Pilgertag

Spätestens seit Harpe „mal weg war“, ist den meisten Menschen Santiago de Compostela ein Begriff. Hier endet der Jakobsweg, auf dem Pilger aus aller Welt durch den ganzen Norden Spaniens wandern, die das Ziel haben in der Kathedrale das Grab des Apostels Jakobus zu besuchen.

Wir haben das Glück von der deutsch-chinesischen Crew von „Lanchen“ gefragt zu werden, ob wir sie bei einem Ausflug dorthin begleiten wollen. Da sagen wir nicht nein.

Um es gleich vorweg zu nehmen, wir haben einen ziemlichen Touristenrummel und eine Menschenmasse erwartet, die ihres Gleichen nur in Pisa oder Venedig findet. So kann man sich täuschen…..

Wir starten morgens um 10.00 Uhr mit dem Auto und erreichen schon nach knapp einer Stunde Santiago. Wir finden schnell ein freies Parkhaus und nach weiteren 15 Minuten Fußweg durch die schöne Altstadt stehen wir vor der Kathedrale. Ich bin beeindruckt. Die Kathedrale ist wunderschön. Riesengroß, aber nicht erschlagend und  architektonisch irgendwie besonders. Der zweite Blick fällt auf die Pilger, die tatsächlich, wie der Sprachenmix beweist, aus aller Welt kommen. Jeder fünfte hat eine Kniebandage um, jeder zehnte humpelt. Die staubigen Trekkingschuhe haben das meiste hinter sich.

Gerade pünktlich als wir die Kathedrale betreten beginnt die Andacht. In der vollen Kirche breitet sich eine, für die vielen Menschen relativ große Stille aus. Die Orgel setzt ein und ein Priester (heißen die so?) beginnt mit einer Stimme zu singen, hinter der sich mancher Opernsänger verstecken muss. Eine leichte Gänsehaut ist nicht zu vermeiden. Die Pilger sitzen auf den Bänken und auf dem Fußboden, stützen den Kopf in die Hände und bei einigen fließen die Tränen. Erschöpfung? Erleichterung? Ergriffenheit? Ich weiß es nicht, aber es berührt einen. Anschließend werden die Pilger unter Aufzählung der einzelnen Nationen gesegnet, die wichtigsten Passagen werden auf englisch wiederholt.

Irgendwie habe ich, die nicht so eng mit Kirchens verbunden ist, das Gefühl, ich möchte diese Menschen nicht begaffen und schleiche mich zur Tür.

Noch Stunden später geht einem diese Stimmung, die sich alles andere als oberflächlich anfühlt nicht aus dem Kopf. Der Tag hat unsere Erwartung bei weitem übertroffen.

2 Kommentare

  1. Hartmut

    Guten Morgen Beate und Reiner,

    ich folge euch unauffällig auf eurer Reise am PC und bin gespannt, was bei euch noch so alles an Unerwartetem, Schönem und Außergewöhnlichem kommt.

    Unsere Freunde Hanni und Dieter sind grad unterwegs aus dem Mittelmeer (SLO) auf dem Weg Richtung Mallorca und sollten dort in etwa 5 Tagen eintreffen. Falls ihr Interesse habt, hier ihre Seite https://auszeitundmeer.wordpress.com/

    Euer Schreibstil ist übrigens sehr unterhaltsam.

    Viele Grüße aus Bayern
    Hartmut

    • Beate

      Hallo Hartmut,
      Schön, dass es Dir gefällt. Wir sind immer mehr erstaunt, wie viele Menschen so mitlesen. Damit hatten wir gar nicht gerechnet und es spornt uns natürlich an.;-))
      Viel Spaß dabei
      Lg Beate und Reiner

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