Abschiedsschmerz

 

Unser eigentlicher Abreisetag, der Montag, verschiebt sich. Wir werden nicht fertig. Am Mittwoch verabreden wir uns mit den Brokern zur Übergabe. Immer noch fallen uns Dinge ein, die man erledigen könnte, aber irgendwann muss Schluss sein. Anne und Jonathan finden das auch. Am Donnerstag wollen sie uns rausschmeißen, damit wir ein Ende finden. „ Have fun“ lauten ihre Abschiedsworte. 

Tatsächlich schließen wir am Donnerstag ab. Nun kommt der schwierigste Teil. Einsteigen und fahren. Es tut furchtbar weh. Auch der Abschied von uns ans Herz gewachsenen Freunden von anderen Schiffen, die wir leider erst gegen Ende der Saison kennen gelernt haben. Wir waren eine tolle Truppe in Deltaville, noch besser , als vor zwei Jahren. Die Hilfe und gegenseitige Unterstützung ist absolut unvergleichbar und uns bisher nur zwischen Seglern begegnet. 

Während der ersten halben Stunde ist Schweigen im Auto. Dann reden wir uns ein, dass wir ja im Oktober zurück kommen wollen. Das Schiff muss eingewintert werden. Und ob es überhaupt verkauft wird, wissen wir ja noch gar nicht. Also Augen geradeaus und ab in die Blue Ridge Mountains, wir müssen runter kommen. 

3 Stunden später erreichen wir am Rande der Appalachen unsere Unterkunft. Wir haben uns mit Absicht eine kleine Hütte im Nowhere ausgesucht. Vor dem Haus auf der Terrasse sitzen und in die Natur gucken ist der Plan. Wenig  Menschen, viel Grün.  Bzw. Blau. Denn das sind sie tatsächlich, diese Berge hier. Durch den darüberliegenden Dunstschleier sehen sie blau aus. Und Weite strahlen sie aus. Die Weite, die man benötigt, um Gedanken ziehen zu lassen. Die Weite, die  wir an diesem Land so lieben. 

Nun folgen wir für kurze Zeit den Spuren „John Boy‘s“, zumindest eine Pfirsichsorte, die den Namen trägt, haben wir schon mal gefunden. Tief im Inneren der Berge liegen  Täler mit verstreuten Farmen. Rinder grasen auf riesigen Weiden, Gemüse wächst gut sichtbar an jedem Haus. Es scheint eine heile Welt zu sein. Die Wälder strotzen vor Grün und alles gedeiht. Bäume im XXL- Format. Es regnet regelmäßig bei Temperaturen um die 30 Grad. Kein Wunder, dass sich die Waltons hier so wohl gefühlt haben. 

Ein Zeichen?

Wir haben fast fertig. Das meiste ist getan, das Schiff ist innen schick wie noch nie seit wir es besitzen. Und das sind nunmehr 10 Jahre. 

Geschuftet haben wir tatsächlich, die Klimaanlage und der abendliche Poolbesuch haben uns dabei das Leben gerettet. Nun wird aufgeräumt und ausgeräumt. Nicht alles, sondern nur der Schwachsinn, den man glaubte haben zu müssen für so eine Reise ???? Was wir finden ist unglaublich. Ich hätte mit Waschmittel aus der Tube bis zum Sankt Nimmerleinstag Wäsche mit der Hand waschen können, das Schiff komplett mit Plastern bekleben können und mit Moskitonetzen diverse Male umwickeln können. Ich entsorge etwa 10 verschiedene Sorten Nagellack ( Oh-mein-Gott) und mit was der Reiner aus seinem Badezimmerschrank zum Müll wandert, will ich gar nicht beschreiben. Spannend wird auch der Schrank mit den Sportgeräten ????. (Weil man ja gerne bei tropischen Temperaturen mit dem Expander rumhampelt)

Gestern Abend liege ich nun im Bett und erwische mich bei dem Gedanken, dass ich möglicherweise das letzte Mal auf dem schwimmenden Schiff schlafe. Und dieser Gedanke gefällt mir überhaupt nicht. Anne, unsere Maklerin, hat mich schon gefragt, ob wir sicher sind, dass wir das Schiff verkaufen wollen. Schon da habe ich mit „nein“ geantwortet. Lediglich der Gedanke, dass sich vielleicht sowieso niemand für unser Schiff interessiert, hat mich einschlafen lassen. 

Es hilft nichts. Heute ist Krantermin und Balou kommt an Land. So dachten wir. Ein Schiff ist vor uns dran, wir sollen gegen Mittag folgen. Schiff 1 fährt in die Kranbox, die Gurte werden angezogen. Aber leider nur hinten ????. UPS, schnell wieder runter. Auch bei Versuch Nummer 2 klemmt was. Schiff 1 wieder raus an den Steg. Etliche Trockenversuche misslingen. Nun kommt ein Kran zum Kran, um oben nach der Ursache zu forschen. Ergebnis: ein Rollenlager ist kaputt. Man hofft auf schnelle Reparatur. Gegen 15.00 Uhr funktioniert die Geschichte wieder, Schiff 1 fährt wieder rein. 

Für uns ist es zu spät, wir brauchen Hochwasser in der Kranbox. Egal, dann eben Morgen. 

Ist das vielleicht ein Zeichen? 

Neue Fußböden

     

Neues Cockpit

neue Küche

 

…….und noch vieles mehr……..

 

 

Update

Es ist ruhig geworden. Aber nur auf dem Blog. Hier auf dem Schiff ist reichlich viel los. So viel, dass wir abends totmüde  umfallen und nichts mehr geht. 

Was macht unsere Verkaufsstrategie? Die hat sich zum Teil mal wieder verändert. Annapolis ist erstmal gestorben, wir bleiben in Deltaville. Wir haben inzwischen Anne und Jonathan von der hiesigen Vertretung von Annapolis Yachtsales kennen gelernt. Wir waren uns sofort sympathisch. Die Beiden sind selber Langfahrtsegler und kommen aus Südafrika. Auch sie wollen unser 

Schiff verkaufen, sind aber der Meinung, dass es für so ein Schiff egal ist, wo es steht. Ein Schiff mit der Ausrüstung kauft man nicht beim Sonntagsausflug in den Showroom, man sucht es. Und da seien 180 km vollkommen egal. (Zumal wir hier in den USA sind). Diese Einschätzung deckt sich mit unserer. Dazu kommt, dass wir hier sehr viel günstiger liegen, als in Annapolis und außerdem auf dem Schiff wohnen und arbeiten können. Wir könnten sogar segeln, wenn wir das wollen. Ein stehendes Schiff wird nicht besser, sagen sie und auch damit haben sie recht. 

Die erste Besichtigung unseres Schiff von unseren Brokern fällt positiv aus. Sie sind sogar der Meinung, wir sollten etwas höher anfangen mit dem Verkauf, als bisher geplant. Nun sind wir am Schuften. Die Temperaturen befinden sich derweil wieder am oberen Limit. Heißt, die Suppe läuft. Wir befinden uns wieder in dem Stadium, in dem man viel trinkt, aber nicht pinkeln muss. Es tropft aus allen Poren wieder raus. Es wird früh ( also für unsere Verhältnisse…..????) angefangen, am Nachmittag hilft nur nur noch der Pool. Nachts hält uns die Klimaanlage am Leben. 

Aber es geht voran. Die neuen Fußböden in den Nasszellen sind drin, die Schleif- und Lackierarbeiten sind fast abgeschlossen. Abgeferkelte Eckleisten, Handläufe, Fensterrahmen ect strahlen wieder in neuem Glanz. Tausend Kleinigkeiten liegen dennoch an. 

Wir stellen fest, dass das Schiff wahrscheinlich noch nie in so einem gepflegten Zustand war. Was für ein Mist ! Da ärgert man sich jahrelang über tiefe Kratzer im Holz oder den hässlichen und mittlerweile auch gerissenen Fußbodenbelag im Bad und nun erledigt man diese Dinge für andere. „Man müsste mal,……..wir könnten mal,……“ hieß es immer. „ Aber es ist ja nur die Optik,…..funktioniert doch trotzdem,…..“ ???? 

Na ja, vielleicht will ja niemand unser Schiff haben. Dann haben wir doch noch was davon. 

In zwei Wochen wollen wir aus dem Wasser. Dann muss noch der Rumpf gereinigt werden, das Edelstahl gewachst und es muss geputzt werden. Unser Flug geht am 15.7. ab New York. In der Woche vorher wollen wir mit dem Auto noch in die Blue Ridge Mountains fahren. Und sofort geht mir der gräßliche Ohrwurm von John Denver, der genau diese Berge besingt, nicht mehr aus dem Kopf. Ich kann machen was ich will! Aber, der Hälfte von Euch jetzt auch nicht mehr…????. Die Blue Ridge Mountains  gehören zu den Apalachen. Ein Gebirgszug, der sich von Georgia bis nach Virginia zieht und in dem bis heute die Cherokee Indianer leben. 

Falls wir ganz sportlich sind, schaffen wir es noch bis zu den Niagarafällen. Aber dann müssen wir wirklich Gas geben. 

Arbeitslager

Auf den Bahamas wurde es im Mai heiß. So, dass wir gesagt haben, es wird Zeit für uns zu verschwinden. Richtung Norden wird es ja kühler. 

Angekommen in St.Augustine wurde die Luft schon klarer, die Nächte angenehm. Aber schon auf dem Weg nach Beaufort wurde ich misstrauisch. Immer noch nachts mit kurzer Hose und T-Shirt? Komisch…..

In Beaufort dann wieder reichlich Hitze und nächtliche Feuchtigkeit. Es sollte doch kühler werden…..???? 

Meine Hoffnung beruhte auf Cape Hatteras. Wettergrenze redete ich mir ein. Dann werden wir herrliche 25 Grad haben und nachts schön schlafen können. 

Als wir das Kap umrundet haben, ist es immer noch heiß. Die Tage sind fast unerträglich, der laue Wind macht es nicht besser. Ankunft in Deltaville bei 33 Grad. Das mittlerweile aufgeheizte Schiff lässt keinerlei Abkühlung des Nachts zu. Wir schwitzen. Am folgenden Tag steigt das Thermometer weiter. 35 Grad. Gegen Abend 36 in meiner Küche. Kochstreik. Alles schleicht stöhnend hin und her, weiterhin kaum Luftbewegung. Der Nachbar meldet 38 Grad. Die Nächte gehen ans Unerträgliche. 

Was bitte haben wir denn falsch gemacht? Wir sind eindeutig nach Norden gesegelt. Und zwar vom 24. bis zum 37. Breitengrad, ganz grob ca. 1500 km. In der Schule habe ich gelernt, dass es im Norden kälter ist. Warum also ist es hier so heiß? 

An Arbeit im Schiff ist nicht zu denken. Da geht der Kreislauf in die Knie. Einziger bisheriger Akt war die Beschaffung einer Klimaanlage von Aldi für ganze 99 $. Nach dem Muster von Trinidad baut Reiner tropfend einen Kasten für die Decksluke, in dem die Klimaanlage hängt. Nun ist das zwar keine Hochleistungsanlage, aber sie wird uns vor dem sicheren Erstickungstod schützen. 

Außerhalb des Schiffes kann man sich nur in klimatisierten Räumen aufhalten. Alternativ im Auto. Am Nachmittag belagern wir den Pool, der inzwischen aber auch schon ziemlich hochgekocht ist. 

Trinidad war ein Scheiß! Die neue Hitzehölle heißt Deltaville. 

Geschrieben habe ich das am Donnerstag. Inzwischen ist es abgekühlt, der Wind hat zwischendurch auf Nord gedreht und frische Luft mitgebracht. Angenehme 25 Grad. Dabei kann man arbeiten. Verschönerungsarbeit ist angesagt. Holz schleifen, wieder mal Teakstopfen auswechseln,  neuer Fußboden für die Dusche, ect..

 

Aber auch für die allabendliche Unterhaltung ist gesorgt. Mittlerweile sind hier 6 deutschsprachige Crews angekommen, 2 weitere werden erwartet. Werkzeuge und Erfahrungen werden ausgetauscht, es gibt überall helfende Hände. Nach Feierabend wird das Bier am Pool oder Grill getrunken. Dorfleben in Deltaville. 

Ruhe im Karton

Wir starten pünktlich am Samstag um die Mittagszeit in Richtung Cape Hatteras. Es wird auch Zeit, sonst werde ich zum Mörder. Wir haben ein langes Wochenende mit dem sich anschließenden Memorial Day am Montagvormittag uns. Halb Amerika feiert und nutzt die Zeit und das Sommerwetter für einen Ausflug. Da hier nahezu jeder ein mehr oder weniger großes Boot hat, ist ab 5 ! Uhr morgens Halligalli um den Ankerplatz. Alles fährt raus an die Strände und zum Fischen. An Schlaf ist nicht mehr zu denken, es wird laut und wellig. Ich fliege fast aus der Koje. Also los. 

Der Wind ist, nachdem wir um die Ecke vom kleinen Kap Lookout sind, mit uns. Die mit uns fahrende „Umiak“ macht tolle Fotos von unserem Schiff. (Es sieht ja schon cool aus so mit mit vollen Segeln…….???? Doch behalten?)

Unspektakulär und schnell erreichen wir das Cape Hatteras gegen Morgen. Mit kräftigem Wind aus Süd und nur direkt am Kap etwas höherer Welle, die aber nicht dramatisch wird, kommen wir um die Ecke. In der Landabdeckung beruhigt sich das Wasser, ruhig ziehen wir nach Norden. 

Der Wind geht leider am Nachmittag aus. Es ist auch keiner zu erwarten, Ankermöglichkeiten gibt es hier nicht, also muss der Motor an. Nervig, aber nicht zu ändern. Am Sonntagmorgen erreichen wir Deltaville und parken in der Marina. „Sie haben ihr Ziel erreicht“……….

Die Ruhe hier ist ein Traum. Zu hören ist nur Vogelgezwitscher und leises Plätschern des Wassers. 

Wir schlafen wie schon lange nicht mehr. Kein Ankeralarm ist nötig, keine Motorboote machen Lärm. Die nächste Straße ist weit weg. Genießen wir es bevor die Arbeit losgeht. Pool, Grill und  Freunde von anderen Yachten warten auf uns. 

Warten auf das Wetter

Seit dem Wochenende liegen wir hier geschützt vor Morehead und warten mit anderen auf das passende Wetter um das berüchtigte und sagenumwobene Cap Hatteras zu umrunden. Das Cap bildet den östlichsten Punkt der Outer Banks, an dem der nach Süden fließende Labradorstrom auf den nach Norden fließenden Golfstrom trifft. Diese Konstellation im Zusammengang mit einigen Untiefen bringen die idealen Voraussetzungen für hohe chaotische Seen mit sich, die dem Unachtsamen schnell zum Verhängnis werden können. 

Nun sind wir nicht unachtsam. Bereits zweimal haben wir das Cap umrundet, zweimal waren die See und das Glück mit uns. Mir persönlich wäre ja eine ausgedehnte Flaute am liebsten, das wird aber diesmal nicht der Fall sein. Schnell durchrauschende Wettersysteme wechseln sich derzeit ab. Wir müssen auf den Abzug eines kleinen Hochs warten, um mit dem Wind, der dann rechtsherum dreht mit Südwind das Cap umrunden. Und zwar so schnell, dass wir nicht in das folgende Tief geraten, das linksherum dreht und wir den daraus folgenden Nordwind abbekommen. ( Wenn man das aufmalt, ist es ganz einfach????). 

Der Segel- und Wetterguru der Amerikaner, Chris Parker, sagt, am Samstag sollen wir losfahren. Unsere Recherchen decken sich mit der Aussage. Es sollte klappen. 

Wir sind nicht alleine. Wir werden mit anderen Seglern den Weg außen um das Cap nehmen. Alternativ 5-6 Tage lang in den Kanälen am Steuer zu stehen ist nicht so unsers, obwohl es landschaftlich wunderschön sein soll. Unser Weg führt durch die Fischsuppe der Outer Banks, die auch als „Fisherman’s Paradies“ bekannt sind. Durch die Ströme, die hier mit ihren unterschiedlichen Temperaturen aufeinandertreffen, schwimmt hier so ziemlich alles, was Flossen hat. Angeblich ist Thunfischsaison, die Bilder des täglichen Fanges sprechen eine andere Sprache. Kein Wunder, dass ich ebenfalls nur Mahi Mahis gefangen habe. ????

So vertreiben wir uns die Tage mit Sigthseeing, Kneipenbummel und Einkäufen. Immer noch ausgehungert von den Bahamas, kann ich dem vielen frischen Obst und Gemüse nicht widerstehen. Der Kühlschrank platzt vor Vitaminbomben. 

Auch die kleinen Orte machen uns Spaß. Von Kanalsystemen durchzogen, reihen sich kleine Kapitänshäuser in maritimen Kolonialstil aneinander, die Fischerei steht überall im Vordergrund. Auch auf Sandstrände muss nicht verzichtet werden, das Wasser ist nicht brackig braun, sondern eher wie in den Abacos grün und etwas undurchsichtig. Da unser Wassermacher brav die normale Menge produziert, muss es auch einigermaßen sauber sein. 

   

Nun denn, morgen geht es auf zur letzten Runde. Wer uns beobachten möchte, kann dies bei Marine Traffic tun. Wir segeln küstennah und  Strecke ist gut mit Sendern abgedeckt. 

Morehead/Beaufort

Wir genießen sechs Tage St.Augustine gemeinsam mit der Murada, die wir nicht ganz zufällig hier wieder getroffen haben. Endlich endlich kann man wieder einkaufen, was das Herz begehrt. Ich schleppe Tonnen an Obst und Gemüse an Bord, es gibt köstliche Melonen, Ananas, Mangos, frische Erdbeeren, Heidelbeeren ect. Dann tut sich ein Wetterfenster nach Charleston auf. Charleston soll eine schöne Stadt sein. Viele alte Häuser und genau wie in St.Augustine viel Live-Musik. Am Donnerstag soll Abfahrt sein. 

Am Donnerstagmorgen gucke ich mir das Wetter an und sehe, dass wir eigentlich perfekt bis nach Beaufort, 200 sm weiter nördlich durchsegeln könnten. Ich äußere leise meine Erkenntnis und treffe auf Erleichterung. Reiner hat es auch schon gesehen und hat sich nur nicht getraut es laut zu sagen. Elvira und ich wollten so gerne nach Charleston…..Aber soll man das Wetter verstreichen lassen? Nachher hängen wir in Charleston und müssen lange warten? ???? Ein kurzer Funkruf zur Murada. Auch Alfons ist von der Idee angetan, gleich durchzusegeln. Also auf geht’s. 

Ich konzentriere mich wieder darauf, endlich meinen Thunfisch zu fangen. Ein schnuckeliger neuer Köder hängt draußen. Auf der Verpackung stand ganz groß „Thuna“. 

Es dauert nicht lange, da rauscht die Angelschnur aus. Es ist groß und macht Theater. Mein Thunfisch? Mühselig kurbele ich ihn ran. Es ist ein großer Mahi-Mahi. ???? Nun sind die ja auch lecker, aber ich will Thunfisch. Hilft nichts, er hängt dran. Ich bekomme ihn bis zur Badeplattform, dann ruckt er einmal rechts-links….und ist ab. Macht nichts, war eh der falsche. 

Beim zweiten Versuch hängt der Köder nicht so weit draußen, es ist viel Algenkram im Wasser und ich muss dauernd meinen Haken frei machen. So kann ich ihn besser sehen. Was ich sehe ist, dass Mahi-Mahi Nr. 2 auf den Köder losgeht. Das gibt’s doch nicht! Da stand Thuna dran! Ich nehme ihm schnell seine vermeintliche Beute weg und er zieht von dannen. 

Versuch Nummer 3. Übliches Spiel, die Angel rauscht aus, ich sehe in der Ferne etwas zappeln. Und ich könnte schwören es ist silbergrau. Yes, endlich ????. Ich kurbele ihn ran. Es ist ein Mahi-Mahi. ???? Er hängt fest, wir ziehen ihn an Bord. 

Einen Versuch starte ich noch. Dann gibt es eben viel Fisch in den nächsten Tagen. Angel raus, es rattert, Fisch dran. Mahi-Mahi. Ich fasse es nicht. Gott sei Dank reißt auch dieser sich los. Ich habe die Faxen dicke. Nach Fisch Nummer 2 habe ich den Köder gewechselt. Aber es ist egal, was ich raushänge, es kommen immer Mahi-Mahis. 

Überflüssig zu sagen, dass die Murada unterwegs einen Thunfisch gefangen hat. 

Mit einer Durchschnitssgeschwindigkeit von 6,7 kn erreichen wir nach 2,5 Tagen Beaufort. 

Hier ist das Fischparadies schlechthin. Die Outer Banks liegen vor der Tür, hier schwimmt alles. 

Mein nächster Weg führt in den Angelbedarf oder zu den Fischern. Fehlersuche……..

PS: Ich weiß, Jammern auf hohem Niveau……

Eine fixe Überfahrt …..

…….mit  Rahmenprogramm 

Mittwochfrüh klingelt der Wecker um 6.00 Uhr. Genau meine Zeit ???? Wir wollen uns früh auf den Weg nach St.Augustine machen, damit wir den ganzen Freitag Zeit haben dort bei Tageslicht anzukommen. Durch das Inlet ( hier heißen die Dinger nicht mehr Cut sondern Inlet ) fährt man nicht im Dunkeln und unser alter Track ist im Elektroniknirwana verschwunden. 

Zunächst motoren wir uns durch die letzten Riffe und Inselchen, dann geht es raus auf den Atlantik. Eben noch Flaute, weht dort draußen ein prima Wind. 15 kn Halbwind sind ein traumhafter Kurs. Am Donnerstag soll er kräftiger werden, auch die Welle soll auf 2 m anwachsen. Aber das passt alles. Wir kommen deutlich schneller an, als gedacht. Freitagnacht um 1.00 Uhr sagt das Navi. Ach Du je, viel zu früh. Wenn der Wind noch stärker werden soll….ich mache mir schon Gedanken über Bremstechniken.

Der Wind legt aber schon am Mittwochnachmittag zu. Mit 7,5 kn segeln wir Richtung St.Augustine auf direktem Kurs. 

Die Angel hängt draußen, alles was so um uns rumsegelt fängt Thunfische. Ich will auch einen. 

Es dauert auch nicht lange, da rauscht sie knatternd aus. Reiner macht die Segel klein, bei dem Tempo bekommt man keinen Fisch ins Schiff. Der Fisch zieht wie bescheuert. Trotz festgestellter Rolle zieht er weiter Leine. Himmel muss der groß sein. Meine Angel biegt sich wie ein Flitzebogen und warte sekündlich auf den Knall, wenn die Leine reißt. Die Leine hält, aber meine Rolle löst sich  von der Rute. ???? Alles, nur nicht die teure Rolle mit dem Fisch dahinziehen lassen. Da hat keiner was von. Ich kann mit Ach und Krach die Rolle halten und gebe nur Kommando: „ Schneid die Leine durch. Sofort!“ Reiner setzt an und fort sind 100 m Leine samt Fisch. ????Der Arme. Bleibt ihm zu wünschen, dass der sowieso schon sehr rostige Haken schnell im Salzwasser weggammelt und er nicht umsonst sterben muss. 

Zur Strafe angele ich nur noch Algen. Alle 30 min. kann ich ein neues Büschel vom neuen Haken pflücken, am Donnerstag gebe ich auf. Nur Salat…

Durch den Golfstrom rasen wir nur so durch. Der Wind hat nachgelassen ( und nicht zugenommen ????). Allerdings rettet uns das etwas. Mit um die 10 kn sind wir allerdings  immer noch zu früh da. Vielleicht Beidrehen vor der Einfahrt.????

Dann findet ein zweites Event statt. 

Auf der Funke kommt ein Securité – Securité, all ships – all ships Funkruf. Solche Funksprüche kennen wir, sie beschäftigen uns nicht wirklich, meistens sind es irgendwelche allgemeinen Informationen, die uns nicht betreffen. Es wird eine Position durchgegeben. Nach der dritten Wiederholung wird Reiner stutzig und guckt auf die Karte. Ach je, genau auf den angegebenen Punkt steuern wir zu. Doch mal hinhören, was da los ist. Die US Navi funkt und bittet alle Schiffe ca. 12 sm von diesem Punkt entfernt zu bleiben, es findet eine Übung statt. Der liegt genau auf unserer Piste. Erstmal stellen wir uns tot. Die sehen uns ja auf dem AIS, werden uns schon ansprechen, wenn wir im Weg sind. 

Nach ein paar Minuten wird Reiner dann doch unruhig und funkt das Begleitschiff der Navi an. „ Ja“, hören wir, „ please change your course and keep distance“. Mist. Sie geben uns eine Kursänderung vor, die leider mit einem Segelschiff nicht funktioniert. Inzwischen haben wir die versprochene  2 m Welle und im Golfstrom kann man nicht gegenan segeln. Wir schummeln etwas und behaupten, mehr geht nicht. Irgendwie sind sie so zufrieden, wir sollen den vereinbarten Kurs und die Geschwindigkeit eine Stunde lang beibehalten. Hallo? Es ist ein Segelboot! 

Durch die Kursänderung fahren wir nun schräg im wahrsten Sinne des Wortes nach SW. Kurze Zeit später kommt ein Hubschrauber, umkreist uns und fliegt weiter. Wiederum einige Minuten später ruft Reiner plötzlich : „Guck, guck, guck, die starten eine Rakete aus einem U-Boot.“ 

Heiligs Blächle, Da geht tatsächlich mit einem Riesengedonner neben uns eine Rakete aus dem Wasser hoch. ????

Völlig konsterniert gucken wir der Rakete hinterher. Immerhin haben sie wohl aufgepasst, dass wir nicht im Weg sind. 

Durch diese ganze Aktion haben wir nun Zeit geschunden. Wir gehen wieder auf unseren Kurs, der nun nicht mehr im Raketenstrom liegt und das Navi sagt uns, dass wir morgens gegen 8.00 unsere Einfahrt erreichen. Das klingt gut. Wir haben somit unsere direkte Wegstrecke von 290 sm mit Umwegen in 2 Tagen bewältigt. Das war ein guter Schnitt. 

Nun ist Kultur und fast normales Leben angesagt. 

Green Turtle Cay

Wenn Great Guana Cay schon wirklich hübsch war, gibt es für Green Turtle Cay nur eine Bezeichnung: entzückend. Gleich am komfortablen Dinghisteg empfängt einen ein freundliches Willkommensschild. 

Der Ort New Plymouth ist dann die reinste Puppenstube. Die sauber gestrichenen Häuschen haben alle einen Namen, der irgendwo an die Hauswand genagelt ist. Gärten sind reichlich bepflanzt, Frangipaniblüten und Bougainvillen ragen über die Zäune. Hier muss die karibische Rosamunde Pilcher gewohnt haben. Selbst während der geschäftigsten Zeit am späten Nachmittag strahlt das Örtchen mit seinen 450 ständigen Einwohnern Ruhe aus. 

Segler sind hier gern gesehen. Ein riesiger Abfallcontainer steht zur Verfügung und es gibt sogar eine Notausrüstung für das Schiff im Angebot eines der kleinen Läden. Auch eine Kneipe mit eigenem Anleger für Dinghis ist vorhanden. Und wenn man nicht in die Kneipe möchte, kann man es trotzdem befestigen. 

Heiß ist es geworden. Die Kocherei findet wieder bei fließendem Schweiß statt, am späten Abend sind es immer noch 28 Grad. Ich schlafe inzwischen wieder mit meinem Freund, dem Ventilator vor dem Gesicht. Selbst im Cockpit ist es nicht kühler, da zur Zeit auch kein Wind weht. Ein Gutes hat es: ich kann ohne Anzug ins Wasser, das mittlerweile auch seine 28 Grad erreicht hat. ????

Trotz der Hitze ist es ein schöner Ort für unsere letzten Tage auf den Bahamas. Ein wenig Wehmut schleicht sich ein. Wer weiß, was kommt……

Erstmal kommt aber die Überfahrt zur Küste. Wir werden dem Wind etwas entgegen fahren müssen, dann aber sollte er durchhalten bis St. Augustine, wo wir wieder einklarieren werden. 

Ich habe beschlossen einen Thuna zu angeln. Es ist mal wieder Zeit für Sashimi, Ingwer ist auch nichtig Haus. 

See You in the US

Great Guana Cay

Das gelbe Ding ist von der Landkarte verschwunden. 2 Tage sitzen wir auf dem Schiff und eine Front nach der anderen zieht mit ordentlich Wind über uns hinweg. Dann lässt es nach und wir können endlich mal wieder an Land. 

Great Guana Cay überrascht uns positiv. Was für ein Unterschied zu Marsh Harbour. Wir finden einen niedlichen kleinen Ort in dem ein gepflegtes und buntes kleines Häuschen neben dem anderen steht. Überall laufen ebenso gepflegte und wohlgenährte Katzen herum, ich vermute mal, das hat seine Gründe. Es ist sauber und überaus grün. So grün hatte ich mir das vorgestellt. Verschlungene Wege führen auf die Atlantikseite auf der sich ein ebenso sauberer weiter Strand auftut. Auch das gute alte Türkis kommt hier wieder zum Vorschein. 

Nach zwei Tagen wird auch das Wasser auf unserer geschützten Innenseite etwas klarer. Zwar immer noch in dunkelgrün wegen des Seegrases, aber immerhin kann man nun den Grund sehen.

Tatsächlich ist auch der kleine Supermarkt gut bestückt. Über die Preise lohnt es nicht zu sprechen, das Preisniveau in den Abacos übertrifft nun mal alles Vorhergehende. ( 10 $ für einen Bund Frühlingshwiebel, ein kleines Büschel Minze und eine Gurke. Es ist alles gesagt.)

Immerhin macht es mal wieder Freude ein paar Fotos zu schießen.

          

Gestern fahren wir dann weiter nach Green Turtle Cay. Auch dort soll es sehr hübsch sein. Die Ankerbucht ist weiträumig und wie wir schnell feststellen sehr unruhig. Kleine Freizeitboote schießen von rechts nach links. Gleich beim Anker abtauchen wird Reiner fast von einem Motorboot übergemangelt. Ich brülle zwar noch laut, aber die 300 PS übertönen meine Warnrufe. Es folgt keine Reaktion. Gott sei Dank hört Reiner den Motor unter Wasser und taucht rechtzeitig ab,  bevor er zerhäckselt wird. Beim nächsten Mal sichere ich mit dem Dinghi von oben ab. 

Nun warten wir auf Wind, der uns an die US-Küste bringt. Erstmal scheint ein echtes Windloch zu folgen. Sehr ungewöhnlich, eigentlich weht es hier fast immer. Na abwarten, die Hoffnung stirbt zuletzt. 

« Ältere Beiträge