Die Zeit ist mal wieder zu kurz, weil Grenada einfach zu schön ist. Und der Bericht ist diesmal lang, weniger würde dem Erlebten nicht gerecht werden.

Am Freitagmorgen besteigen wir pünktlich „unseren“ Bus und stellen als erstes fest, dass unser Fahrer Pascale samt mitfahrender Begleitperson so ganz anders ist und so ganz anders und kultiviert fährt, als wir das bisher kennengelernt haben. Am Ende der Tour lüftet sich das Geheimnis, warum das so ist…..

Zunächst aber beginnt die Tour mit einem kleinen Halt an einem Grundwassersee, der niemals austrocknet und somit die Insel ganzjährig mit Süßwasser versorgt. Dann geht es zum einzig wirklich anstrengenderen Teil des Tages: Der Marsch durch ein kleines Stück Regenwald zum ersten Wasserfall der „Seven Sisters“. Hier kommen meine Bergsteigerflippflopps an ihre Grenzen, das Terrain ist nämlich glitschig auf dem Trampelpfad des Auf und Ab’s zum Wasser. Der ortskundige Führer runzelt die Stirn und besorgt stabile Wanderstöcke. Ich runzele ebenfalls die Stirn und überlege noch, ob das ein Showelement sein soll, wenige Minuten später bin ich froh über meinen Wanderstab. Ohne wäre ich nicht nur einmal auf meinem Hintern gelandet.

Der Wasserfall teilt sich in zwei Teile mit anschließendem Pool. Vom oberen kann man hinunterspringen. Oben steht eine Amerikanerin ( wie uns ihr Freund unten mit der Kamera berichtet, seit 40 Min. und hadert mit ihrem Schicksal) Nicht für alles Geld der Welt würde ich da runter springen…..Heike von der Flying Fish hat’s übrigens getan. Hut ab. Wer will, kann im Pool schwimmen gehen. Bei gefühlten 20 Grad Wassertemperatur für mich ebenfalls indiskutabel.

Auf dem Rückweg dann das Highlight: Es toben Affen durch die Baumwipfel ????, leider für das Foto zu weit weg. Es ist ein munteres Gespringe wie im Dschungelbuch im Gange, die Frage, um was für Affen es sich handelt, beantwortet der Guide mit :“Wilde“ . Aha.

Nach kurzem Lunchstopp folgt die Rumdestillerie, derer es zwei auf der Insel gibt. In dieser wird nur Rum mit mindestens 75% Alkohol produziert. ???? Die Produktionsstätte ist eindrucksvoll, mein erster Gedanke ist allerdings, dass wir wieder, wie schon auf Martinique, eine stillgelegte frühere Anlage besichtigen. Falsch. Wir sehen die Zuckerrohrpresse, die gut und gerne aus Bürgerkriegszeiten stammt und funktioniert und die Melassebecken, in der eine ekelhafte Brühe schwimmt, die später zu klarstem Rum destilliert wird. Hygiene? Alles übeflüssig, wir dürfen auch ruhig mal mit dem Finger in die Brühe fassen. In den Becken toben die Fliegen ( und ertrinken auch schon mal ). Am Ende wird jede Flasche mit der Hand abgefüllt, in einem Raum der eher den Eindruck der Scheune neben dem Kuhstall erweckt. Mein Einwand, dass der Rum und ich hier an dieser Stelle die Freundschaft beenden werden, wird belächelt. Bei 75% überlebt nichts an Ungeziefer. Trinken kann man das Zeug aber auch nicht, höchstens ganz dünn zum Mixen.

Nächste Station ist die Schokoladenfabrik in Viktoria gerade eben kurz dem Schließen um 15.30 Uhr. Die Angestellten haben zwar schon Feierabend, wir dürfen aber trotzdem noch einen Blick in die Produktionslinie werfen. Keine Fliegen. Wir probieren alle Sorten durch und kaufen lecker ein. Der Vorteil dieser Schokolade ist, dass sie nicht schmilzt in der Hitze. Angeblich. Wir werden sehen. Und wenn man die 100%tige verzehrt, nimmt man ab. Angeblich. (Wahrscheinlich, weil sie ungenießbar bitter ist!) Ganz lecker ist es aber, das Fruchtfleisch aus der Fruchtkapsel von den Kernen zu lutschen. Es schmeckt wie ein zitroniger Bonbon. Wieder was gelernt. Auch der Blick in den anliegenden Garten lohnt sich. Mangos, Ananas, Muskatnussbäume, Bananen, Gewürze. So haben wir uns das vorgestellt.

Danach sind wir platt. Zuviel Input für das Seglerhirn. Der Weg nach Hause zieht sich hin, wir sind tatsächlich bis ganz in den Norden der großen Insel gefahren. Teilweise auf den Küstenstraßen, teilweise mitten durch das Land. Wir sehen eine wunderschöne Landschaft, die noch vor 4 Wochen einen reichlich trockenen und verbrannten Eindruck gemacht hat. Inzwischen biegen sich die Mangobäume unter der Last hunderter reifer Früchte. Die Bougainvillen blühen üppig ihn den schönsten Farben. Wir sind durch Orte gefahren, die unbedingt näher betrachtet werden wollen. Und wir haben wieder Menschen getroffen, die durch ihre Fröhlichkeit und Wärme ein dauerhaftes Gefühl des Willkommenseins vermitteln. Wir sind jedenfalls noch nicht fertig mit der Insel. Vielleicht kommen wir auch nochmal nach der Hurricansaison hierher zurück.

Kurz vor Eintreffen in der Prickley Bay, zeigt uns Pascale dann sein Haus, welches pittoresk an einem Hang liegt. Es ist ziemlich groß und wie viele der karibischen Häuser mit mutigem Griff in den grünen und orangen Farbeimer gestaltet.  Reiner bringt seine Anerkennung mit einem: „Oh, you are a rich man! „, zum Ausdruck. Er lächelt daraufhin und erklärt, er sei nicht immer Bus gefahren, sondern habe 15 Jahre als Manager gearbeitet. Und die Touren über die Insel seien für ihn eine Abwechslung. Bezahlt haben wir übrigens ganze 450 E$ für uns 9 Personen und die 9 stündige Tour. Die Telefonnummer können wir gerne weitergeben.

So wie es heute aussieht, werden wir morgen nach Tobago aufbrechen. Crewmitglied Leonie fliegt ein und ab Dienstag soll der Wind auf dieser sowieso schon schwierig zu segelnden Strecke zunehmen. Wahrscheinlich werden wir gegen den Wind kreuzen müssen, da braucht man weder eine hohe Welle noch Starkwind. Allerdings beträgt die Strecke nur 75 sm, direkt wäre das ein Klacks. Wir werden sehen.