ankermanöver. (Päckchenankern kennen wir schon)

Alles von vorne. Wie die Fachleute nach kurzer Zeit feststellen, muss die Kette in der Steuersäule über Kreuz laufen, damit das Ruder in die richtige Richtung geht. Da das Ding ja vorher gerissen war, konnte man das nicht sehen. Diesmal dauert die Aktion nur eine Stunde, Mann kennt sich ja schon aus.

Der Anker geht hoch und diesmal merke ich trotz der immer noch festgeknoteten Blue Sun ( sicher ist sicher…), dass das Steuer funktioniert. Wir lösen den Verband und fahren gut bewacht von zwei Schiffen in die südliche Ecke der Insel. Ein paar Meter weiter befinden sich „The Bath“ ein Naturstrand, ähnlich, wie er auf den Seychellen zu finden ist. Von hier sind es dann 8 sm rüber nach Tortola in die Hauptstadt mit Marinas und Zubehörläden. Ob es dort eine Kette gibt, wie wir sie brauchen, wissen wir nicht. Aber da dort die Charterbetriebe ansässig sind, besteht Hoffnung.

Und die stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Am Abend trinken wir uns den Tag schön beglückwünschen uns zu so großartigen Mitseglern und feiern noch einen Geburtstag. Morgen früh gehen wir mit Geleitschutz an eine Mouring an Virgin Gordas größte Attraktion. Und dann kümmern wir uns um das Ersatzteil.

Wenn’s mal wieder länger dauert….

…..nimm Dir’n Rumpunsch.
Es nervt. Eigentlich wollten wir heute endlich weiter. Aber es pustet nach wie vor mit bis zu 30 Knoten.

Da macht es wenig Sinn auf Biegen und Brechen die Bucht zu verlassen. Wo auch immer wir hinsegeln würden, es pustet so, dass wir kaum mit dem Dinghi an Land kommen. Jede Fahrt hat eine Dusche zur Folge, heute früh haben es unsere immerhin 8 PS kaum geschafft, gegen Wind und Welle zu fahren. Das Wasser ist dementsprechend aufgewühlt und trübe. Nicht das, was man sehen will, wenn man in die BVI’s fährt.

Wie man es auch dreht und wendet, es hilft nichts, wir müssen warten, obwohl uns die Zeit etwas wegrennt. Je länger wir hier festhängen, desto mehr müssen wir im Anschluss streichen, bzw. verkürzen, die Saison ist begrenzt und irgendwo muss man im Frühsommer unterkriechen. Und da bleiben nicht allzuviele Möglichkeiten. Entweder flüchtet man nach Norden in Richtung New York. Mit dem eigenen Schiff an der Freiheitsstatue vorbei zu fahren ist sicherlich ein großes Erlebnis. Uns zieht es allerdings nicht so sehr in die USA und der Weg nach Norden ist beschwerlich.

Auf die ABC Inseln haben wir ebenfalls keine soo große Lust, auch hierhin wäre der Weg inzwischen weit und was wir von dort hören und sehen, begeistert ebenso wenig.

Zur Zeit peilen wir noch Guatemala an. Wenn da bloß nicht noch so viele interessante Orte, Inseln und Länder auf dem Weg wären. Puerto Rico, die Wale in der Dom. Rep., Haiti, Jamaika, die Caymans usw…….ein Jammer. Irgendwas wird dem Rotstift zum Opfer fallen und je länger es hier bläst, desto mehr wird gestrichen.

Ganz hartes Seglerleben.

Bedienungsanleitung Virgin Gorda

 

Der Norder bläst und bläst. Wir hängen mal wieder fest und sind froh, dass wir ganz schnell von Guadeloupe weiter gefahren sind. Zur Zeit kommt hier keiner mehr hoch.

Nun ist das aber nicht mehr so wild, es gibt schlimmere Orte, um festzuhängen. Erkunden wir die Insel eben von hier, aus dem geschützten North Sound, aus.
Eigentlich müsste man sich auch gar nicht großartig wegbewegen, einschließlich schöner Natur hat man hier alles. In der riesige Naturbucht, die sich aus mehreren Inseln und Halbinseln zusammensetzt, gibt es zahlreiche weitere kleine Buchten. In einigen davon, wie auch in Biras Hill sind Resorts erbaut worden, die auf den ersten Blick kaum als solche zu erkennen sind. Sogar der eine oder andere kleine Steg für die ganz Bequemen ist vorhanden. Stören tut das nicht, alles ist geschmackvoll der Topographie angepasst worden. Tourismus von der angenehmen Seite. Es gibt keinen Strand oder keine Bar, die für ankerliegende Segler nicht nutzbar ist.

Das Wassertaxi fährt bis zum späten Abend umsonst quer durch die Bucht, der Einkauf im Supermarkt im Gun Creek wird so zum netten Ausflug.

Trotzdem wollen wir die ganze Insel sehen. Die einzige Möglichkeit, sich auf der Insel fortzubewegen, stellt das Taxi dar. Das ist bisher der einzige Punkt, an dem richtig zugeschlagen wird. Die ca. 20 min. Fahrt nach Spanish Town, soll ( Taxitarife sind fest und hängen aus), pro
Person bei vollem Auto 13 US$ kosten, macht hin und zurück 26. Was zuviel ist, ist zuviel. Wir gehen zu sechst ein Stück der Straße entlang und wollen sehen, ob wir nicht unterwegs jemanden finden, der verhandlungsfreudig ist. Es klappt. Der Fahrer fährt uns für die Hälfte, 7,50 US$ pro Person sind ok. Alleine die Fahrt lohnt sich. Unterwegs haben wir atemberaubende Ausblicke über die ganze Insel. Der Hauptort ist dann als solcher kaum zu erkennen. Eine Ansammlung typisch bunter karibischer Häuser, ein paar Geschäfte um den modernen Hafen herum. Das war’s.

Auf der anderen .Seite des Ortes liegt der Flughafen. Der schönste unserer bisherigen Reise: Eine Sandpiste mit Hütchen als Begrenzung.

Heute wollen wir mal zum gegenüberliegenden Strand gucken. Gestern habe ich Flamingos über das Schiff fliegen sehen. Vielleicht wohnen die da.

Kurze Zusammenfassung für Segler:

Sehr guter Ankergrund vor Prickley Pear Island.
Mouringbojen vor Saba Rock 30 US$ / Nacht, 380 Gallonen Wasser und einen Sack Eiswürfel / Tag gibt’s dazu.
Sehr gute Cocktials zur Happy Hour zwischen 16.00-18.00 Uhr auf Saba Rock. Hier gibt es auch kostenloses und offenes Internet, allerdings relativ schwach.

Bitter End Yacht Club: hervorragendes starkes Internet, Passwort: beyc2016, wir empfangen das sogar relativ weit weg am Anker mit unserer Antenne.

Supermarkt auf der anderen Seite in Gun Creek. Richtung Ort laufen, dann dem Schild nach. Keine Bange, man landet nicht auf dem Schrottplatz.
In Gun Creek wird auch einklariert.

« Ältere Beiträge